Thiedes Ruh
Besichtigung (noch) verboten: Demmins verstecktes Denkmal
Demmin / Lesedauer: 4 min

Christine Gerhard
Zum Tag des offenen Denkmals deckt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zusammen mit Akteuren vor Ort jährlich die Geschichten hinter den alten Fassaden auf. In Demmin (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) können historisch Interessierte zu diesem Anlass am morgigen Sonntag das Ulanendenkmal und den Astronomieturm erkunden. Doch diese beiden durchaus auffälligen Bauwerke sind nur die Spitze des lokalen Denkmaleisberges: Über 130 Baudenkmäler listet der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte allein für Demmin und die nähere Umgebung, darunter klassische Monumente ebenso wie Häuser, Grabmale, Meilensteine, Wasserreservoires oder Einfriedungen.
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Tragen zu wenige Denkmale die blau-weiße Plakette?
Als Denkmal registriert werden nach Angaben des Stadthistorikers David Krüger Bauwerke, die einzigartig oder bedeutsam für die Region sind, Seltenheitswert haben beziehungsweise von öffentlichem Interesse sind. Nur wenige von ihnen, etwa die Muhrbeckstele auf dem Marienhain oder das Haus Demmin, tragen jedoch laut dem Vorsitzenden des Heimatvereins Karsten Behrens die blau-weiße Denkmalschutz-Plakette. Zu wenige, wie er findet. „Eigentlich sollten alle Denkmäler, die von der Unteren Denkmalbehörde aufgelistet sind und bei denen die Anbringung möglich ist, so eine Plakette bekommen“, so Behrens. Relevant sei das etwa für die Einschätzung der Förderwürdigkeit. Doch nur ausgewählte Denkmäler erhalten die Plakette und es gibt Auflagen. Für das Ulanendenkmal etwa sei ein entsprechender Vorstoß abgewiesen worden, mit dem Hinweis, dass es nicht denkmalgerecht saniert worden sei.
Abseits monumentaler Bauwerke wie dem Ulanendenkmal und ohne die augenfällige Markierung durch Plaketten jedoch ist den Bewohnern wohl nur ein Bruchteil der vom Landkreis gelisteten Denkmäler auch als solche im Bewusstsein.
Demminer war bekannt für Verschönerungsmaßnahmen
Eines der verborgensten und vergessensten Monumente in Demmin ist der Stein „Thiedes Ruh“ im Devener Holz. Ihn zu besichtigen ist aktuell sogar noch illegal. Denn wer in dem Naturschutzgebiet spazieren geht, darf die Wege streng genommen nicht verlassen. Der Gedenkstein jedoch liegt rund 50 Meter abseits des offiziellen Pfades im Wald – ironischerweise.
Der ehemalige Stadtverordnete Johann Thiede, der hier der verwitterten Inschrift nach geehrt wurde, war insbesondere für seine Verschönerungsmaßnahmen anerkannt, mit denen er das Devener Holz als Naherholungsgebiet aufwertete: „Unter anderem hat er dazu beigetragen, die Gastronomie hier auszubauen und Bänke und Sehenswürdigkeiten wie die Schneewittchengrotte, den Irrgarten und den Karpfenteich zu schaffen“, erklärt Karsten Behrens.
Der ehemalige Tuchhändler und Kaufmann starb am 21. Dezember 1865 in Demmin, ausgerechnet während eines Spaziergangs in Stuterhof, weiß David Krüger, der zu dem beliebten Stadtrat geforscht hat. Später wurde in Gedenken an Thiedes Verdienste ein Stein errichtet. „Thiedes Ruh“ soll den Überlieferungen nach am Rand eines Weges mit einer Bank zum Rasten ausgestattet gewesen sein. Ob der Stein später versetzt wurde oder der Weg lediglich verschwand, darüber kann Behrens nur spekulieren.
Vorhaben nicht gestattet im Naturschutzgebiet
Krüger und er wollen sich nun mit dem Heimatverein dafür einsetzen, das verborgene Denkmal wieder öffentlich zugänglich zu machen: mit einem Pfad, einem Wegweiser, einer Bank und einer Tafel für weitere Informationen. Dafür müsste der Stein aber von Gestrüpp und Algen befreit, begradigt und, wenn es genehmigt wird, mit Kies umrandet werden. Alles im Naturschutzgebiet eigentlich nicht erlaubt. Inwieweit das Vorhaben dennoch umgesetzt werden kann, darüber soll demnächst eine Besichtigung mit Vertretern der Naturschutzbehörde Aufschluss geben.
Gedenkstein für Turner
Ein anderes vergessenes Denkmal in Demmin ist der Gedenkstein des Turnervereins in den Sandbergtannen, zu Ehren der im Ersten Weltkrieg gefallenen Turnerbrüder. „Sicherlich gibt es noch weitere Denkmäler, es stellt sich jedoch hier die Frage: Was genau wird als Denkmal gewertet?“, so Krüger. Als ein Zeitzeugnis der Vergangenheit seien gewiss auch die Ruinen des Gesellschaftshauses im Devener Holz zu werten – oder etwa die Fernsprecherhütten aus Metall und Holz von der Reichsbahn in der Bahnhofstraße.
Was läuft am Tag des offenen Denkmals in Demmin?
Zum Tag des offenen Denkmals in Demmin kann am Sonntag unter anderem der Astronomieturm besichtigt werden. Seit über 120 Jahren wird der alte Wasserturm in den Demminer Tannen alsAstronomiestation genutzt. Die Führung durch das Gebäude beginnt um 19 Uhr, Einlass ist um 18.30 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 8 und für Kinder 6 Euro und enthält je nach Witterung auch einen Besuch der Sternwarte beziehungsweise einen Himmelsspaziergang im Planetarium.
Wenige Meter entfernt führt der Garnisonsverein zwischen 10 und 12 Uhr Interessierte durch das Ulanendenkmal.
Der Lübecker Speicher ist zudem im Rahmen einer Ausstellung am Samstag von 10 bis 18 und am Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet.