Genehmigung ist da

Demminer Brautradition soll noch dieses Jahr wieder aufleben

Demmin / Lesedauer: 4 min

Dort, wo früher Brot und Pizza gebacken wurden, darf die geplante Brauerei Demmin GmbH künftig ihre eigenen Bierkreationen in größeren Mengen herstellen.
Veröffentlicht:27.08.2020, 07:57

Von:
  • Tobias Holtz
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Es war zuletzt ruhig geworden um den Plan, den mit der Wende stillgelegten Braubetrieb in der Hansestadt wiederzubeleben. Das lag allerdings nicht etwa am fehlenden Engagement der Initiatoren des Projekts, sondern an der noch ausstehenden Genehmigung durch die untere Bauaufsichtsbehörde des Landkreises. Der eingereichte Antrag wurde in den vergangenen Monaten einer gründlichen Prüfung unterzogen. Das Ergebnis war bis vor wenigen Tagen noch völlig unklar.

„Doch jetzt haben wir es endlich die schriftliche Bestätigung erhalten, in der Clara-Zetkin-Straße Nummer 6 eine Kleinbrauerei einrichten zu dürfen“, freut sich Karsten Behrens über den positiven Bescheid. Schon seit 2018 stellen einige Bierfreunde aus Demmin und Umgebung den beliebten Gerstensaft in Eigenregie her. „Wir haben bisher sieben verschiedene Sorten gebraut, allerdings immer nur so viel wie für den Eigenbedarf zugelassen sind“, erklärt der Heimatforscher, der als Hauptgesellschafter der geplanten „Brauerei Demmin GmbH“ fungiert. Denn alles, was über der Grenze von 200 Litern im Jahr liegt, geht nach deutscher Rechtslage bereits in den gewerblichen Bereich.

Hoffnung auf Fördermittel für Abfüllanlage

Genau da wollen die Hobbybrauer aber hin: Die Rede ist von bis zu 200 Hekto-litern, also der hundertfachen Menge, die jährlich in den Räumen der einstigen Backstube und Pizzeria abgefüllt werden soll. Doch damit der Geschäftsbetrieb überhaupt aufgenommen werden kann, muss sich die Interessengemeinschaft erst mal in eine Firma verwandeln. Wie Behrens versicherte, seien die acht Gesellschafter in der Lage, die dafür benötigten25 000 Euro Grundkapital sofort einzuzahlen. Voraussichtlich Mitte September wollen sie sich mit einem Notar treffen, um die Eintragung ins Handelsregister und die Anmeldung der GmbH beim Finanz- und Gewerbeamt auf den Weg zu bringen.

Wenn diese bürokratischen Hürden genommen sind, gibt es allerdings noch zwei Probleme, die den Initiatoren derzeit Kopfzerbrechen bereiten. Zum einen lässt sich die von ihnen angestrebte gewerbliche Produktion mit den bislang genutzten Gerätschaften keineswegs realisieren. „Um pro Vorgang etwa 200 Liter brauen zu können, brauchen wir schon einen größeren Kessel und eine entsprechende Abfüllanlage. So eine komplette Grundausstattung kostet um die 21 000 Euro – die Bügelflaschen, Transportkisten und Fässer nicht mit eingerechnet“, weiß der Demminer.

Eine Summe, die sich von den Gesellschaftern alleine nicht aufbringen lässt. Behrens hofft deshalb, dass sie für die Herstellung und Entwicklung der neuen Biermarke die Möglichkeiten der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Mecklenburgische Seenplatte nutzen können. „Falls das nicht klappt, müssen wir schauen, welche Fördertöpfe für uns noch infrage kommen“, betont der Hobbybrauer.

Künftig sollen er und seine Mitstreiter aber nicht mehr selbst am Kessel stehen, sondern Fachleute, die ihr Handwerk von der Pike auf gelernt haben. Doch aktuell haben die Gesellschafter noch keinen geeigneten Kandidaten für diese Aufgabe ins Auge gefasst. „Wir stehen sowohl zu einigen Brauereien im Land als auch zur Agentur für Arbeit in gutem Kontakt und hoffen auf einem dieser Wege fündig zu werden. Schließlich wollen wir möglichst noch in diesem Jahr mit der Produktion und dem Vertrieb beginnen“, gibt sich Behrens optimistisch.

Gaststätten der Stadt als Abnehmer

Das Demminer Bier soll in erster Linie regional angeboten werden, unter anderem über Gastronomiebetriebe in der Stadt oder den Verkauf vor Ort. „Vom Trebeltal-Hotel und dem Grillhus haben wir schon die positive Rückmeldung bekommen, dass sie bereit wären, uns einige Flaschen abzunehmen. Vielleicht ziehen noch andere Restaurants nach, wenn die Produktion erst angelaufen ist“, meint der Hauptgesellschafter.

Während im hinteren Teil des Gebäudes also bald gebraut werden soll, will der Heimatverein im vorderen Bereich ein kleines Museum mit Exponaten aus der Geschichte der ehemaligen Bockbierbrauerei einrichten. Neben alten Reklameschildern, Gläsern, Flaschen und Bierdeckeln wird auch ein Wahrzeichen aus der Gründerzeit der Stadt, die Zinnblech-Skulptur des Geißbocks, der über 100 Jahre oben auf dem Dachfirst des Brauereigebäudes in der Wollweberstraße stand, zu sehen sein. Um diese einmaligen Stücke gebührend präsentieren zu können, setzt die Brauerei-Sparte auf finanzielle Unterstützung aus dem Vorpommern-Fonds. „Wir stehen schon in Verbindung mit Patrick Dahlemann. Falls es Fördermittel gibt, wird das Geld hauptsächlich in die Beleuchtungstechnik für den Ausstellungsraum investiert. Die passenden Vitrinen haben wir schon“, sagt Behrens.