Wiederaufbau
Anklamer Ingenieurbüro präsentiert Studie zur Bebauung der Demminer Marktsüdseite
Demmin / Lesedauer: 4 min

Anke Krey
Eine Projektstudie zur Neubebauung der Marktsüdseite hat das Ingenieurbüro D. Neuhaus & Partner GmbH (N&P) aus Anklam präsentiert. Den Auftrag hat die Stadt Demmin nicht ohne Grund vergeben. Denn in Anklam ist in den vergangenen Jahren ein großflächiger Umbau der Innenstadt erfolgt. Dort wurden WBS–70–Blöcke aus DDR–Zeiten abgerissen und durch moderne Neubauten mit hanseatischen Zitaten ersetzt, was eine Neubelebung des Stadtzentrums bewirkt hat.
Einst gab es dort viele kleine Grundstücke
Ähnliches erhofft sich die Hansestadt Demmin. Deshalb sollte die Studie deutlich machen, welche Potentiale und Probleme bei einer Bebauung der Marktsüdseite zu erwarten sind. Schaut man auf die Flurkarte, so ist zu erkennen, dass es dort einst viele teilweise sehr kleine Grundstücke gegeben hat. Platz war in bester Lage offensichtlich schon früher knapp und teuer. Die dicht gedrängte Bebauung ist auch auf historischen Stadtansichten erkennbar.
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Heute befinden sich die Grundstücke in städtischer Hand. Und die Kommune ist schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einem Masterplan für zukünftige Investitionen. Ein Bebauungsplan für das Areal ist nach Auskunft der Stadtverwaltung schon seit den 1990er Jahren vorhanden; vorgesehen war einst eine Blockbebauung. Inzwischen wird aber eine eher kleinteilige Architektur bevorzugt. Das lässt auch das Konzept von N&P erkennen.
„Grünanteil“ soll öffentlich zugänglich sein
Durch die Neubebauung soll die Platzwand zum Markt hin neu erstehen. Gleichzeitig erfolgt eine begleitende Bebauung des Quartiers entlang der Straße. Zwischen beidem soll es, so das Konzept, einen „Grünanteil“ geben, der öffentlich zugänglich ist.

Die Fläche könnte in drei Bauabschnitten bebaut werden. Nach den Vorstellungen von N&P soll der Kellergang wegfallen; dafür gibt es zwei neue Gässchen an anderer Stelle, denn die Durchkreuzung des Quartiers soll von beiden Seiten aus möglich sein. Die sechs Gebäude werden voll unterkellert; geplant sind drei Vollgeschosse plus ein Dachgeschoss. Die Projektstudie spricht von insgesamt 8000 Quadratmetern Nutzfläche.
Für das Erdgeschoss sämtlicher Gebäude ist eine gewerbliche Nutzung vorgesehen, und zwar relativ kleinteilig, um Leben auf den Platz zu bringen. In den Obergeschossen sollen zum Markt zu Wohnungen entstehen. Zur Straße hin ist, mindestens im ersten Obergeschoss, eine Nutzung als Bürofläche vorgesehen.
Die Bauabschnitte könnten von unterschiedlichen Investoren errichtet werden, sollten aber gestalterisch zueinander passen, empfiehlt das Ingenieurbüro. Vorgaben dafür könnte die Stadt in einer Gestaltungssatzung erfassen. So sollen eine abwechslungsreiche Dachlandschaft und die zumindest per Fassade vorgetäuschte Kleinteiligkeit der einzelnen Baukörper Lebendigkeit schaffen.
Dem Rathaus gegenüber sieht man ein Gebäude, das aus der Umgebung doch etwas hervorsticht. Dort könnte beispielsweise ein Ratskeller untergebracht werden. An den Fassaden sind Stufengiebel zu sehen und sogenannte Utluchten, also kleine Austritte. Auch durch diese Zitate, die eine Art „hanseatischen Baustil“ aufgreifen, sollen die Fassaden lebendig wirken.
Gebäude sind über Laubengänge verbunden
Über den Innenhof, der allgemein zugänglich sein soll, wird die Verbindung zum öffentlichen Raum geschaffen. Über Laubengänge im Innenhof sind alle Gebäude miteinander verbunden. Diese Konstruktion ermöglicht es allerdings auch, dank der beiden außenliegenden Treppen und nur einem Fahrstuhl, die Baukosten zu verringern und die verfügbare Wohnfläche zu steigern. Denn einen Hausflur gibt es ja dann nicht mehr.
Ob die „Kommunikationszonen“, die dadurch entstehen, mit ihren dunklen Ecken für Mieter tatsächlich so erfreulich sind, darüber kann sich jeder selbst seine Meinung bilden. Dagegen, dass sie mit Blumenkübeln und Mobiliar ausgestattet und wie ein großer Balkon genutzt werden, wird auch die Feuerwehr mit Sicherheit etwas einzuwenden haben.
Im Neubau auch Teile der Stadtverwaltung
Wahrscheinlich wird die Bebauung vom Rathaus aus gesehen rechts starten, am Schnellen Lauf. Derzeit wird darüber nachgedacht, dass dort im Neubau Teile der Stadtverwaltung untergebracht werden könnten. Eine Verkehrsberuhigung wird im Zuge der Neugestaltung des Stadtverkehrs durch den Kreisel an der Kahldenbrücke erwartet. Vielleicht wäre das tatsächlich ein günstiger Zeitpunkt, die Marktsüdseite wieder zu schließen.
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Es kann aber ebenso gut sein, dass die momentan hohen Kosten für Bauleistungen, Material und Kredite eine Neubebauung dieser Fläche ausbremsen, die derzeit wie eine Wunde direkt im Herzen der Stadt erscheint. Die Wohnungsbau– und Verwaltungsgesellschaft Demmin GmbH („Wobau“) hat nun für den ersten Bauabschnitt N&P mit der Vorplanung beauftragt. Dabei geht es vor allem auch im eine Kostenschätzung, erläutert Wobau–Geschäftsführer Ronny Szabó: „Dann sehen wir, ob ein solches Projekt derzeit überhaupt machbar ist.“