Nach Unfällen

Wie sicher ist die Badeanstalt am Zarrenthiner Kiessee?

Zarrenthin / Lesedauer: 4 min

Die jüngsten Unfälle und Rettungseinsätze am Zarrenthiner Kiessee haben Diskussionen um die Sicherheit in der Badeanstalt ausgelöst.
Veröffentlicht:27.08.2022, 11:42
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  • Author ImageStefan Hoeft
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Wohl nur eine Verkettung glücklicher Umstände sorgte dafür, dass der am Sonntag im Zarrenthiner Kiessee untergegangene Mann reanimiert werden konnte. Diese Einschätzung teilte auch Grit Gawrich, Bürgermeisterin der Gemeinde Bentzin, welche die dortige Badeanstalt betreibt, in einem Gespräch mit dem Nordkurier zur Sicherheitssituation.

Gast war plötzlich in Tiefe gesunken

Nach dem Vorfall gibt es einige Diskussionen, wie sicher sich die Leute dort fühlen können beziehungsweise wie gut die weit über das Jarmener Umland beliebte Freizeiteinrichtung auf Notfälle vorbereitet ist. Der im Bereich der Schwimmplattform plötzlich in die Tiefe gesunkene Gast war von am Rand des Gewässers befindlichen Tauchern hochgeholt worden, anschließend kümmerten sie und Besucher sich um die Wiederbelebung, bis die per Notruf alarmierten Rettungskräfte eintrafen. Darunter auch die Besatzung des Greifswalder Rettungshubschraubers, dessen Pilot seine Maschine kurzerhand auf jener kleinen Betonfläche landete, die fürs Schachspiel angelegt ist.

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Letztlich waren es die Taucher, die diese schnelle Hilfe überhaupt erst ermöglichten, resümierte Grit Gawrich. Und da habe der Kiessee vielen anderen Badegewässern sogar etwas voraus. Schließlich nutzen seit Jahren immer mehr Froschmänner und -frauen den ehemaligen Tagebau für ihr Hobby, ein Greifswalder Unternehmen unterhält dort sogar seit Jahren eine feste Basis. So dass während der Saison fast ständig Leute mit Schnorchel, Maske und Atemluftflasche in der Badeanstalt sind.

Ausrüstung der Strandaufsicht wird überprüft

Für die Bürgermeisterin ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor, gerade angesichts der Wassertiefen. Bei mindestens sechs bis neun Metern unter der Plattform wäre es nämlich selbst für geübte Rettungsschwimmer so gut wie ein Ding der Unmöglichkeit, jemanden ohne Hilfsmittel vom Grund zu bergen. Normalerweise hätten also weitere Rettungskräfte samt Equipment angefordert werden müssen. „Bis die da wären, wäre alles zu spät gewesen.“

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Gleichwohl hat sie das Ganze veranlasst, die Ausrüstung der Strandaufsicht noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Mit dem Ergebnis, dass dort neben der häufig gebrauchten Pflasterbox nicht nur der vorgeschriebene Sanikasten an der Wand hängt, sondern zudem ein großer Rettungsrucksack existiert – bestückt unter anderem mit einer Beatmungsmaske samt Handpumpe. Überdies gebe es Rettungsring und -boje, liege am Ufer das mit einem Elektromotor versehene Boot der Taucher, das die Gemeinde nutzen dürfe. „Natürlich gilt es trotzdem nachzudenken, was sich verbessern lässt“, so Gawrich. Damit meint sie vor allem die Anschaffung eines Defibrillators. Selbst wenn der am Sonntag wohl wenig hätte helfen können. „Mir wurde gesagt, da musste erstmal das Wasser aus der Lunge, und das ging nur durch die Herz-Druck-Massage.“

Auf Rutsche kommt es immer wieder zu Verletzungen

Gesprochen werden soll innerhalb der Kommune und des Amtes zudem über die Rutsche, eines der Aushängeschilder der Badeanstalt. Auf und an der kommt es immer wieder zu Verletzungen. Erst vor kurzem schlug ein Jugendlicher mit dem Kopf auf und tauchte bewusstlos ins Wasser, Anfang dieser Woche verdrehte sich ein Gast bei der Landung das Knie. Erneut schwebte deshalb der Rettungshubschrauber ein. Würde das Gerät indes so wie vorgeschrieben genutzt, wären diese und die meisten anderen Fälle gar nicht passiert, erklärte die Bürgermeisterin.

Wohl wissend, dass durch die vielen trockenen Jahre der Wasserstand um einiges unter dem früherer Zeiten liegt und damit die Abstände zur Rutschenkante gewachsen sind. Die momentan 80 bis 90 Zentimeter Wasser über dem Grund würden aber noch reichen, wenn die Leute vernünftig agieren, also nicht im Stehen oder auf dem Knie hinabgleiten. Eine Vertiefung sei möglich, erhöhe jedoch die Gefahr für Nichtschwimmer, gibt sie zu bedenken. Vor einer eventuellen Entscheidung wolle sie deshalb Aussagen von Sicherheitsexperten einholen.