Flüchtlingskrise

Vorpommerns Flüchtlinge sollen in altem Hotel wohnen

Greifswald / Lesedauer: 3 min

Nach den Protesten gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in Loitz reagiert der Landkreis mit einer neuen Lösung. Ein ehemaliges Hotel soll zur neuen Asyl-Unterkunft werden.
Veröffentlicht:09.02.2023, 11:48
Aktualisiert:09.02.2023, 11:57

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Es ist ein bisschen in die Jahre gekommen, soll aber ab Mitte März bis zu 136 Flüchtlingen eine dauerhafte Bleibe bieten. Die Rede ist vom Greifswalder Europa Hotel. Zur einer Besichtigung mit Presse-Vertretern hatten Landrat Michael Sack (CDU) und Greifswalds Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne) kurzfristig eingeladen. Damit das Hotel allerdings als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden kann, muss noch eignes getan werden.

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Platz für 136 geflüchtete Menschen

Erst vor wenigen Wochen hatte der Landkreis kurzfristig bekannt gemacht, dass Flüchtlinge in einem ehemaligen Schulgebäude in Loitz untergebracht werden. Dort hatte es massive Proteste gegen die Entscheidung gegeben.

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Das Hotel in Greifswald steht seit etwa anderthalb Jahren leer. Die Möbel sind nicht mehr besonders schick, aber praktisch. Eingangsbereich und Essbereich sehen noch aus, wie bei einem klassischen Mittelklasse Hotel. Das, was es schließlich auch mal war. Die Küche ist ausgemistet, neue Elektrogeräte sollen angeschafft werden. Bereits seit Anfang Januar diesen Jahres liefen die Vorbereitungen für den Einzug von bis zu 136 geflüchteten Männern, hieß es am Donnerstag.

Die Zimmer sind allerdings noch nicht bereit. Vor allem Doppelzimmer soll es geben. Ausgestattet mit Betten, Schränken, Schreibtischen, Kühlschränken und einem eigenen Badezimmer. Auch Gemeinschaftsräume stehen im Erdgeschoss bereit. Dadurch sei ein Hotel bestens geeignet, wie Landrat Michael Sack (CDU) erklärte. Das Kochen allerdings, müssten die zukünftigen Bewohner selbst übernehmen. „Ihnen wird nicht das Essen auf Tablettes aus der Küche gereicht werden, auch wenn das hier mal ein Hotel war”, so Sack.

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Getrennte Unterbringung

Ukrainische Flüchtlinge sollen in dem Hotel keinen Platz finden. Sack argumentiert, dass es sich bei den ukrainischen Flüchtlingen vor allem um Frauen und Kinder handele. Diese seien einfacher dezentral unterzubringen. Viele hätten auch schon eine eigene Wohnung, so Sack. Es sei für die männlichen Flüchtlinge, die vor allem aus dem Nahen Osten kämen, auch besser, wenn diese gemeinsam untergebracht würden, das vereinfache das Zusammenleben enorm. „Es ist für die jungen Männer auch nicht gut, wenn die nur rumsitzen und nichts tun. Aber dafür bietet Greifswald großartige Möglichkeiten, wie zum Beispiel Sportvereine, in denen man Integrationsarbeit leisten kann.” so Sack. Der Landkreis hat derzeit rund 2900 Ukrainer und 1542 Flüchtlinge aus anderen Nationen aufgenommen. In diesem Jahr rechnet Sack mit einem erneuten Anstieg der Flüchtlingszahlen.

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Der sichere Hafen

Mit Widerstand gegen die Aufnahme der Flüchtlinge, wie zum Beispiel in Loitz in den vergangenen Wochen, sei in Greifswald laut Oberbürgermeister Fassbinder nicht zu rechnen. Greifswald hätte sich per Bürgerschaftsbeschluss zum „sicheren Hafen” für Flüchtlinge erklärt und unterstütze die Hilfe und Aufnahme. Man sehe das Thema auch als Chance, so Fassbinder. Auch Greifswald spüre den massiven Fachkräftemangel. Mit der nötigen Unterstützung durch den Bund könnte man die Flüchtlinge auch in den Arbeitsmarkt integrieren. Im Unterschied zu Loitz, wo direkt klar gewesen sei, dass die Unterbringung in einer Schule nur eine Übergangslösung ist, sei in Greifswald mit dem früheren Europa-Hotel eine dauerhafte Lösung gefunden worden.