Corona-Pandemie
Der Selbsttest mit dem Corona-Schnelltest
Demmin / Lesedauer: 4 min

Christine Gerhard
Es ist ein bisschen wie vor einer mündlichen Prüfung – nur mit Maske und Abstand. Vor der Tür zum Schnelltestzentrum warten mehrere Menschen, die Personalausweise in der Hand. Alle zwei Minuten öffnet sich die Tür. Ab und zu fragt jemand: „Wann sind Sie dran?“
Auch die Nervosität ist ein bisschen wie vor einer Prüfung. Man hat ja schon allerhand gehört, von Gehirnkitzeln, von ungeahnten Weiten im Nasenraum und geheimen Gängen zwischen Nase und Mund. Aber was soll’s: Für morgen ist ein Treffen mit der Cousine in Rostock geplant, da soll der Corona-Schnelltest Sicherheit bringen – ist ja neuerdings kostenlos.
Schnelltests werden gut angenommen
Seit man für die Tests nicht mehr zahlen muss, nutzen nach Angaben des Initiators Martin Wetzel etwa fünfmal so viele Menschen wie vorher das Angebot des Demminer Schnelltestzentrums. Ungefähr 200 bis 300 Tests wöchentlich führt das Team durch. An manchen Tagen sind es zwanzig, an anderen hundert.
Auch in der Löwen-Apotheke werden die kostenlosen Schnelltests laut Inhaberin Claudia Semlow gut angenommen. Ihr Team testet nach telefonischer oder persönlicher Voranmeldung ebenfalls täglich zu bestimmten Zeiten in Extraräumen nahe der Apotheke. „Manchmal können wir gar nicht genug Termine anbieten“, erzählt die Inhaberin.
Laut Wetzel wird der Bedarf zu Ostern noch steigen. Auf der Internetseite, auf der man sich für die Schnelltests registriert, hat er bereits für drei Tage zusätzliche Termine freigegeben. „Wir sind aber noch nicht an unsere Grenzen gestoßen“, versichert der Inhaber der Pommern-Apotheke.
Das liegt auch an der Zwei-Minuten-Taktung. Um 14.02 Uhr öffnet sich die Tür wieder, diesmal wird es ernst: eintreten, Hände desinfizieren, Anweisungen abwarten, so weit, so bekannt. Neu ist das gelbe Quadrat auf dem Boden, in das man sich stellen muss wie ein Raucher auf dem Bahnsteig. Anders als auf Bahnsteigen ist es aber mit Sichtschutzwänden abgeschirmt. Von der anderen Seite nähert sich auch schon das Stäbchen, vielmehr der Stab. Augen zu und rein. Das mit dem Kitzeln und den ungeahnten Weiten stimmt schon einmal, dafür geht es durchaus geschmeidig voran. Die Träne rollt nicht vor Schmerz. Der Apotheker dreht das Stäbchen kurz hin und her und erklärt: „Das wäre es jetzt eigentlich. Aber wenn Sie noch ein Foto brauchen...“
Das Angebot wird abgewunken. Weh tut der Test zwar nicht, so richtig angenehm ist er aber auch nicht. Während die etikettierte Probe in einen abgetrennten Laborbereich gereicht wird, geht es für den Getesteten aus der zweiten Tür wieder nach draußen. Kurz danach wird die geräumige Schlange auf der anderen Seite wieder ein Stück kürzer. Ob bei den Berichten über Lieferprobleme die Tests auch für alle reichen?
Positive Tests seien positiv zu bewerten
„Es gibt leichte Lieferengpässe, weil ganz Deutschland gleichzeitig Schnelltests haben will und die Testinfrastruktur weiter ausgebaut wird“, bestätigt Wetzel. Auch im Demminer Schnelltestzentrum ist das zu spüren, doch der Inhaber hat Vertrauen in sein Netzwerk. „Es wird ein bisschen schwieriger, aber ich glaube nicht, dass es zu solchen Engpässen kommt, dass wir den Betrieb aussetzen müssen.“
Auch die Tests, die Claudia Semlow bisher bekommen hat, reichen erst einmal eine Weile. „Wie es in ein bis zwei Wochen aussieht, weiß man aber noch nicht“, so die Inhaberin. Bestimmte Tests gebe es derzeit nicht mehr.
Noch aber funktioniert das System: Keine 15 Minuten nach dem Test ist die E-Mail da, auf Deutsch und Englisch. Durch die höhere Anzahl an Tests und Infektionen wurden seit Einführung der kostenlosen Schnelltests mehr positive Ergebnisse an das Gesundheitsamt übermittelt, hatte Wetzel zuvor verraten. Fünf seien es in dieser Woche gewesen, davor zwei Wochen lang kein einziger. Doch die gestiegene Zahl an nachgewiesenen Infektionen, die sonst womöglich unentdeckt geblieben wären, ist mit Blick auf die Pandemiebekämpfung positiv zu bewerten, wie der Apotheker weiß. Mehr positive Ergebnisse, mehr Quarantäne, mehr unterbrochene Infektionsketten, so die Logik.
Aber was steht nun in der E-Mail? Das Ergebnis ist in Großbuchstaben bereits im Betreff zu lesen. Wäre es eine mündliche Prüfung gewesen, wäre sie nicht bestanden. Da es aber ein Corona-Test ist, ist das negative Ergebnis eine Erleichterung. Auch wenn es nur eine Momentaufnahme von 24 Stunden darstellt und sich die Nase noch etwas seltsam anfühlt.