Kritik an Naturschutz-Projekten

Vogel-Schützer haben in Bugewitz schweren Stand

Bugewitz / Lesedauer: 3 min

Bei den Themen Hochwasser und Naturschutz schrillen in Bugewitz die Alarmglocken. Auch eine zu diesen Themen einberufene Einwohnerversammlung konnte daran nicht viel ändern. Zu groß ist offenbar das Misstrauen gegenüber solchen Projekten.
Veröffentlicht:15.02.2018, 09:18
Aktualisiert:

Von:
  • Author ImageMatthias Diekhoff
Artikel teilen:

Runde drei Stunden dauerte die Einwohnerversammlung in Bugewitz, bei der es um die Hochwassersituation und ein Naturschutzprojekt im Gemeindegebiet ging. Doch wirklich beruhigt gingen wohl die wenigsten der etwa 80 Bürger nach Hause, die den Weg in das „Gasthaus am Mühlengraben“ gefunden hatten. Dabei gaben sich die Mitarbeiter des Life-Projektes Limicodra redlich Mühe, immer wieder zu betonen, dass es dabei weder um Renaturierung noch um Moorschutz geht. Begriffe, bei denen in Bugewitz sämtliche Alarmglocken schrillen.

Vielmehr drehe sich das Projekt allein um den Schutz von Wiesenbrütern wie Kiebitz, Bekassine, Brachvogel oder Rotschenkel. Finanziert werde es von der Europäischen Union, dem Land und Stiftungen, erklärte Projektmitarbeiter Kai Paulig. Träger sei die Stiftung Umwelt- und Naturschutz MV. Ziel soll sein, den Vögeln entsprechende Lebensräume zur Verfügung zu stellen, in denen sie ungestört brüten können. Dazu gehöre neben einer den Bedürfnissen der Tiere angepassten Bewirtschaftung der Flächen allerdings auch, dass die Wasserstände so reguliert werden können, dass die Wiesen zumindest zeitweise leicht unter Wasser stehen.

Das lässt die Anwohner hellhörig werden

Das allerdings ließ die Bugewitzer und vor allem die Bewohner des Ortsteils Rosenhagen hellhörig werden, da dort zum Teil schon jetzt viel Wasser in den Kellern und auf den Grundstücken steht, sodass die Obstbäume eingehen und auch kein Gartenbau mehr möglich ist. Dazu hieß es von den Projektmitarbeitern, dass das Projekt nicht im Polder Rosenhagen durchgeführt werde, wenn sich herausstellen sollte, dass es dort zusätzliche Belastungen für die Bewohner geben sollte. Im Moment nämlich würden neben dem Polder Rosenhagen auch noch die Polder Bugewitz, Mönkebude und Leopoldshagen auf ihre Eignung für das Projekt untersucht. Dabei stehe zunächst ein hydrologisches Gutachten im Vordergrund, dessen Ergebnisse allerdings erst im kommenden Jahr erwartet werden. Generell sollten bei der Auswahl der Flächen die Bedürfnisse des Naturschutzes, der Landwirtschaft und der Einwohner berücksichtigt werden, hieß es.

Viele Fragen blieben unbeantwortet

Trotzdem: „Ich weiß nicht, was ich davon halten soll“, zweifelte eine Frau aus Rosenhagen. Zu tief sitzt in der Gemeinde Bugewitz offenbar das Misstrauen gegenüber Naturschutzprojekten, die dort auch schon gehörig schief gelaufen sind – etwa die Flutung des Polders Kamp, an dessen Folgen die Bewohner des Bugewitzer Ortsteiles bis heute schwer zu tragen haben. So wurde denn auch befürchtet, dass der Gemeinde erneut etwas „übergestülpt“ werden solle und vollendete Tatsachen geschaffen würden. Schließlich gebe es in Bugewitz bereits ein Projektbüro, in dem fünf Leute arbeiten. Moniert wurde außerdem, dass Bürgermeisterin Ruth Schiller und die Gemeindevertretung nicht rechtzeitig über das Projekt informiert wurden, das bereits im vergangenen Jahr genehmigt wurde und eine Laufzeit von acht Jahren hat.

Und schließlich wurden auch noch Fragen zum Sinn der gesamten Veranstaltung gestellt, wenn doch eh schon alles entschieden sei. „Wer hat dem Projekt zugestimmt?“, wurde gefragt. Und auch: „Welchen Einfluss hat die Gemeinde noch?“ und „Wer hat jetzt noch ein Veto-Recht?“ Doch diese Fragen blieben schließlich unbeantwortet.