Mitstreiter gesucht
Demminer wollen nach der Pandemie den Karneval aufleben lassen
Demmin / Lesedauer: 3 min

Christine Gerhard
Es waren Offiziere aus dem Rheinland, die einst den Karneval nach Vorpommern brachten, erzählt Karsten Behrens vom Heimatverein. Doch fast alle kehrten nach ihrem Dienst bei den Demminer Ulanen in ihre Heimat zurück und hinterließen eine Tradition, die sich im Nordosten nur schwer halten konnte. Der vorerst letzte Versuch, den pommerschen Fasching in der Hansestadt wiederzubeleben, liegt laut Behrens über zehn Jahre zurück. Jetzt will ein Sauerländer in Zivil den Geist der Fastnacht in seine Wahlheimat zurückholen.
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Die Stadt, aus der Dietmar Groß vor fünf Jahren nach Demmin zog, wird auch „Klein-Köln“ genannt. Natürlich sei der Karneval dort nicht vergleichbar mit dem, was zwischen dem 11.11. und Aschermittwoch im nicht weit entfernten Köln passiert, weiß er. Doch auch Attendorn steht tagelang Kopf, auch dort gibt es ausgelassene Feiern, feuchtfröhliche Sitzungen und bunte Umzüge. Nachdem Dietmar Groß die Veranstaltungen als Mitglied des Karnevalsvereins mitorganisiert und Büttenreden gehalten hatte, ließen seine Frau und er bei ihrem Umzug nach Norddeutschland ihre vielen Kostüme zurück. Im karnevalistisch kaum geprägten Vorpommern verfolgten sie das närrische Treiben in der Heimat nur noch über den Fernseher. Bisher.
Es muss wieder geschunkelt werden
Der kontaktfreudige Sauerländer, der in Demmin längst viele Freundschaften und Bekanntschaften geschlossen hat, ist der Kopf einer neuen und sechsten Sparte des Demminer Heimatvereins: der Karnevalssparte, die sich derzeit im Aufbau befindet. Der Demminer Tanzverein Dancing Angels hat bereits seine Unterstützung zugesagt und auch ein Narr aus Lindenberg, der letzten Karnevalsbastion im Umland, will mitmachen.
Weil Feiern und vor allem Faschingsfeiern aber erst in größerer Gesellschaft so richtig Spaß macht, sucht die Karnevalssparte noch viele weitere Mitstreiter – Karnevalsbegeisterte, Vereine, Firmen, um gemeinsam eine erste Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Einen Umzug kann sich Dietmar Groß dabei zumindest anfangs noch nicht vorstellen: „Das ist sehr aufwendig und wenn es nicht funktioniert und nur wenige Wagen zusammenkommen, sieht es erbärmlich aus“, erklärt er.
Eines steht für ihn fest: „Die erste Veranstaltung muss sitzen und Spaß machen.“ An Karneval nicht gewöhnt, müssten die Gäste erst einmal in Stimmung kommen, meint der Wahl-Demminer. „Erst mal muss geschunkelt werden. Die Leute müssen auf die Tische gehen und so begeistert sein, dass sie im nächsten Jahr wiederkommen.“ Ein schönes, zweistündiges Programm mit Musikkapelle, Büttenreden – vielleicht auch auf Platt – mit Tanzeinlagen und eventuell eine Männergarde stellt er sich vor. „Man könnte auch ein Demmin-Lied schreiben“, schlägt Dietmar Groß außerdem vor. Und sicher würde er auch Jecken aus der Heimat für den ein oder anderen Auftritt in Demmin gewinnen können.
Erste öffentliche Veranstaltung im nächsten Jahr geplant
Das Programm, der Faschingsruf und die Faschingsfarben der „Demminiten“ – und ob sie sich überhaupt „Demminiten“ nennen wollen – das alles soll gemeinsam besprochen werden. „Vielleicht können wir auch das, was vor über zehn Jahren erfolgreich war, übernehmen“, meint Groß. Dass all das nicht von heute auf morgen geht, weiß er aus eigener Erfahrung. „Aber es macht Spaß, obwohl es Arbeit ist“, sagt er. Der 11.11. soll deshalb erst einmal im kleinen Rahmen vereinsintern begangen werden, um auf dieser Grundlage die erste öffentliche Karnevalsveranstaltung für das kommende Jahr zu planen.
Nach zwei Coronajahren hat Karsten Behrens Hoffnung, dass die Karnevalsbombe bei den Hansestädtern einschlägt: „Das eröffnet Chancen für einen Neubeginn. Die Leute sind nicht mehr verwöhnt und werden kommen“, ist er sich sicher. Wer sich in der Karnevalssparte einbringen will, kann sich mit dem Heimatverein in Verbindung setzen.