Judikarede 2023

Was Einigkeit, Recht und Freiheit diesem jungen Anklamer bedeuten

Anklam / Lesedauer: 4 min

Wie es am Lilienthal–Gymnasium Anklam Tradition ist, wird am Freitag wieder ein Schüler des 12. Jahrgangs das Wort ergreifen und die Judikarede halten.
Veröffentlicht:29.03.2023, 19:04

Von:
  • Johanna Duffe
Artikel teilen:

An diesem Freitag wird sich die Aula des Anklamer Lilienthal–Gymnasiums zum 31. Mal mit Schülern, Lehrern und einigen Gästen füllen, die bei der diesjährigen Judikarede dabei sein wollen. Eine Tradition, die es so ausschließlich an dieser Schule gibt, um an den dänischen Offizier Carlson, der im Jahr 1713 Anklam rettete, zu erinnern.

In diesem Jahr ist es an dem Zwölftklässler Dag Braatz, die Worte über ein selbst gewähltes Thema an seine Mitschüler zu richten. Trotz des Trubels der in dieser Woche stattfindenden Mottowoche und des bevorstehenden Abiturs erklärte er sich bereit, diese Aufgabe zu übernehmen.

Seit der siebten Klasse im Schülerrat aktiv

Das Reden vor einem größeren Publikum schüchtert den ehemaligen Schülersprecher nicht ein. Schon früh begeisterte er sich für die Mitgestaltung seines Schulalltags, indem er bereits ab der 7. Klasse Teil des Schülerrates wurde. In der 10. Klasse übernahm er dann schließlich den Posten des Schülersprechers für ganze zwei Jahre, wobei er durch das Vorstellen von Projekten und das Leiten des Schülerrats das Reden üben konnte.

Für ihn war es wichtig, diesen Ort mitbestimmen zu können, da die Schule, die er für lange Zeit fast jeden Tag gesehen hat, in seinen Augen „wie ein zweites Zuhause“ ist, erklärt der Abiturient. Momentan realisiert Dag noch gar nicht richtig, dass dieses große Kapitel seines Lebens endgültig zu Ende geht und er damit nicht länger seine Freunde  jeden Tag zu Gesicht bekommt.

Er macht deutlich, wie prägend die Zeit von der siebten bis zur zwölften Klasse für ihn war. Aus diesem Grund und inspiriert von seiner Großmutter, die immer noch von ihrer ehemaligen Arbeit als Lehrerin schwärmt, soll es für ihn nach dem Abitur mit einem Lehramtsstudium in Greifswald weitergehen, um der Gesellschaft in der Zukunft etwas zurückzugeben. Für Dag ist es dabei wichtig, das zu machen, was ihn erfüllt und wie er es sagt: „Seinen Beruf aus Berufung zu machen“.

Dialog über zeitgemäße Werte wichtig

Bevor aber dieser Zeitpunkt kommt, erwartet ihn neben dem Abitur noch die Herausforderung und auch die Ehre, am Freitag vor Publikum seinen Standpunkt zu einer für ihn wichtigen Thematik zu vertreten. Neben Schule, Freizeit und seinem wöchentlichen Training im Rettungsschwimmen, Tischtennis und Volleyball brachte Dag an einem einzigen Wochenende all seine Gedanken aufs Papier.

Das Resultat ist nach einigen Korrekturen eine Rede mit dem Titel „Wie zeitgemäß sind unsere Werte? -Einigkeit und Recht und Freiheit“. Im Mittelpunkt stellt der Schüler dabei insbesondere die  drei großen Werte der deutschen Nationalhymne, aber auch andere Werte wie beispielsweise Liebe und Dankbarkeit finden bei ihm Gehör.

Als besonders relevant empfindet der Gymnasiast den Dialog über die Werte unserer Gesellschaft angesichts des ständigen Wandels, dem die Welt momentan unterliegt. Er will in seiner Rede erklären, dass es Zusammenarbeit und einen besseren Umgang miteinander erfordert, um diese Welt zu einem Ort zu machen mit einem gleichberechtigten und gleichwertigen Miteinander, in dem sich jede Person wohlfühlen kann.

Eigenes Verhalten überdenken

Sein Ziel ist es, den Zuhörenden die Chance zu geben, sich selbst eine Meinung zu den angesprochenen Werten zu bilden und ihr eigenes Verhalten im Bezug auf ihre Mitmenschen zu überdenken. Des Weiteren möchte er mit seinen Worten seinen Mitschülern mit auf dem Weg geben, dass sie gut sind, so wie sie sind und sich nicht ständig mit anderen vergleichen müssen.

Auch wenn Dag als ehemaliger Schülersprecher vertraut mit der Situation ist, dass alle Augen auf ihn gerichtet sind, steigt inzwischen die Nervosität bezüglich der Rede am Freitag, denn noch nie musste der Anklamer so lange vor Publikum reden. Die zusätzliche Angst, dass Publikum nicht abholen zu können, erhöht den Druck in seinem Kopf. Doch von seinen Freunden bekomme er viel Mut zugesprochen und so freut er sich darauf, seine Meinung mitteilen zu können und zum Nachdenken anzuregen.