▶ Bürger-Protest gegen Radweg-Wüste Peenetal
Loitz / Lesedauer: 3 min

Stefan Hoeft
Rund 30 Radfahrer machten sich am Sonntagmorgen vom Loitzer Marktplatz auf in Richtung Grimmen – über die B194. Und wahrscheinlich war kaum jemals zuvor jemand per Drahtesel so sicher auf dieser viel befahrenen Bundesstraße unterwegs wie diese Männer und Frauen, die von beiden Seiten des Peenetals stammten, teils auch aus dem Nachbaramtsbereich Jarmen-Tutow. Schließlich eskortierte vorneweg die Polizei samt Blaulicht den Pulk und hinten die Freiwillige Feuerwehr.
Ein Komfort, den Pedalritter hier sonst nicht genießen. Genauso wenig wie eine extra Spur abseits der Autopiste. Wobei letztere obendrein oft nur schmale Seitenstreifen und eine Böschung aufweist, zusätzlich schränken Schutzplanken den Spielraum zum Ausweichen ein. Eine Situation, wie sie gerade entlang des Peenetals häufig vorliegt. Die Region wirkt wie vergessen bei der Verknüpfung der südlich und nördlich davon existierenden Radwegenetze, die Ost-West-Verbindung lässt gleichfalls viele Wünsche übrig.
Erster Kontakt zu Flächeneigentümern
Nicht umsonst war diese Art der Demonstration ganz offiziell von der Kommune angemeldet, eine Gemeinschaftsaktion der Bürgermeister aus Loitz und Grimmen sowie der dazwischen liegenden Gemeinde Süderholz. Deren Verwaltung in Poggendorf stellte das Ziel der aus beiden Richtungen haargenau gleichzeitig anrückenden Gruppen dar. Von dort aus machte sich nach ein paar Ansprachen und einer Verschnaufpause gut die Hälfte der Loitzer noch mit auf den Weg zum sogenannten Pommerndreieck, wo die Grimmener zu einem Abschlussgrillen zur Mittagszeit einluden. Zurück gings dann individuell – ohne Eskorte und teils abseits der B194.
Zwar wären aufgrund von deren Status eigentlich die Straßenbauämter Stralsund und Neustrelitz für die Planung und Realisierung eines Radweges zuständig, die Grenze zwischen beiden Schwesterbehörden verläuft an der Waldkante nördlich von Vorbein-Ausbau. Doch die besagten Anlieger-Kommunen seien von sich aus schon mal in „Vorleistung“ gegangen und hätten Kontakt zu Grundstückseigentümern beidseitig der Strecke aufgenommen, berichtete die Loitzer Rathauschefin Christin Witt im Gespräch mit dem Nordkurier. Und nicht zuletzt weil das Land unter den Fittichen des SBA Stralsund einschloss, habe man am nächsten Montag schon mal einen Termin dort.
Kurzzeitig Bundesstraße 109 blockiert
Dabei wissen sich die Teilnehmer der Sonntagstour mit ihrer Mahnung keineswegs allein am Peenetal. Denn weiter östlich wird schon viel länger mit solchen Aktionen gegen die Not der Pedalritter gekämpft, zufälligerweise wieder genau an diesem Wochenende. So wurde beispielsweise im Rahmen einer Radtour mit knapp 90 Leuten südlich von Anklam am Sonntag kurzzeitig die B109 blockiert. Schon am Tag zuvor machten sich rund 50 Personen unter dem Motto „Rad braucht mehr und sichere Wege“ über die B197 und die B110 per Sternfahrt zum Markt der Lilienthalstadt auf. Schließlich wird von dort immer lauter gefordert, endlich einen durchgängigen Radweg entlang des Peenetals bis Jarmen zu gewährleisten.
Auch die Loitzer Bürgermeisterin machte klar, dass sie keineswegs nur die Route an der B194 im Blick hat: „Wir sind auch nochmal dabei, die Möglichkeiten für einen Radweg von Schwinge-Siedlung bis nach Passow auszuloten.“ Sprich entlang der L261 und über die Loitzer Gemarkungsgrenze hinweg, denn das betrifft insbesondere die Nachbargemeinde Sassen-Trantow. Jene hatte einst bei der Flurneuordnung bereits entsprechende Flurstücke neben der Fahrbahn freigehalten, um einem über Görmin führenden durchgängigen Drahtesel-Pfad Richtung Greifswald buchstäblich den Weg zu ebnen (Nordkurier berichtete). Doch dann landete diese Idee bei Straßenbaulastträgern und Politik offenbar weit hinten beziehungsweise unten in der Schublade.