Bürgerintiative setzt sich für Jarmener Mühle ein
Jarmen / Lesedauer: 3 min

Stefan Hoeft
Eine frisch gegründete Bürgerinitiative will gegen die Pläne des Konzerns GoodMills vorgehen, die Jarmener Nordland-Mühle im September 2020 zu schließen. „Bei allem, was passiert, kann es auch eine Chance sein. Und zu kämpfen lohnt sich immer“, sagte Franka Fröhlian bei der Gründungsrunde, an der mehr als zwei Dutzend Leute teilnahmen, darunter auch einige Mühlen-Beschäftigte. „Wir wollen kein Altenheim oder Wohnungen dort“, sagte Gastwirt Mario Loth mit Blick auf erste Ideen zu einer eventuellen Nachnutzung des Gebäudekomplexes. „Wir wollen, dass das eine Mühle bleibt.“
„Wir brauchen jeden”
Da wusste er sich mit Judith Logall einig, die familiär eng mit dem Betrieb verbandelt ist, selbst ihr 96-jähriger Opa habe dort schon gearbeitet. Solche Traditionen, die regionale Verwurzelung und Produktion geben ihr den Anlass und den Mut, sich auf diese Weise öffentlich einzusetzen. Und zu hoffen, dass die Schar der Mitstreiter wächst, egal ob an vorderster Front oder im Hintergrund. „Jede Unterstützung ist da hilfreich, wir brauchen jeden.“
Die Anwesenden waren sich einig, dass sie als „Normalbürger“ wenig selbst zu neuen Visionen und Konzepten für das Unternehmen am Hafen beitragen können, da maximal mit Denkanstößen und Kontakten zur Seite stehen dürften. Immerhin geht es hier auch um wirtschaftliche und finanzielle Belange, die weit über die eigenen Grenzen hinaus reichen, sogar von der Globalisierung beeinflusst werden. Von daher machte sich niemand Illusionen, GoodMills umstimmen zu können, was die geplante Verlagerung der Weizen- und Roggenmehl-Herstellung an größere Standorte in Berlin beziehungsweise Hamburg betrifft.
Doch aus seiner Verantwortung für Jarmen und Vorpommern will die BI den Konzern ebenso wenig entlassen wie die Politik, was aber keinesfalls ein stetes Contra bedeute. Doch niemand von den dort Verantwortlichen sollte glauben, dass sich der Protest gegen eine Stilllegung einfach wieder legt, lautete die Quintessenz des Abends.
Land hilft Lila Bäcker, aber nicht der Mühle
Während sich das Land gerade für den Erhalt der Lila-Bäcker-Kette sogar mit Millionenbürgschaften tatkräftig eingesetzt habe, wäre aus Schwerin bisher wenig im Fall Jarmens zu verspüren, so der Vorwurf. Dabei sei die Krise dort durch diese Insolvenz befeuert worden, weil die Brot- und Kuchen-Firma rund ein Fünftel des hiesigen Absatzes ausmachte. „Man darf denen das nicht so einfach machen“, war ein Satz, der viel Zustimmung erntete.
Deshalb sieht die BI, die in den vergangenen Tagen bei vielen Geschäften und Institutionen Informationszettel sowie Unterschriftenlisten ausgelegt hat, in einer breiten Öffentlichkeitsarbeit ihr Hauptanliegen. Verbunden mit dem Bestreben, möglichst viele Betroffene mit ins Boot zu holen – von den Lieferanten bis zu den Abnehmern, von der Stadtvertretung bis zu Handwerksbetrieben und Vereinen. Protestaktionen und die Konsultation diverser Medien gehören ebenso zum Schlachtplan wie Spruchbänder, Plakate und Flyer mit dem Signet der Interessen-gemeinschaft.
Für den 25. November um 19 Uhr lädt die BI im Jarmener „Jägerstübchen” zur nächsten Beratungsrunde ein, am9. Dezember soll eine weitere folgen. Schließlich dränge die Zeit. Interessenten an einer Mitarbeit können sich auch außerhalb dieser Termine im „Jägerstübchen“ melden, überdies ist zur Kontaktaufnahme das Mail-Postfach „[email protected]“ eingerichtet.