Vom Atlantik nach Vorpommern
Tausende Aale finden eine neue Heimat
Dersewitz / Lesedauer: 3 min

Matthias Diekhoff
Angler sind in der Regel geduldige Menschen. Müssen sie auch sein. Denn bis die kleinen Aale, die Ende vergangener Woche in verschiedenen Gewässern der Region ausgesetzt wurden, so weit sind, dass es sich lohnt, sie zu fangen, werden noch ein paar Jahre ins Land gehen. „Vier bis fünf, vielleicht sogar zehn“, schätzt Kreisgewässerwart Volker Worschech ein. Er und eine Hand voll Petrijünger hatten sich am Peene-Süd-Kanal bei Dersewitz verabredet, um etwa 115 Kilogramm Besatz-Aale in Empfang zu nehmen und sie dann auf die Gewässer zu verteilen. Ausgehend davon, dass einer dieser Fische durchschnittlich sieben Gramm wiegt, waren es also rund 16.000 Stück.
Besatz bleibt teure Angelegenheit – trotz Förderung
Gefangen wurden sie zuvor als Glas-Aale an der französischen Atlantikküste und anschließend in den Niederlanden „vorgestreckt“. Das bedeutet, dass sie auf eine Größe „gepäppelt“ wurden, die es den Fischen leichter macht, in den hiesigen Seen, Kanälen, Bächen und Flüssen zu überleben. Etwa die Hälfte der Lieferung wurde gleich im Peene-Süd-Kanal ausgesetzt. Weitere 20 Kilogramm fanden im Landgraben bei Kavelpaß ein neues Zuhause und der Rest wurde unter anderem im Pulower See, Scholwer See, Pinnower See und im Beeksee bei Lentschow verteilt.
Auch wenn ein großer Teil der Besatz-Aale von der Europäischen Union (EU) gefördert, vom Landesanglerverband bezahlt und sogar per Aal-Aktie finanziert wurde, bleibt der Besatz immer noch eine teure Angelegenheit. Immerhin kostet ein Kilogramm 40 Euro, weiß Volker Worschech. Aber auch dafür würden die rund 2200 Mitglieder in den 50 Vereinen, die im Kreisanglerverband organisiert sind, nun mal ihre Beiträge bezahlen. Und da der Aal ein sehr beliebter Fisch ist, auf natürliche Weise aber nur noch sehr wenige in den vorpommerschen Gewässern ankommen, führe am Besatz kein Weg vorbei, erklärt der Kreisgewässerwart.
Rückkehr der Nachkommen weiter abgenommen
Dabei sollten sich die Gewässer natürlich als Lebensraum für den Edelfisch eignen. Bei den 22 Kilogramm, die von der EU gefördert werden, sei sogar zwingend vorgeschrieben, dass sie einen Abfluss haben müssen. Begründet ist das damit, dass der Aal irgendwann in seinem Leben beschließt, sein Heimatgewässer zu verlassen und in die Sargasso-See im Nordwesten des Atlantiks zu schwimmen, um sich dort fortzupflanzen – so zumindest die aktuelle Lehrmeinung. Die Rückkehr der dort geschlüpften Nachkommen hat in den vergangenen Jahren allerdings immer mehr abgenommen.
Dass sich die nun ausgesetzten Aale gleich auf den Weg machen, um sich woanders anzusiedeln, sei nicht zu befürchten, sagt Volker Worschech. Dank seiner Bestandskontrollen, weiß er, dass sich die Tiere nach dem Aussetzen kaum noch weit weg bewegen. Auch die Neulinge bleiben den vorpommerschen Anglern also aller Voraussicht nach erhalten – wenn diese genug Geduld mitbringen.