Behandlungserfolg

81-jähriger Corona-Patient gesund aus Demminer Krankenhaus entlassen

Demmin / Lesedauer: 4 min

In Zeiten der Corona-Krise kommt aus dem Demminer Krankenhaus eine Erfolgs-Nachricht, auf die viele Menschen gewartet haben.
Veröffentlicht:26.03.2020, 15:06
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  • Author ImageKarsten Riemer
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Entspannt sitzt Herr Neumann auf seinem Stuhl und harrt der Dinge, die der Tag für ihn bereithält. Den hellgrünen Mundschutz hat er fest vor das Gesicht gebunden. Viel Zeit hat der 81-Jährige in den vergangenen anderthalb Wochen in seinem Einzelzimmer des Demminer Kreiskrankenhauses verbracht. Isoliert von anderen Patienten. „Ich habe zwischendurch die Fliesen im Bad gezählt“, sagt er. Doch am Donnerstag hat diese Zeit ein Ende. Neumann wird entlassen. Gesundet von einer Virus-Infektion, die derzeit das Leben in der Bundesrepublik bestimmt.

Am 16. März wurde der 1938 Geborene ins Krankenhaus eingeliefert. Die Diagnose: COVID-19. Dazu kamen Begleiterkrankungen mit dem Herz sowie Diabetes und ein hoher Blutdruck. Neumann hatte Fieber, Probleme mit der Orientierung und bereits viel Flüssigkeit verloren. „So gesehen hatte er nicht die besten Karten“, sagt der Chef der neuen Corona-Ambulanz Dr. German Horn.

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Und in der Tat gehört der Patient damit neben seinem fortgeschrittenen Alter zur Risikogruppe. Angst habe der 81-Jährige jedoch nicht gehabt. „Ich hab von Anfang an gewusst, ich komme hier wieder raus“, sagt er. Seit mehreren Tagen ist Neumann beschwerdefrei. Zwei Abstriche auf das neuartige Virus lieferten ein negatives Ergebnis. Die strengen Richtlinien des Robert-Koch-Instituts (RKI) für eine Entlassung in die Häuslichkeit sind damit erfüllt.

Schnelle Reaktion des Hausarztes

Dass er dem Krankenhaus nun den Rücken kehren kann, ist zunächst der schnellen Reaktion des Hausarztes in Dargun zu verdanken. Der Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus lag nahe, da ein Verwandter des Rentners zuvor in Tirol im Risikogebiet war. Es folgten ein Abstrich und die Überstellung in die Demminer Klinik. Hier übernahm das Team um Dr. Horn die weitere Behandlung. „Wir konnten ihn durch gute Pflege durch diese Zeit begleiten“, so der Chefarzt. Die Intensivstation blieb ihm trotz beidseitiger Lungenentzündung erspart. Das drohende Versagen des Organs wurde abgewendet.

Sauerstoff, Inhalationen, Flüssigkeit und Physiotherapie – viel mehr hatte das medizinische Personal jedoch nicht zur Verfügung, um dem 81-Jährigen zu helfen. Denn ein Medikament speziell gegen das Coronavirus ist bislang nicht verfügbar. „Der Patient heilt sich mithilfe der ärztlichen Maßnahmen selbst“, stellt Dr. Horn klar. Neben guten Abwehrkräften habe der 81-Jährige aber auch Glück gehabt.

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Wichtig sei für alle, dass die Symptome nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Das sei vor allem für die Risikogruppe entscheidend. „Sich selbst einreden, es wird schon, ist nicht die beste Möglichkeit“, erklärt der Chefarzt. Stattdessen sollte der Kontakt zum Hausarzt gesucht werden. Wichtig dabei: nicht einfach in der Praxis auftauchen. „Es muss sich telefonisch gemeldet werden“, so Dr. Horn. Gleiches gilt für das Demminer Krankenhaus. Nur durch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen lässt sich die unkontrollierte Ausbreitung des Virus verhindern.

Neuer Verdachtsfall aufgenommen

Weitere diagnostizierte Corona-Patienten gibt es im Demminer Kreiskrankenhaus Stand Donnerstag nicht. „Aber wir haben einen neuen Verdachtsfall bekommen“, so Krankenhausgeschäftsführer Kai Firneisen. Die allgemeinen Fallzahlen halten sich aber bislang in Grenzen. „Und die Verdachtsfälle, die wir bisher hatten, haben sich nicht bestätigt“, sagt Firneisen. Dennoch arbeiten er und seine Mitarbeiter daran, die Klinik auf eine mögliche Häufung Infizierter vorzubereiten. So unter anderem durch die Räumung einzelner Stationen, um positiv Getestete bestmöglich isolieren zu können. Auch eine neue Zufahrt für Corona-Patienten wird es künftig geben.

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Zudem können sich die Patienten auf tief greifende Hygienemaßnahmen und natürlich den vollen Einsatz der Belegschaft verlassen. Umstände, die auch der 81-jährige Rentner Neumann an seinem letzten Tag in Ísolation nicht genug loben kann. „Ich bin sehr gut behandelt worden“, sagt er.