Tag der Befreiung
Aktionsbündnis legt mit Plakaten zum 8. Mai in Demmin vor
Demmin / Lesedauer: 3 min

Kai Horstmann
Der 8. Mai rückt immer näher. Aber ob es wirklich während der Corona-Pandemie zu den Neonazi-Aufmärschen und Gegendemonstrationen kommt, ist weiterhin fraglich. Dafür hat jetzt das „Aktionsbündnis 8. Mai“ schon mal vorgelegt. Am Dienstag wurden drei große Werbeplakate an der Laufstrecke der Rechtsextremisten in der Clara-Zetkin-Straße angebracht. Für das Bündnis war es wichtig, zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges gegen Nationalismus und Rassismus präsent zu sein.
„Sicherlich stellte sich für uns die Frage, ob wir trotz Corona an unsere Plakataktion festhalten sollten. Doch bei einer Absage hätten wir Stornogebühren zahlen müssen und dafür keinerlei Gegenwert erhalten. Schwerpunkt in diesem Jahr wird die Forderung sein, den 8. Mai zum bundesweiten Feiertag zu machen“, erklärte Gundula Meyer vom Aktionsbündnis.
Forderung nach bundesweitem Feiertag
Auf zweien dieser Plakate ist die Deutsch-Jüdin und Auschwitz-Überlende Esther Bejarano (95) abgebildet. Sie wurde als Esther Loewy 1924 in Saarlouis geboren und ist für einige Demminer keine Unbekannte. So trat sie als Sängerin am 9. Mai 2015 mit ihrer Band „Microphone Mafia“ in der Hansestadt auf. Am 20. April 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert, wo sie im Mädchenorchester spielte. Im August 1945 reiste sie nach Palästina aus, kehrte aber später wieder nach Deutschland zurück. Neben ihrem Foto steht auf dem Plakat ihre Botschaft: „Ich fordere: Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten.“
Zur Unterstützung der Forderung wurde von verschiedenen Gruppen und Kultureinrichtungen eine Petition ins Leben gerufen, die man unter www.dievielen.de unterschreiben kann. Heinz Wittmer, Sprecher des Aktionsbündnisses 8. Mai, weist darauf hin, dass in Berlin in diesem Jahr der 8. Mai ein Feiertag ist. Aber diese Regelung ist allein auf das Jahr 2020 beschränkt. „Gerade jetzt ist ein Feiern des Friedens und das Eintreten für eine offene, solidarische und ökologische Gesellschaft wichtig, um positive Bezugspunkte für die Zukunft zu setzen. Deshalb unterstützen wir die Forderung, den8. Mai zu einem bundeseinheitlichen Feiertag zu erklären“, sagte Heinz Wittmer.
Erinnerung an Hanauer Attentat
Das dritte Plakat erinnert sehr deutlich an die Morde in Hanau und nennt alle Opfer beim Namen. Dazu ist in großer Schrift geschrieben: „Faschismus und Rassismus töten bis heute!“
Das Aktionsbündnis hat damit vor allem die AfD im Blick. Sie wurde schon kurz nach dem Attentat mitverantwortlich für das Verbrechen gemacht, doch die Partei bestreitet heftig einen Zusammenhang mit ihren politischen Aussagen. „Der Attentäter hat neun Menschen mit Migrationshintergrund und seine Mutter getötet, da verstehe ich nicht, wie man keinen ausländerfeindlichen Hintergrund sehen kann“, fragte Gundula Meyer.