Kostenproblem

Bentzin hofft auf Hilfe für die Badeanstalt am Kiessee

Zarrenthin / Lesedauer: 4 min

Die Badeanstalt am Zarrenthiner Kiessee lockt immer mehr Besucher, ist in Corona-Zeiten aber erst recht ein Zuschuss-Geschäft für die Gemeinde Bentzin.
Veröffentlicht:10.08.2020, 22:20
Aktualisiert:06.01.2022, 21:10

Von:
Artikel teilen:

Wenn sich die Bürgermeister und einige Abgeordnete der Kommunen aus Jarmen und Umgebung am Mittwochabend zur nächsten Sitzung des Amtsausschusses treffen, dann soll auf Antrag der Gemeinde Bentzin auch über ihre Badeanstalt am Zarrenthiner Kiessee gesprochen werden. Eine öffentliche Freizeit-Einrichtung, die sich seit je her großer Beliebtheit in der gesamten Region erfreut. Wobei der frühere Geheimtipp, obwohl er mittlerweile sogar immer mehr Leute aus Richtung Greifswald, Neubrandenburg und Anklam sowie zunehmend Touristen anzieht, ein erhebliches Zuschussgeschäft darstellt.

Das war schon immer so, seit Bentzin nach der Wende freimütig den Betrieb unter seine Fittiche nahm. Doch weil sie als die mit Abstand finanzkräftigste Landgemeinde am mittleren Peenetal diesen „Luxus“ zugunsten der Allgemeinheit problemlos zu verkraften schien, spielte dieses Defizit in den 1990er-Jahren kaum eine Rolle. Seit der Jahrtausendwende ist aber auch hier das monetäre Polster immer weiter abgeschmolzen und die in Vorpommern übliche Haushalts-Tristesse eingekehrt. Das sorgt in der Folge immer wieder mal innerhalb der Abgeordnetenrunde für Diskussionen, ob und in welcher Form sich die Kommune diese freiwillige Bürde in deutlich fünfstelliger Höhe noch leisten kann. Eine Verpachtung war da ebenso schon Gesprächsgegenstand wie ein völliges Aus, zwischenzeitlich gab es einigen Personalabbau. Doch am Ende gipfelte es immer in ein klares Bekenntnis der Gemeindevertretung für den Fortbestand. Zumal über all die Jahre Hunderttausende Euro in Ausbau und Unterhaltung gesteckt wurden.

Zuschussbedarf wird absehbar weiter steigen

Nach der Verwaltungsfusion zwischen der Peenestadt und dem Amt Tutow gelang zumindest mit Jarmen eine Einigung über eine finanzielle Unterstützung, immerhin kommen von dort besonders viele Nutzer an das Gewässer: Seit 2009 steuern die Nachbarn jedes Jahr 10.000 Euro für den Unterhalt bei. Verbunden allerdings mit der Maßgabe, dass niemand mehr Eintritt zahlen muss. Eine Bedingung, die der Gemeinde nur anfangs Unbehagen auslöste, bei genauerer Betrachtung aber die Belastungen sogar senkte. Denn die Einnahmen aus den Strand-Tickets deckten selbst bei besten Wetterbedingungen höchstens die Kosten für die Kassierung, meist aber nicht mal die. Jedenfalls, wenn es wie politisch gewollt bei sozial verträglichen Preisen bleiben sollte.

Unerwartet erstmals halbwegs auskömmlich gestaltete sich die Saison 2019, schließlich stand da „nur“ ein Minus von rund 3400 Euro unterm Strich. Das war vor allem zwei Umständen zu verdanken. Zum einen der Vermietung des Geländes für das Festival „Wasted in Jarmen“, die 4000 Euro extra einbrachte (Nordkurier berichtete). Zum anderen einer auf fünf Jahre angelegten Stellenförderung über ein Sonderprogramm der Arbeitsagentur für den Strandwart. Dessen Lohn kommt für zwei Jahre zu hundert Prozent aus diesem Topf, berichtete Bürgermeisterin Grit Gawrich. Ab 2021 sinkt dieser Anteil jedoch schrittweise auf 90, 80 und 70 Prozent, sodass der kommunale Zuschussbedarf absehbar wieder steigt.

Nachbarkommunen sollen Geld beisteuern

Derweil trägt auch die Corona-Krise dazu bei, dass die Abrechnung wohl schon 2020 längst nicht mehr so gut aufgeht. Das liegt beispielsweise an dem aus Infektionsschutz-Gründen nötigen Mehraufwand beim Betrieb und dem deutlich späteren Saisonstart. Überdies wurde das besagte Musikfestival der Band „Feine Sahne Fischfilet“ wegen deren Auszeit für diesen Sommer schon vorher abgesagt, etwaige Alternativvermietungen für andere Großveranstaltungen scheiterten aber aufgrund der Pandemie-Gefahren. Immerhin gab es laut Bürgermeisterin bereits zwei ernsthafte Interessenten.

Von daher sehen sie und ihre Gemeindevertretung es als angebracht an, jetzt die Diskussion über den weiteren Betrieb der Badeanstalt auch in den Amtsausschuss zu tragen. Mit der Hoffnung, die anderen Kommunen dort an ihrer Ehre zu packen und zumindest etwas an finanzieller Unterstützung lockermachen zu können. Immerhin unterhalte Bentzin hier eine tolle Freizeiteinrichtung für die Allgemeinheit, obwohl nur ein kleiner Teil der Badegäste aus den eigenen Ortsteilen stammt. „Das ist ein Mehrwert für die ganze Region, auch dass das kostenfrei ist“, erklärte Grit Gawrich in der Abgeordnetenrunde.