Umzüge
Corona macht auch vorm Heiligen Martin nicht halt
Jarmen / Lesedauer: 4 min

Stefan Hoeft
So viel Gemeinsamkeit in Sachen Martinstag wie 2020/21 hat es zwischen den Kirchengemeinden Jarmen-Tutow und Loitz im Jahrzehnt davor selten gegeben. Denn während die Festlegung des Termins da teils stark voneinander variierte, feiern beide nach der generellen Corona-Absage vom Vorjahr ihr öffentliches Fest um den Heiligen nun jeweils am Donnerstag, dem 11. November, ab 17 Uhr. Und hier wie dort findet der Auftakt mit einem kleinen Martinsspiel durch Kita-Kinder beziehungsweise Konfirmanden im Freien statt – um die Infektionsgefahr zu minimieren. In der Autobahnstadt dient der Alte Markt neben St. Marien als Bühne, bei den Nachbarn der Platz vor der kleinen Luther-Kirche.
Jarmens Pastor lobt Wettbewerb um Martinsgans aus
Von letzterer führt traditionell wieder ein Laternenumzug die Ortsdurchfahrt entlang bis zur Marienkirche, wo alle zumindest ein Martinshörnchen bekommen sollen. Das übliche gemütliche Beisammensein bei Bratwurst, Suppe, Zuckerwatte und Glühwein auf dem Kirchplatz muss aber abgesagt werden, wie Pastor Bernd-Ulrich Gienke im Gespräch mit dem Nordkurier berichtete. Erneut seien es die Pandemie und die damit zusammenhängenden Einschränkungen, die einen Strich durch die Rechnung machen. „Angesichts der Auflagen, die bei so vielen Leuten nötig wären, kriegen wir das nicht hin. Das funktioniert einfach nicht. Man muss ja vernünftig sein.“ Erneut ausfallen wird damit auch die Kombination aus Wissenstest und Tombola um eine tief gefrorene Martinsgans für die Bratröhre.
Lesen Sie auch: Was beim Gänsekauf zu beachten ist
Anders sieht das in Jarmen aus, wo Pastor Arnold Pett ausgerechnet jetzt erstmals so einen Braten ausloben will, zur Verfügung gestellt vom Geflügelhof Ehlert aus dem Ortsteil Groß Toitin. Den fertig gerupften Vogel soll es für das schönste Foto vom diesjährigen Martinsfest geben, welches mit dem Umzug fortgesetzt und einer gemütlichen Runde bei Speis und Trank am Haus der Begegnung beschlossen wird. Entsprechende Schnappschüsse könnten ihm bis Montag zugeschickt werden, erklärte er, am besten per Mail oder über Whatsapp.
Während diese Aktion so etwas wie die Kür darstellt und relativ leicht zu organisieren scheint, hat die „Pflicht“ dem Seelsorger schon so einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Schließlich muss die Veranstaltung in der geplanten Form unter der sogenannten 3G-Regel stattfinden, einschließlich Maskenpflicht und Abstandsgebot. „Das ist erforderlich, weil der Landkreis sich ja im Status Gelb befindet.“ Sprich zumindest, wer nicht genesen oder geimpft ist, muss einen tagesaktuellen zertifizierten Negativ-Corona-Test nachweisen, um teilnehmen zu dürfen.
Firma steht für Corona-Tests an der Kirche bereit
Wohl wissend, dass dies angesichts der im Laufe des Sommers in unserer Region stark reduzierten Testmöglichkeiten eine Herausforderung darstellen könnte, hat Arnold Pett mit jenem Anbieter einen „Deal“ vereinbart, der sonst an bestimmten Wochentagen in den Räumen der Jarmener Feuerwehr so einen Service anbietet. Die Firma von der Insel Rügen werde am 11. November ab 16 Uhr vor Ort an der Kirche für Tests bereitstehen, wobei die Kirchengemeinde jeweils die Hälfte der Kosten trage, so die Ankündigung. Schließlich will sie, dass möglichst viele Leute am Martinsfest teilnehmen.
Lesen sie auch: Neue Corona-Fälle an Schulen in Jarmen und Tutow
Immerhin hat das im Vorfeld bereits für jede Menge Aufwand und auch Verstimmungen gesorgt, letzteres insbesondere im Zusammenhang mit dem seit je her dazu gehörenden Marsch durch die Stadt. Der dürfe unter für die Kirche noch vertretbaren Bedingungen nämlich nur absolviert werden, weil die Genehmigung unter der Überschrift „Brauchtumsveranstaltung“ laufe, wie der Pastor erläuterte. Einher gehend mit der gravierenden Einschränkung, dass bis auf den Martinsreiter die Teilnehmer die Bürgersteige nutzen müssen.
Abgespecktes Martinsfest auch in Kartlow
Ansonsten nämlich müsse eine verkehrsrechtliche Anordnung her und umgesetzt werden, um die an der Route befindlichen Fahrwege und Einmündungen ordnungsgemäß abzusperren. Und das obliege, wenn schon nicht organisatorisch, so aber auf jeden Fall finanziell dem Veranstalter. Das dürfte nach Informationen aus dem Rathaus wohl auf eine vierstellige Rechnung hinaus laufen. So hingegen reicht es laut Arnold Pett aus, ein paar eigene Ordner aufzubieten, die dafür sorgen, dass beim Überqueren der Straße nichts passiert.
Auch an der St.-Johannis-Kirche in Kartlow wird übrigens des Heiligen Martins gedacht, 2021 aber von vornherein in einer abgespeckten Variante. Befindet sich die örtliche Pastorin Silke Kühn doch gerade in Mutterschutz beziehungsweise Elternzeit. Demnach soll das kleine Fest am Freitag um 17 Uhr beginnen.