Auch eine Mobile Käserei kann einmal Richtfest feiern
Alt Kentzlin / Lesedauer: 3 min

Egal ob Inflation, Firmenpleiten, spürbare Unzufriedenheit unter den Menschen oder der unsinnige Ukraine-Krieg – die Mobile Käserei Kentzlin geht trotz der krisengeschüttelten Zeit ihren Weg. Hier verbindet sich Erfolg mit dem Spaß aller Beteiligten. Auch im Ort Kentzlin selbst nimmt man regen Anteil am Aufstieg der 2019 gegründeten Käserei, das war beim Richtfest eines Neubaus auf ihrem Firmengelände am Freitag nicht zu übersehen. Freunde, Nachbarn und Kunden kamen mit kleinen Geschenken, um das Unternehmen für einen Erfolg zu beglückwünschen.
Gebaut wird eine Käserei, wie Friedrich von Waldthausen erklärt, einer der vier Gesellschaftern. „In dem großen Raum werden nach Fertigstellung des Baus Regale aufgestellt, in denen der Käse reifen kann. Das sind mindestens zwei Wochen, aber einige Käsesorten reifen auch sechs Monate und noch länger“, wie von Waldthausen erklärt.
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Zahlreiche Kreationen durch variable Reifezeiten
Insgesamt werden in der Mobilen Käserei Kentzlin vier Grundkäsesorten hergestellt. Das sind der Weichkäse in Salzlake, der halbfeste Schnittkäse Tollenser sowie die Schnittkäsesorten Hofkäse jung und alt. „Durch verschiedene Kräuter und variierende Reifezeiten werden die einzelnen Grundsorten verändert, sodass es zahlreiche Kreationen ergibt“, erklärt Henriette Gaede, die ebenfalls zu den Gesellschaftern gehört.
Ausgangspunkt der Käserei war die 1820 als preußische Staatsdomäne errichteten Gutsanlage. Derweil wird die alte Schäferei als Büro der Käserei genutzt, bis das neue Gebäude fertig ist. Das Herzstück des Unternehmens ist jedoch ein Lkw mit seiner Technik. Damit wird zu den Milchbauern gefahren. „Dort wird die Milch dann in verschiedene Formen gegossen, um den Käse anzusetzen, der bei uns reift. Ist der Käse dann fertig, kommt er zurück zum Bauern. Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen. Der Bauer bleibt Eigentümer und verkauft den Käse vor Ort über seinen Hofladen oder andere Vertriebswege“, schildert Anja Hansen, die ebenfalls zu den Gesellschaftern gehört.
Zurzeit sind es 20 Milchbauern im Umkreis von hundert Kilometern, die von der Käserei angefahren werden. Der Neubau war notwendig, weil die alte Käserei für den steigenden Bedarf zu klein geworden ist. Diese befindet sich in Meesiger, und das Gebäude beherbergte früher eine Fleischerei. Während die neue Käserei eine Fläche für den Reifeprozess von 150 Quadratmetern besitzt, ist es bei der bisherigen Anlage nur ein Bruchteil davon. „Wir setzen auf Regionalität. Wir arbeiten mit Menschen aus der Region zusammen, kurze Wege sind das Ziel. Auch das Architekturbüro und die Handwerker für den Neubau kommen von hier. Die Wertschöpfung vor Ort ist bei uns ganz wichtig“, betont Anja Hansen.
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Struktur auf dem Lande wieder entwickeln
Die Käserei bringt Leben in das Dorf zurück. Waldthausen kommt aus Norddeutschland und kennt von anderen Bundesländern die Dorfläden, in denen viele verschiedene landwirtschaftliche Erzeugnisse angeboten werden, und aus dem Süden die mobilen Käsereien. Für ihn besteht ein Nachteil der Industrialisierung darin, dass zu viele Arbeitsplätze vom Dorf in die Stadt verlegt werden.
Um das gesellschaftliche Dorfleben zu erhalten, muss die Struktur auf dem Land wieder entwickelt werden und mehr Arbeitsplätze geschaffen werden, meint er. Sicherlich alles auch im Verhältnis zu den eigenen Ansprüchen. „Das soziale Leben hängt auf dem Lande davon ab, wie viel Zeit die Menschen im Dorf verbringen“, sagt Friedrich von Waldthausen. „Im Verbund mit anderen Dörfern kann man sagen, es gibt auf dem Land keine unvollständige Gesellschaft, es ist alles Notwendige da.“