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Erste Testfläche

Beackern bald Roboter die Bio-Rüben auf Vorpommerns Feldern?

Trantow / Lesedauer: 4 min

Roboter auf einem Rübenacker – was jetzt bei Trantow zu sehen war, könnte es künftig häufiger in Vorpommern geben, um genug Bio-Rüben für die Anklamer Zuckerfabrik zu produzieren.
Veröffentlicht:13.08.2021, 06:00

Von:
  • Ulrike Rosenstädt
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Noch steckt sie tief in der Erde. Die Zuckerrübe, die in Anklam, in der noch einzigen Zuckerfabrik Mecklenburg-Vorpommerns, die zum niederländischen Konzerns Royal Cosun U.A. gehört, verarbeitet wird. Obwohl, von der Zuckerrübe zu sprechen, ist maßlos untertrieben. Mehrzahl ist angesagt, denn zu Kampagnezeiten werden tonnenweise Rüben, die zu dem sprichwörtlichen weißen Gold umgewandelt werden, aufs Betriebsgelände in Anklam transportiert.

Zu den Zulieferern gehört auch die Trantower Agrar GmbH & Co KG. Dessen Geschäftsführer Carsten Stegelmann hat derzeit allerdings nicht allein ein sehr wachsames Auge auf die angebauten Zuckerrübenfelder rund um Trantow, die konventionell behandelt werden, sondern auch auf eine rund sechs Hektar große Versuchsfläche unweit der Ortschaft Passow.

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Auf der werden gerade Bio-Rüben angebaut. Und zwar im Rahmen eines Feldversuchs, bei dem Landwirte eng mit Mitarbeitern, unter anderem mit Ingenieuren, aus der Anklamer Zuckerfabrik zusammenarbeiten. „Es geht darum, Technik zu erproben, die den Einsatz von Herbiziden ausschließt“, erklärte Carsten Stegelmann jüngst in einem Gespräch mit dem Nordkurier.

Gemeinsames Projekt mit vielen Partnern

Klar, Bio und Chemie – das passt nicht zusammen. Soweit ist es auch für den Laien noch nachvollziehbar. Doch jetzt kommt’s: Auf dem Versuchsfeld wird Robotertechnik eingesetzt, um die Pflanzen ausschließlich maschinell von Unkraut zu befreien. „Das wächst nämlich viel schneller als die Rübe“, weiß Landwirt Stegelmann. Er hat sich mit seinem Team, auch als Mitglied des Vereins Greifswalder Agrarinitiative, auf diesen Versuch eingelassen, wohl wissend, dass es Manpower und Zeit in Anspruch nimmt.

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„Doch wir sehen darin eine Aufgabe, eine Verantwortung, der wir uns als größerer Betrieb stellen wollen und auch müssen. Um Innovationen voranzutreiben, müssen wir im Verbund agieren. Kleine Betriebe können das eher nicht leisten. Um einen Prozess voranzutreiben, braucht es Zusammenschlüsse von vielen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen. Wir stellen uns dieser Aufgabe und hoffen natürlich, dass künftig möglichst viele Betriebe davon partizipieren können. Man wird sehen, zu welchen Ergebnissen nach der Auswertung der Tests mit dem Bio-Rüben-Anbau gelangt wird“, sagte der Trantower. Der Anbau von Bio-Rüben auf Probe ist möglich, weil Projekt-Partner das technische Know-how zur Verfügung stellen.

Ziel: Effektiv und ohne Herbizid-Einsatz

Apropos Technik: Erprobt wurden auf dem Bio-Rüben-Versuchsfeld zur Unkrautbekämpfung jüngst zwei Hackroboter. Bei einer Probevorführung kam ein Roboter einer dänischen Marke zum Einsatz. „Diese Art von Technik kostet zwischen 70 000 und 135 000 Euro“, weiß Carsten Stegelmann. Die Geräte arbeiten recht präzise, schaffen es, eine Vielzahl von Unkraut zu beseitigen.

Doch der Landwirt ließ es sich nicht nehmen, bei diesem Vorort-Termin auch hochmoderne konventionelle Technik vorzuführen. Auch die, ein Schlepper mit Hacktechnik, gehe inzwischen schonend mit der Umwelt um, schaffe allerdings im Vergleich zum Roboter mehr Fläche zu beackern und „kann durch gezielten Einsatz von Technik den Herbizidanteil minimieren“, erklärte Carsten Stegelmann.

Schließlich war es eine gute Gelegenheit den Gästen, die sich von der Stadt auf den Weg direkt aufs Feld bei Passow gemacht hatten, Vielfalt zu zeigen, um nach dem praktischen Teil im Gespräch Vor- und Nachteile zu besprechen.

Zuckerfabrik steht hinter nachhaltigem Anbau

Auch Landwirt Stegelmann ist wohl bewusst, dass innovative Arbeitsweisen im Vormarsch sind, auch um neue Produkte, wie die Bio-Zuckerrübe an den Markt bringen zu können. Mit der Anklamer Zuckerfabrik funktioniere die Zusammenarbeit in Sachen Forschung seit Jahren sehr gut.

Schon in den nächsten Wochen zum Herbstanfang werden bei Trantow die ersten Hektar Bio-Rüben geerntet. Im Moment sehen die Früchte gut aus. Die Ernte werde zum Testen dann in die Anklamer Zuckerfabrik gebracht. Dort wird nachhaltiger Anbau von Zuckerrüben als eine Chance für die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet. Zu der zählt der Konzern den Rübenanbau, Fabriken und Logistik.

Deshalb stehe auch die Anklamer Zuckerfabrik hinter einem nachhaltigen Rübenanbau: „Wir sehen das Potenzial für die Zukunft. In der Rübenkampagne 2023 plant die Fabrik erstmalig die eigene Verarbeitung von Bio-Zuckerrüben. Voraussetzung ist, dass ausreichend ökologisch angebaute Zuckerrüben in der Region zur Verfügung stehen“, lässt die Konzern-Kommunikation keinen Zweifel aufkommen, es mit der Bio-Rüben-Verarbeitung sehr ernstzunehmen.