Kreis Seenplatte
„Kleine Hauptstadt” verliert Ordnungsamt an Neubrandenburg
Demmin / Lesedauer: 3 min

Karsten Riemer
Strukturell musste die Hansestadt in den vergangene Jahren diverse harte Schläge hinnehmen. Neben Unternehmensaufgaben und -wegzügen kam mit der Kreisgebietsreform 2011 auch der Verlust des Kreisstadt-Status sowie der damit verbunden Verwaltungsrückbau. Ein Prozess, der 2023 in die nächste Runde geht.
So teilte der Kreis Mecklenburgische Seenplatte mit, dass das Ordnungsamt am Regionalstandort Demmin in der Zeit vom 30. Januar bis 10. Februar telefonisch nicht oder nur eingeschränkt erreichbar ist. Betroffen davon sind die Sachgebiete Allgemeines Ordnungsrecht, die Bußgeldstelle sowie Personenstandsrecht und Ausländerangelegenheiten. Nur postalisch oder per Mail ist der Kontakt gewährleistet.
Der Grund: Das Amt wird aus Demmin abgezogen und in den Rathausanbau nach Neubrandenburg verlegt. „Der Umzug ist schon seit längerem geplant“, sagte Kreissprecherin Tilla Steinbach. Offiziell in erster Linie um die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten zu verbessern. „Kurze Kommunikationswege, einheitliche Anlaufstellen für die Bürgerinnen und Bürger und die Schaffung moderner Arbeitsbedingungen führten zu dieser Entscheidung“, so Steinbach.
Bürgerservicezentrum bleibt in Demmin
Tatsächlich zeigt sich die städtische Verwaltungsspitze wenig überrascht von dem neuerlichen Einschnitt. „Das schwebte schon seit Jahren über uns“, so Bürgermeister Thomas Witkowski. Die Enttäuschung darüber sitzt dennoch tief. „Andere Landkreise gehen da andere Wege und stärken die ehemaligen Kreissitze“, sagt er. Denn Fakt ist, dass der Rückzug des Kreises nicht nur leere Schreibtische und Büroräume zur Folge hat. „Jede Struktur, die weggeht, heißt auch, dass weniger Menschen bei uns arbeiten, einkaufen und leben“, so der Bürgermeister.
Eine Entwicklung, die darüber hinaus im krassen Gegensatz zu dem Status steht, den Landrat Heiko Kärger der Hansestadt noch im vergangenen Jahr zugeschrieben hat. Im Rahmen der Fundusübergabe des ehemaligen Kreisheimatmuseums bezeichnet er Demmin als „die kleine nordöstliche Hauptstadt“. Warme Worte, hinter denen aber nicht nur im aktuellen Kontext, sondern auch in Zukunft ein großes Fragezeichen hängt. Denn viel Hauptstadt-Flair ist der Hansestadt bezogen auf kreisliche Strukturen rückblickend schlicht nicht mehr geblieben.
Bürgernahe Angebote nicht in Gefahr
Nichtsdestotrotz habe die Aussage des Landrats, laut Kreissprecherin, weiterhin Bestand. „Unter seiner Leitung wurde das Krankenhaus Demmin in Trägerschaft des Landkreises MSE als wichtiger Arbeitgeber gestärkt. Auch der Verbleib der Wirtschaftsförderung Mecklenburgische Seenplatte in Demmin setzt ein Zeichen für die Wirtschaft und die Region“, hieß es dazu.
Und zumindest an einigen weiteren Bereichen der Kreisverwaltung soll vorerst festgehalten werden. „Am Standort in Demmin wird weiterhin das Bürgerservicezentrum mit den Aufgaben der Kfz-Angelegenheiten, Führerscheinangelegenheiten, Bildung- und Teilhabe und weiteren Frontofficeaufgaben der Fachämter arbeiten“, heißt es seitens des Kreises. Außerdem wären weiterhin Beschäftigte des Jugendamtes, des Gesundheitsamtes, des Pflegestützpunktes sowie das Jobcenter in Demmin verortet. Bedeutet, in erster Linie bürgernahe Angebote sind vorerst nicht in Gefahr.