Verwildertes Denkmal

Überwucherter Bluthsluster Park ärgert Anklamer

Anklam / Lesedauer: 3 min

Seit 201 Jahren gibt es den Bluthsluster Park in Anklam. Die unter Denkmalschutz stehende Anlage verwildert immer mehr. Die Stadt möchte das Areal schnellstmöglich loswerden.
Veröffentlicht:04.08.2022, 05:21

Von:
  • Anne-Marie Maaß
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Einst war die Liebesinsel im Bluthsluster Park in Anklam ein beliebtes Fotomotiv für Hochzeitspaare. In diesem Jahr sollten die Frischvermählten wohl eher ein Buschmesser einpacken, um überhaupt bis zur Brücke zu gelangen. Nach dem Umzug der Anklamer Schwimmhalle im Winter liegt nicht nur die alte Halle, sondern auch der Park mehr oder weniger verwaist dar.

Im Frühling war er aufgrund von Sturmschäden komplett gesperrt. Aktuell wächst nun das Gras mannshoch. Auch ein Mäheinsatz in der vergangenen Woche kann den verwahrlosten Eindruck des eigentlich unter Denkmalschutz stehenden, seit 201 Jahren existierenden Parks nicht wettmachen.

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Anklamer enttäuscht über derzeitigen Zustand

Als „katastrophal und traurig” bezeichnet der Anklamer Rolf Köhler den aktuellen Zustand. Über Jahre habe man sich bei den Peenerobben neben der Schwimmhalle auch um den Erhalt des Parks bemüht. All diese Arbeit sei nun hinfällig, so Köhler. Er erinnert sich gerne noch an Spendenläufe, die ein oder andere Feier oder auch Trainingseinheit unter den alten Bäumen. Bis zuletzt ruhten seine Hoffnungen eigentlich darauf, dass die Stadt vor allem den 200. Jahrestag der Grünanlage noch würdigen würde. Doch auch dieser Zeitpunkt sei nun passé.

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Kein Andenken für verdiente Bürger der Stadt

Er sieht aktuelle Situation vor allem auch als Missachtung der Leistung des verdienten Anklamers, Kaufmann Eduarth Bluth, sowie des Apothekers Wilhelm Kummer, die einst mit anderen Bürgern der Stadt dafür sorgten, dass aus dem ehemaligen Gänseanger überhaupt eine Parkanlage am Stadtrand von Anklam entstand.

Dementsprechend ergebe sich aus dem heutigen Zustand des Parks auch die Frage, wie Anklam mit dem Andenken an verdiente Bürger der Stadt und mit dem Denkmalschutz umgeht, so Köhler. Zumal stünden sowohl die alte Schwimmhalle als auch der Park nach wie vor eigentlich unter dem Schutz der übergeordneten Landesbehörde.

Verkaufstermin noch offen

In der Anklamer Stadtverwaltung indes scheint man sich mit solchen Fragen nicht mehr beschäftigen zu wollen. Anklams Bürgermeister Michael Galander geht davon aus, dass der Verkauf der Halle samt Park an die Zuckerfabrik 2023 erfolgen kann. Stadtseitig war das schon in diesem Jahr geplant – auch, um den Stadthaushalt zu entlasten. Fest steht: Einen Verkaufstermin gibt es nicht, die Zuckerfabrik indes setzte bislang eher auf produktionstechnische Investitionen.

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Städtisches Geld soll dennoch weder in den Park noch in das Gebäude fließen, so Galander. Immerhin gebe es dafür im Stadthaushalt 2022/23 auch gar keine Kostenstelle mehr, begründet er. Dementsprechend werden auch die Mäharbeiten und die Sicherungsmaßnahmen derzeit nur noch auf das Notwendigste beschränkt, so der Rathauschef.