Heimatgeschichte
Als Demmins Fußballer noch in der DDR–Liga spielten
Demmin / Lesedauer: 4 min

Anke Krey
Wenn Namen wie Norbert Brauner, Erich Dobschinski oder Hans–Jürgen Lachmann genannt werden, dann beginnen bei Freunden des runden Leders in der Hansestadt die Augen zu leuchten. Auch Manfred Behrens, Karl–Heinz und Helmut Diestelhorst, Manfred Trettin, Torhüter Hans–Werner Panten sowie Trainer Hans–Jürgen Borchardt gehören zu den Fußballhelden jener Tage, die man mit Fug und Recht als die Glanzzeiten des Fußballs in Demmin bezeichnen kann.

In dieser Woche treffen sich Sportfreunde, die einst vor 50 Jahren das Demminer Fußballwunder ermöglicht haben. „In den 70er Jahren waren Neustrelitz und Ueckermünde die Mannschaften, die das Niveau des Bezirkes bestimmten. Doch in der Saison 72/73 wurde Demmin Bezirksmeister.“ Harald Wilde erinnert sich noch genau daran; er kam damals vom Studium zurück, und er hat jedes Spiel aus jener Zeit akribisch dokumentiert.
Denn der Bezirksmeistertitel war seinerzeit verbunden mit dem Aufstieg in die DDR–Liga. Das war die zweithöchste Spielklasse, nach der Oberliga. Organisiert war der Spielbetrieb in der Liga regional, in sogenannten Staffeln. Und jede Sportgemeinschaft hatte einen Trägerbetrieb — bei der BSG Demminer VB förderten die Verkehrsbetriebe die sportlichen Aktivitäten.

Der Transport also war abgesichert, als die Hansestädter nach dem Aufstieg 73/74 dann doch etwas weitere Strecken zu den Auswärtsspielen zurücklegen mussten. „Trainer war damals Hans–Jürgen Wilhelm“, berichtet Harald Wilde. „Er betreute die Mannschaft bei ihrem ersten Aufstieg und dem Ligajahr. Außerdem war er der beste Torwart, den Demmin je hatte.“ Eine wichtige Rolle hatte zudem Heinz Berkenhagen, so Wilde. Denn er war nicht nur langjähriger Vereinschef, sondern auch „ein super Schiedsrichter“.

Wenn die Fußballer zum Spiel antraten, dann zog es etliche Demminer ins Stadion. Kaum zu glauben — aber die Heimspiele hatten damals im Durchschnitt fast 1500 Zuschauer. Zu Hause spielte die Mannschaft stärker, erinnert sich Wilde: „Auswärts hat Demminer VB wenig Punkte geholt.“ Und so sind die Fußballer aus der Hansestadt am Ende der Saison wieder abgestiegen.
In der Bezirksliga erreichten sie 74/45 nur den vierten Platz. Doch schon 75/76 gelangten sie erneut an die Tabellenspitze: Am Ende der Saison standen dort Neustrelitz und Demmin punktgleich, und auch die Torbilanz wies seinerzeit die gleiche Differenz aus. „Das Entscheidungsspiel gegen Neustrelitz haben wir zu Hause 0:1 verloren — vor 2100 Zuschauern“, so Wilde. „Auswärts hat Demminer VB dann 1:1 gespielt, und das bedeutet: Aufstieg verpasst.“

In der nächsten Saison, 76/77, konnte die Mannschaft sich dann mit acht Punkten Vorsprung den Titel des Bezirksmeisters sichern, und stieg somit für das Spieljahr 77/78 erneut in die Liga auf. „Dort waren wir allerdings nicht sehr erfolgreich“, schmunzelt Harald Wilde, „denn wir konnten nur vier Punkte holen.“
Eine besondere Attraktion war dabei aber die Partie des Demminer VB gegen den FC Hansa Rostock, „am 25. März 1978 um 15 Uhr im Ostseestadion“, so Wilde. „Diese Mannschaft war gerade aus der Oberliga abgestiegen, und musste nun ebenfalls in der DDR–Liga antreten.“ Demmin verlor an diesem 18. Punktspieltag 5:0.

Und nach dem Abstieg reichte es dann 78/79 gerade einmal zum letzten Platz in der Bezirksliga. Die guten Zeiten waren vorbei. Zwar hat Demminer VB 82/83 noch einmal den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft. Aber dort kam die Mannschaft dann nur auf den vorletzten Platz — und danach erfolgte der freie Fall bis hinab in die Kreisklasse. Der Verein heißt heute Demminer SV 91.
Am Freitag, 1. September, kommen noch einmal Demminer Fußballer zusammen, die in den 70er Jahren der Mannschaft angehört haben. Einige leben inzwischen nicht mehr; andere sind nicht mehr so mobil, meint Harald Wilde. Dennoch werden mehr als 30 Teilnehmer erwartet. „Wir treffen uns an der Dampferanlegestelle und gehen zunächst auf eine Dampferfahrt“, freut sich Wilde. „Danach wollen wir im Hotel Trebeltal noch beisammensitzen und Erinnerungen austauschen.“