Kein Nachfolger für Hausarzt
Demminer MVZ kämpft mit dem Fachärztemangel
Demmin / Lesedauer: 3 min

Karsten Riemer
Die ausreichende medizinische Versorgung wird vor allem im ländlichen Raum zunehmend ein Problem. Es gibt schlicht nicht genügend Ärzte. Dabei sind nicht nur Spezialisten Mangelware, auch die Zahl der niedergelassenen Allgemeinmediziner ist überschaubar. Ein Dilemma, mit dem sich auch das Demminer Kreiskrankenhaus und konkret das angeschlossene Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) herumschlagen muss. Denn die Abgänge lassen sich vorerst nahezu nicht kompensieren.
Nachdem zum Ende des vergangenen Jahres die langjährige Hautärztin Dr. Hanka Deutscher dem MVZ den Rücken gekehrt hat, tut sich nun in der Allgemeinmedizin zum April dieses Jahres eine Lücke auf. „Dr. Jörg Albertus geht in den wohlverdienten Ruhestand“, so Krankenhausgeschäftsführer Kai Firneisen. Ein Fakt, der den Patienten zum Teil sauer aufstößt. Denn die große Frage ist erneut: Wo werden wir zukünftig behandelt?
In den gewohnten Praxisräumen wird das auf jeden Fall in absehbarer Zeit nichts. „Die Patienten müssen sich auf andere Allgemeinmediziner in der Stadt verteilen“, sagt Firneisen. So ist eine Nachbesetzung der Stelle am MVZ vorerst nicht absehbar. Jedoch liegt es weniger am Willen der Geschäftsführung, das medizinische Angebot aufrechtzuerhalten. Vielmehr mangelt es an geeigneten Kandidaten. „Es gibt keine Allgemeinmediziner, die sich niederlassen wollen“, so das bittere Fazit. Eine Anstellung an sich sei indes jederzeit auch kurzfristig möglich. Selbst dann, wenn sich erst in der zweiten Jahreshälfte ein Mediziner findet, wäre eine Wiedereröffnung der Praxis laut Firneisen gut realisierbar.
„Wir können nur ausbilden, ausbilden, ausbilden“
Einen schleichenden, endgültigen Abschied von medizinischen Behandlungen am MVZ bedeutet der neuerliche Verlust jedoch nicht. „Das ist jetzt erst mal das Ende der Fahnenstange bei den Abgängen“, sagt der Geschäftsführer. Und es gibt sogar positive Meldungen. So wird die gynäkologische Praxis in der Adolf-Pompe-Straße aller Voraussicht nach weiter bestehen. Entsprechende Bewerbungsgespräche seien bereits geführt worden.
Zudem tüftelt das Kreiskrankenhaus an Problemlösungsstrategien in den eigenen Reihen. „Wir können nur ausbilden, ausbilden, ausbilden“, sagt Firneisen. Neben der ohnehin bestehenden Ausbildung in der Klinik soll dafür auch der Weg in die Praxen gegangen werden. Eine Vorreiterrolle könnte dann die Gynäkologie innehaben. „Wir planen eine Weiterbildungsermächtigung zu beantragen“, sagt er.
Die fehlenden Allgemeinmediziner lassen sich auf diesem Weg allerdings nicht ausgleichen. Doch auch hier gibt es zumindest leise Hoffnung. Immerhin werden in diesem Bereich derzeit drei junge Ärzte im Klinikum ausgebildet. „Und es wäre wünschenswert, wenn die sich dann in Demmin niederlassen“, sagt Firneisen. Für die Bestandspatienten bedeutet dass aber vornehmlich eins: Abwarten und auf die Suche nach einem neuen Hausarzt gehen.