Autokorsos und Kundgebung
Corona-Demos könnten Samstag Demmins Straßen verstopfen
Demmin / Lesedauer: 4 min

Tobias Holtz
Seit dem jüngsten Corona-Gipfel am Mittwoch steht offiziell fest, dass der harte Lockdown noch mindestens bis zum 7. März verlängert wird. Vorsichtige Lockerungen hat die Landesregierung zwar für Ende Februar und Anfang März in Aussicht gestellt, für so manchen gehen diese aber anscheinend nicht weit genug. „Meiner Meinung nach sind einige Regelungen vollkommen überzogen und stehen in keinem Verhältnis zur Realität. Warum dürfen die kleinen Demminer Händler, die viel Geld in Hygiene- und Sicherheitskonzepte investiert haben, ihre Läden nicht öffnen, während in den Discountern jeden Tag großes Gedränge herrscht“, macht Martin Drechsel seinem Ärger Luft.
Wie auch die Gastronomie- und Kulturbetriebe würden sie gerade ums nackte Überleben kämpfen, da die versprochenen Corona-Hilfen bei den meisten überhaupt noch nicht angekommen seien. Zudem dürften bei der ganzen Debatte auch die Kinder nicht vergessen werden, die besonders stark unter der aktuellen Situation leiden. Sie hätten seit Monaten keinen Kontakt mehr zu Gleichaltrigen. Das gehe den Kleinen spürbar an die Substanz, meint Drechsel. „Doch wer sich kritisch zu den Maßnahmen der Regierung äußert, wird oft direkt als Verschwörungstheoretiker oder Corona-Leugner abgestempelt. Dazu gehöre ich aber garantiert nicht. Es geht mir eher darum, die Sinnhaftigkeit mancher Dinge grundlegend zu hinterfragen und andere Menschen zum Nachdenken anzuregen“, stellt der Familienvater klar.
Polizei rechnet mit Verkehrsbehinderungen
Diese Gründe hätten ihn dazu bewogen, selbst eine Protestaktion unter dem Motto „Demmin hält zusammen. Schluss mit der Corona-Diktatur“ auf die Beine zu stellen. So wird es morgen zwischen 16 und 20 Uhr gleich zwei beim Landkreis angemeldete Autokorsos geben, die vom Demminer Bollwerk jeweils eine große Runde durch die Stadt drehen werden. In diesem Zeitraum könne es durchaus passieren, dass der Verkehr wie zuletzt in Neubrandenburg kurzzeitig streckenweise lahmgelegt wird, wie Polizeisprecherin Susann Ossenschmidt erklärte.
Damit der Versammlungscharakter der Aktion erhalten bleibt, dürfen die teilnehmenden Autofahrer nämlich als geschlossener Verband unterwegs sein. Heißt: Wenn der Erste bei Grün fährt, kann die gesamte Kolonne ebenfalls über die Ampel tuckern, auch wenn diese in der Zwischenzeit wieder auf Rot umgesprungen ist. Feststeht, dass einige Kreuzungsbereiche und Straßenabschnitte für kurze Zeit gesperrt werden müssen. Welche das genau betrifft, könne die Polizei aber erst am Freitagnachmittag sagen.
Nicht gerade begeistert von AfD-Ankündigung
Hinweise gibt es auch seitens des Anmelders nur wenig. „Wo wir genau langfahren werden, möchte ich noch nicht verraten. Am Krankenhaus wird unsere Route aber ganz sicher nicht vorbeiführen“, versichert Martin Drechsel. Als Versammlungsleiter wolle er auch konsequent darauf achten, dass Teilnehmer die Aktion nicht für anderweitige politische Zwecke ausnutzen. Denn niemand könne im Vorfeld sagen, wer sich da unter die Menge mischt.
Wer Plakate, Banner oder Aufkleber mit eindeutigen Botschaften dabei hat, werde sofort vom Korso ausgeschlossen. Deswegen sei er auch nicht gerade begeistert gewesen, als er davon gehört habe, dass sich einige AfD-Vertreter, darunter auch das Vorstandsmitglied vom AfD-Kreisverband Enrico Schult, dem Protest anschließen wollen.
Fackelumzug durch die Stadt noch fraglich
Doch die Verwicklungen mit Parteipolitik könnten an diesem Wochenende noch größer werden. Denn neben der mobilen Protest-Variante wird ab 18 Uhr zusätzlich eine Kundgebung auf dem Demminer Markt stattfinden, die sich ebenfalls gegen die Corona-Beschränkungen richtet. Als Initiator tritt hier Torsten Klatt in Erscheinung. Obwohl er selbst aktives Mitglied in der AfD ist, habe die Veranstaltung keinen politischen Charakter, wie er gegenüber dem Nordkurier ausdrücklich betonte. „Ich habe mich als Privatperson zu diesem Schritt entschlossen und möchte damit auch denjenigen eine Protestmöglichkeit bieten, die kein Auto besitzen“, so Klatt.
Ob nach der Kundgebung noch der geplante Fackelumzug durch die Stadt stattfindet, sei indes von der noch ausstehenden Genehmigung der Versammlungsbehörde abhängig. Auch wenn solche Formen des Protests gerade in Demmin durch die Nazi-Aufmärsche zum 8. Mai einen negativen Beigeschmack haben, will er, sofern es grünes Licht geben sollte, trotzdem daran festhalten. „Es geht uns darum, auf die unverhältnismäßigen Corona-Maßnahmen aufmerksam zu machen. Nicht mehr und nicht weniger“, so Torsten Klatt.