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Wirtschaft

Demminer Schausteller trifft die Corona-Krise besonders hart

Demmin / Lesedauer: 2 min

Es gab kaum ein Fest in der Region, auf dem die Demminer Schausteller-Familie Backhaus nicht präsent war. In vielen Städten kennt man sie. Doch nun droht eine 136-jährige Familientradition kaputt zu gehen. Null Einnahmen wegen Corona. Doch Günter Backhaus will nicht aufgeben.
Veröffentlicht:30.05.2020, 11:19

Von:
  • Kirsten Gehrke
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Eigentlich wollte Günter Backhaus an diesem Wochenende mit seinen Wagen und Karussells auf dem Pfingstfest in Neubrandenburg stehen. Eine Woche vorher wäre er beim Hechtfest in Teterow gewesen. Aus dem Kalender sind im Juni auch das Peenefest in Demmin, die 775-Jahrfeier in Altentreptow, das Schlossgartenfest in Stavenhagen und das Stadtfest in Malchin gestrichen. Die Corona-Pandemie bringt den Demminer Schausteller in Not. „Am 22. Dezember haben wir unser letztes Geld verdient“, sagt der 56-Jährige. Die Reserven sind aufgebraucht. „Uns geht es nicht gut.“ Als im März die erste Veranstaltung in Waren abgesagt wurde, habe danach bei ihm das Telefon nicht mehr stillgestanden. „Es kam eine Absage nach der anderen“, sagt er. Bis Ende August passiere gar nichts mehr. Das bedeutet: keine Einnahmen. Die Kosten aber laufen weiter. Es trifft alle Schausteller hart.

„Wir haben Berufsverbot”

„Auf Deutsch gesagt, haben wir Berufsverbot“, meint Backhaus. „Wenn die Sonne scheint, kribbelt es, und man darf nicht“, sagt seine Frau Heike (49). Sie steht sonst in der Schießbude. So eine existenzbedrohende Krise musste die Schausteller-Familie noch nie durchstehen. Der schwerste Schritt für Günter Backhaus war, dass er für sich Hartz IV beantragen musste, also eine Grundsicherung. Aber noch habe er keinen Bescheid. Seine drei Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Froh sei er, dass es recht schnell mit der Soforthilfe des Staates geklappt hat. Auch habe er Hoffnung auf einen zweiten Rettungsschirm. Dennoch muss er zwei Kredite aufnehmen. Aber die müssen auch abgezahlt werden. Im Moment weiß der Demminer nicht, wie es weitergehen soll. „Wir hoffen, dass wir wenigstens die Weihnachtsmärkte machen können.“ Doch sei alles noch offen.

Den Betrieb gibt es seit 136 Jahren

Aufgeben wollen die Schausteller nicht. Jeden Tag bastelt er ein bisschen an den Geräten. „Einfach nur rumsitzen, das ist nichts für uns. Das sind wir gar nicht gewöhnt.“ Günter Backhaus hat 5300 Berufskollegen in Deutschland, denen es so geht wie ihm. Der Verband, in dem er organisiert ist, setzt sich für das Kulturgut ein. Seit 1300 Jahren gibt es Schausteller.

Günter Backhaus führt das Geschäft, das es seit 136 Jahren gibt, in fünfter Generation. Sohn Patrick (28) steht schon in den Startlöchern, um das Geschäft einmal weiterzuführen.