Geburt

Wie viel passt wirklich in eine Windel? Geschwisterschule klärt auf

Anklam / Lesedauer: 3 min

Das Ameos Klinikum Anklam bietet wieder einen Geschwisterkurs für Kinder an, deren Familien bald Zuwachs bekommen. Beantwortet werden nur die wirklich wichtigen Fragen.
Veröffentlicht:30.05.2023, 06:05

Von:
  • Matthias Lanin
Artikel teilen:

Familien, die Nachwuchs erwarten, bekommen in Anklam eine spezielle Stunde der Ameos–Klinik angeboten: eine Geschwisterschule. Wie etliche gute Ideen hat auch diese während der Pandemie auf Eis gelegen, wird nun nach dem Wegfall der Einschränkungen zum Glück wieder auf die Beine gestellt.

Geschwister bekommen wichtige Rolle in der Familie

Was verbirgt sich hinter dem Namen? Ein einstündiger Kurs für werdende Geschwister. „Wenn eine Familie Zuwachs bekommt, ist das für alle eine aufregende Zeit“, sagt Kinderkrankenschwester und Kursleiterin Dorit Bretzke. Denn alle haben im Vorfeld der Geburt viel zu tun. „Papa streicht das Zimmer und kauft fürs Baby ein und Mama geht zu Vorbereitungskursen und zu Ärzten. Damit sich auch die Geschwister auf den neuen Abschnitt vorbereiten, bieten wir einen Kurs nur für sie an“, erläutert Bretzke. „Es geht um Aufmerksamkeit in einer gespannt aufgeregten Situation und die Geschwister–Schule ist der persönliche Termin für das neues Geschwisterchen. So haben auch die Geschwister eine Aufgabe, eine wichtige Rolle in der Familie“, fasst sie zusammen.

Bei einer Fortbildung in der Nähe von Köln, bei der es um integrative Wochenbettpflege ging, hat die Anklamer Krankenschwester erstmals von einer solchen Geschwisterschule erfahren. Die Idee brachte sie mit in den Norden, entwarf ein Konzept und überzeugte die Klinikleitung des Ameos–Krankenhauses davon. Das Angebot richtet sich an Kinder ab drei Jahren.

Ganz schön schwer!

„Das größte Problem, das Kinder vor der Geburt manchmal haben, ist das Gefühl, nicht mehr die volle Aufmerksamkeit zu erhalten. Die Aufmerksamkeit von Mama und Papa wird aufgeteilt“, sagt Dorit Bretzke. Das wunderschöne Gefühl, ein großes Geschwisterchen zu sein, kommt später von allein. „Und im besten Fall ein familiäres Gemeinschaftsgefühl — Mama und Papa und Oma und Opa und ich sind alle Teil von etwas.“

Beim Kurs, auf fünf Kinder mit je einer Begleitperson begrenzt, begrüßt die Krankenschwester die werdenden Geschwister und widmet sich dann den Fragen: Wo Mama und das Baby nach der Geburt schlafen und was isst der Säugling in den ersten Wochen wohl? Mit einer lebensechten Säuglingspuppe — 3100 Gramm schwer und 51 Zentimeter lang — gibt sie den Kindern etwas zum Anfassen, zum Begreifen in die Hand. Die Puppe wird umarmt und gehalten: Ganz schön schwer!

Zum Abschluss des Kurses gibt es eine Urkunde

„Dann zeige ich einmal, wie viel in so eine Windel eigentlich reinpasst. Das finden sie immer spannend“, berichtet Bretzke. Die meiste Zeit der Geschwisterschule vergeht dann auch mit den Windelwickel-Übungen, sagt die Kursleiterin. Wenn die Belegung es zulasse, besucht sie mit den Knirpsen die Neugeborenen–Station. Wenn ein Kreißsaal frei ist, zeigt sie obendrein, wo das Geschwisterchen zur Welt kommen wird. Zum Abschluss des Kurses erhalten die großen Schwestern und Brüder eine Urkunde.

Die Kursleiterin Dorit Bretzke hat 1986 in Anklam ihr Fachschulstudium zur Krankenschwester begonnen und arbeitet seit 1989 in der Kinderabteilung. Sie freut sich, wie sich die medizinische Versorgung entwickelt hat. „Noch vor 30 Jahren wäre so ein Kurs undenkbar gewesen. Als ich mit Geburtshilfe begann, habe ich Neugeborene an eine Scheibe gehalten, damit die Angehörigen sie einmal am Tag kurz zu Gesicht bekamen“, erinnert sich die Anklamerin.

Die nächste Geschwisterschule findet am 14. Juni von 16 bis 17 Uhr statt. Anmeldungen und Nachfragen unter [email protected]