Energiekrise

PCK schwächelt – gehen die Benzinpreise im Osten jetzt durch die Decke?

Schwedt / Lesedauer: 3 min

Die Raffinerie ist eminent wichtig für die Benzinversorgung in Ostdeutschland. Da PCK aktuell viel weniger Öl bekommt, geht die Angst um, dass die Benzinpreise steigen.
Veröffentlicht:04.02.2023, 09:14
Aktualisiert:04.02.2023, 09:31

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PCK in Schwedt muss sich neu erfinden – die über Jahrzehnte pflegeleichte russische Erdölquelle ist durch den Ukraine-Krieg seit Jahresbeginn politisch versiegt. Jetzt muss das Unternehmen an der deutsch-polnischen Grenze binnen kürzester Zeit umsteuern und schauen, dass beispielsweise Öl aus Kasachstan, aus Danzig und aus dem Hafen Rostock den Weg nach Schwedt findet.

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Trotz aller Bemühungen: Aktuell ist die Raffinerie lediglich zu 60 Prozent ausgelastet. Mit anderen Worten: Das Angebot von PCK ist knapp – die Nachfrage nach Kraftstoff in Ostdeutschland aber nach wie vor hoch. Gerade die Tankstellen in Brandenburg und Berlin werden traditionell mit dem Kraftstoff aus Schwedt versorgt.

Keine Preissprünge befürchtet

Mitte Januar stellte der ADAC fest, dass Diesel nirgendswo in Deutschland so teuer sei wie in den beiden genannten Bundesländern. Allerdings wollte sich der Automobilclub noch nicht zu der Aussage versteigen, dass dies ausschließlich an der verknappten Lieferung von PCK liegen würde. Der ADAC sprach eher von „noch regional bedingten Schwankungen”, die es immer mal geben würde.

Der Düsseldorfer Energieexperte Jens Südekum dagegen wollte am Freitag nicht ausschließen, dass es an der Zapfsäule teurer werden könnte. „Allerdings glaube ich nicht, dass wir dramatische Preissprünge sehen werden.” Dazu seien die Sanktionsschritte schon zu lange bekannt und die Mineralölkonzerne entsprechend vorbereitet.

Unternehmen vorsichtig optimistisch

Der aus der Uckermark stammende Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner, befürchtet grundsätzlich nicht, dass die Preise für Benzin und Diesel an der Zapfsäule wegen der EU-Sanktionen gegen Russland steigen würden. Die Preise sollten stabil bleiben, das sei zumindest seine Erwartung an die Mineralölkonzerne, so der grünen Politiker in einem Interview am Freitag.

Und PCK selbst? Die Unternehmensleitung gab sich am Freitag hinsichtlich ihrer weiteren Zukunftsaussichten vorsichtig optimistisch. „Unter den gegebenen Umständen haben wir die große Herausforderung – ohne russische Lieferungen und mit neuen alternativen Ölen die Raffinerie zu betreiben und die Region mit Kraftstoffen und Wärme zu versorgen – sehr gut gemeistert”, betonte Ralf Schairer, Sprecher der Geschäftsführer. Es bleibe abzuwarten, inwieweit wir die Resilienz auch in den nächsten Monaten bestätigen können.

Ein Problem: Die mittlerweile 54 Jahre alte Ölpipeline von Rostock nach Schwedt mit einem vergleichsweise schmalen Durchmesser von 45 Zentimeter muss dringend ertüchtigt werden, um die Transportkapazitäten signifikant zu erhöhen. Dies dürfte nach Angaben der Raffinerie etwa zwei bis drei Jahre dauern – und: Die EU prüft aus beihilferechtlichen Gründen noch, ob die private Pipeline überhaupt mit 400 Millionen Euro öffentlicher Gelder ausgebaut werden darf.