Corona-Pandemie
Demminer Krankenhaus sieht sich für Mutationen gerüstet
Demmin / Lesedauer: 3 min

Tobias Holtz
Zwar sind die Corona-Infektionszahlen aktuell eher rückläufig, die Todeszahlen bleiben bundesweit aber weiterhin auf einem hohen Niveau. Darüber hinaus wächst die Sorge vor den sich immer rascher ausbreitenden Virus-Mutationen aus Großbritannien, Südafrika und Brasilien. Gerade die bei Virologen als deutlich ansteckender geltende britische Variante „B.1.1.7.“ ist Ende Januar auch in unserem Land angekommen
Nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lagus) sind bislang insgesamt 37 Fälle in allen Altersgruppen nachgewiesen worden. Wie Studien zeigen, könnte die Mutante um 30 Prozent tödlicher und bis zu 70 Prozent ansteckender sein, als das bisher bekannte Virus Sars-CoV-2.
Sequenzierung nur in speziellen Laboren möglich
Am Demminer Kreiskrankenhaus wird diese besorgniserregende Entwicklung mit wachsamen Augen verfolgt. „Momentan sind wir von solchen Mutationen erfreulicherweise noch verschont geblieben und hoffen natürlich, dass es auch so bleibt“, sagte Geschäftsführer Kai Firneisen auf Nachfrage. Um mutierte Viren möglichst schnell aufspüren zu können und ihre Verbreitung zu verhindern, hat das Bundesgesundheitsministerium die sogenannte Genom-Sequenzierung angeordnet. Die entsprechende Corona-Surveillance-Verordnung trat bereits am 19. Januar in Kraft.
Demnach sollen mindestens fünf Prozent aller mit einem PCR-Test positiv getesteten Proben genetisch untersucht und die Ergebnisse an das Robert-Koch-Institut (RKI) übermittelt werden. Kliniken, die dieses sehr aufwendige und teure Verfahren nicht selbst vornehmen können, dürfen ihre Proben auch an entsprechende Labore schicken. „Da wir bei uns im Haus auch keine Möglichkeit haben, Sequenzierungen durchzuführen, arbeiten wir dabei eng mit dem Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum in Neubrandenburg zusammen“, erklärte Firneisen.
Im dortigen Labor werden die Proben allerdings nur gesammelt. Zur näheren Analyse gehen sie an ein anderes Untersuchungslabor im Land, wie eine Sprecherin betonte. Landesweit organisiert das Lagus die Probenbearbeitung und übernimmt auch die Koordination. Bis die Ergebnisse vorliegen, könne es allerdings ein Weilchen dauern, weil die Labore im Moment stark ausgelastet seien.
Derzeit elf Covid-Patienten
„Wenn sich herausstellen sollte, dass einer unserer positiv getesteten Patienten mit einer Virus-Mutante infiziert ist, werden wir darauf mit noch strengeren Isolierungs- und Hygienemaßnahmen reagieren. Beispielsweise würde unser medizinisches Personal nicht nur auf der Intensivstation, sondern in allen Bereichen statt der FFP2-Masken, den noch höherwertigen FFP3-Typ tragen. Wir sind jedenfalls auf den Ernstfall vorbereitet“, versicherte der Geschäftsführer des Demminer Kreiskrankenhauses.
Neben einem Intensivpatienten, der künstlich beatmet werden muss, würden derzeit zehn positiv bestätigte Fälle, die keine schwerwiegenden Krankheitsverläufe zeigen, auf der eigens eingerichteten Corona-Station isoliert behandelt. Darüber hinaus gebe es einige Verdachtsfälle, von denen aber ein Großteil in der Vergangenheit mit einem negativen Testergebnis nach Hause gehen durfte. „Diese Zahlen stellen allerdings immer nur eine Momentaufnahme dar“, machte Firneisen deutlich.
Striktes Besuchsverbot bis mindestens 15. Februar
Im Gegensatz zu so manch anderer Klinik sei das Krankenhaus in Demmin noch nicht von der Notfallversorgung abgekoppelt und könne weiter Patienten aufnehmen. Alle würden vorher auf Sars-CoV-2 getestet, egal ob sie die typischen Symptome aufweisen oder nicht. Für medizinisch notwendige Termine und Behandlungen gebe es keinerlei Einschränkungen. Zum Schutz der Patienten, ihrer Angehörigen und des Personals werde das strikte Besuchsverbot jedoch noch mindestens bis zum 14. Februar aufrechterhalten.
Größere Ausfälle in der Belegschaft hat Firneisen laut eigener Aussage derzeit nicht zu beklagen. „Der Krankenstand hat sich mittlerweile wieder weitestgehend normalisiert. Wenn doch mal jemand ausfällt, ist das nicht unbedingt immer auf Corona zurückzuführen. Schließlich stecken wir gerade noch mitten in der Grippesaison“, betonte Kai Firneisen.