Übergewicht
In MV sind bundesweit die meisten Kinder krankhaft dick
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

In keinem anderen Bundesland ist laut der Krankenkasse Barmer der Anteil adipöser Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener höher als in Mecklenburg-Vorpommern. Unter krankhaftem Übergewicht leiden in MV 5,7 Prozent der jungen Menschen im Alter bis 19 Jahren. Hochgerechnet entspricht das rund 15.600 Betroffenen.
Auch in Brandenburg leiden immer mehr Kinder und Jugendliche krankhaftem Übergewicht. Laut dem Barmer-Bericht diagnostizierten Brandenburger Ärzte im Jahr 2020 bei rund 20.600 Kindern und Jugendlichen unter 19 Jahren Adipositas. Im Jahr 2010 waren es rund 15.100. Das entspricht einem Anstieg von rund 36 Prozent innerhalb von elf Jahren. Brandenburg liegt mit einem Anteil von 4,65 Prozent adipöser Kinder und Jugendlicher über dem Bundesdurchschnitt von 4,0 Prozent.
Hinter dem bundesweiten Spitzenreiter Mecklenburg-Vorpommern folgen Sachsen-Anhalt (5,1) und Thüringen und Brandenburg (4,6). Unter den alten Bundesländern belegt Hamburg den Angaben zufolge mit einer Quote von 4,1 Prozent krankhaft übergewichtiger Kinder Platz drei hinter Bremen (4,5) und Niedersachsen (4,11). Die wenigsten krankhaft übergewichtigen Kinder und Jugendlichen gibt es in Bayern (2,9).
Mädchen und Jungen gleich stark betroffen
„Es ist kein Geheimnis, dass die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern bedauerlicherweise dicker sind als anderswo. Auch bei den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen liegt die Betroffenenrate zwischen 80 und 95 Prozent höher als etwa in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern“, so Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer in MV.
Laut Mitteilung zum aktuellen Arztreport der Krankenkasse seien Mädchen beziehungsweise junge Frauen sowie Jungen beziehungsweise junge Männer im Nordosten gleichermaßen oft von Fettleibigkeit betroffen. Mit dem Beginn der Pubertät steige jedoch der Anteil derjenigen, die zu dick sind, nochmal erheblich an: So sei die Rate der adipösen jungen Menschen im Alter von zehn bis 19 Jahren mit 7,6 Prozent fast doppelt so hoch wie bei den jüngeren Kindern im Alter bis neun Jahren mit 3,9 Prozent.
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Barmer: Corona-Folgen noch nicht absehbar
Innerhalb von elf Jahren von 2010 bis 2020 sei laut Barmer-Arztreport zudem die Zahl der fettleibigen jungen Menschen in Mecklenburg-Vorpommern erheblich, nämlich um über 25 Prozent, angestiegen. Inwieweit die Pandemie mit ihren Einschränkungen im Sportbereich diese Entwicklung noch verstärken könnte, sei laut Henning Kutzbach bisher noch gar nicht absehbar.
Dabei sei Übergewicht vor allem in jungen Jahren ein großes Problem. „Mit dem Gewicht nimmt auch das Risiko für Bluthochdruck und Stoffwechselstörungen zu. Außerdem leiden Beweglichkeit, Ausdauer und Kraft unter zu starkem Übergewicht. Neben den körperlichen Folgen können Spott und Hänseleien anderer Kinder auch zu psychischen Problemen führen“, so der Barmer-Landeschef.
Vermuten Eltern, dass ihr Kind zu viel wiegt, empfehle sich zunächst ein Gespräch mit Kinderärztin oder Kinderarzt. Auch bieten die Sommerferien Gelegenheit, Kinder durch gemeinsames Kochen an frische Lebensmittel heranzuführen. Außerdem sollte viel Zeit mit körperlichen Aktivitäten im Freien und möglichst wenig Zeit am Bildschirm verbracht werden.
Ungünstige Ernährung
Studien zufolge greifen Kinder und Jugendliche häufig zu Süßigkeiten, zuckerhaltigen Getränken und Nahrungsmitteln mit ungesunden Fetten und selten zu Rohkost. Laut dem Kindergesundheitssurvey KiGGS des Robert-Koch-Instituts essen nur 14,1 Prozent der Kinder und Jugendlichen die empfohlene Menge von fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag. Stattdessen konsumieren die 3- bis 17-Jährigen im Durchschnitt mehr als einen halben Liter zuckerhaltige Getränke, 68,9 Gramm Süßwaren und 12,2 Gramm süße Aufstriche pro Tag.
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