Ursula Nonnemacher im Porträt
Sie muss im Landtag nicht die Rampensau spielen
Potsdam / Lesedauer: 2 min

Benjamin Lassiwe
Leise gleitet der Spreewaldkahn durch den Schlepziger Hochwald. Ursula Nonnemacher sitzt auf einer Bank und macht sich Notizen. Selten ergreift die Spitzenkandidatin der Grünen selbst das Wort: Es sind die Unterstützer und Sympathisanten aus dem Landkreis, die bei der „politischen Kahnfahrt“ ihre Sorgen schildern. Das Biosphärenreservat, die Ockerspree, Probleme in einer örtlichen Schule. Nonnemacher zeigt sich interessiert, fragt nach und hört zu. Das passt zu Ursula Nonnemacher.
Im Landtag war die innenpolitische Sprecherin der Grünen in der letzten Legislaturperiode die fleißigste Rednerin. 265 Mal trat sie ans Rednerpult. Doch die 57-jährige Medizinerin ist keine Rampensau, die sich immer und überall krampfhaft in den Vordergrund drängen muss. Sie arbeitet sachorientiert – beispielsweise beim Wahlrecht mit 16, dessen Einführung in Brandenburg für sie einer der größten Erfolge ihrer Partei ist.
Ihre Wurzeln hat Nonnemacher in der Kommunalpolitik. Ein Jahr, nachdem die Mutter von drei Kindern 1996 von Berlin nach Falkensee zog, war sie eine der Mitbegründerinnen des dortigen Ortsvereins der Grünen. 2009 beschloss sie, Intensivstation und Notarztwagen mit einer Kandidatur für den Landtag zu tauschen. Die Doppelkopf-Runden mit den mittlerweile erwachsenen Kindern wurden seltener, statt des guten Buchs bestand die Abendlektüre aus Anträgen und Berichten.
Falkensee ist Hochburg der Grünen
Doch Falkensee ist zu einer Hochburg der Brandenburger Grünen geworden. „Bei den Kommunalwahlen hatten wir 16,4 Prozent“, sagt Nonnemacher.
Anderswo kann von solchen Verhältnissen keine Rede sein: Schon die Mitgliederzahlen der Grünen liegen zum Beispiel in der Uckermark im unteren zweistelligen Bereich. Die Partei, die gegen Braunkohleabbau und Massentierhaltung kämpft, hat dort schlechte Karten, wo Tagebaue aufgeschlossen und riesige Ställe errichtet werden sollen. „Deswegen lassen wir uns aber nicht von unseren Kernthemen abbringen“, sagt Nonnemacher. Unter dem grammatikalisch fragwürdigen Motto „Gutes Morgen, Brandenburg!“ kämpft die Partei für einen Ausstieg aus der Kohle bis spätestens 2030.
Als die Wahlen parallel zur Bundestagswahl stattfanden, hatten die Grünen 5,7 Prozent geholt. Ein Bisschen mehr könnte 2014 realistisch sein – doch für eine Regierungsbeteiligung wird es wohl nicht reichen. Nonnemacher ficht das nicht an. Während der Spreewaldkahn das Fließ entlang gleitet, greift sie nach einer Biogurke. „Wir sind bereit, nach der Wahl mit allen im Landtag vertretenen Parteien außer der AfD zu reden“, sagt Nonnemacher und beißt herzhaft zu.