Talentierter Maler

Dieser 62–Jährige kämpft mit dem Pinsel gegen seine Sucht

Düvier / Lesedauer: 4 min

Per Umweg entdeckte Gerhard Thoms sein Talent fürs Malen. Derzeit hat er viel Zeit und Ruhe für dieses Hobby. Seine Bilder zieren auch die Zimmer seiner Mitbewohner. 
Veröffentlicht:19.03.2023, 14:01

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Seine Bilder sind begehrt. Kein Wunder also, dass sie in den Fluren und auch Zimmern der Einwohner des Evangelischen Nachsorgezentrums für Suchtkranke „Magnus Böttger“ in Düvier hängen.

Gerhard Thoms verfügt über ein Talent, das erst seit seinem Aufenthalt in der Einrichtung so richtig geweckt wurde. „Beim Malen kann ich völlig abschalten“, sagte der 62–Jährige. Er mag es, Porträts von Tieren zu zeichnen oder Landschaften auf Leinwänden lebendig abzubilden.

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Im Rahmen der Beschäftigungstherapie malt Gerhard Thoms mehrmals in der Woche. (Foto: Ulrike Rosenstädt)

Sein aktuellstes Bild macht Lust aufs Frühjahr, das sich wettertechnisch ja gerade etwas schwertut. Doch auf dem Bild, an dem Gerhard Thoms gerade arbeitet, blüht und gedeiht eine Wiese, die Vorfreude auf das Osterfest weckt.

Sein Talent erkannten auch die Ergotherapeutin Maria Krüger und ihre Kollegin Anette Riesinger, die das Team in der Einrichtung am Rande der Ortschaft Düvier wöchentlich für einige Stunden unterstützt. „Wir haben gemeinsam die Idee entwickelt, die Bilder in einer kleinen Ausstellung zu präsentieren“, erzählten die beiden Frauen.

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Zu den Motiven des Hobby-Malers gehören auch Blicke, die sich auf dem Gelände der Nachsorgeeinrichtung auftun. (Foto: Ulrike Rosenstädt)

Damit überraschten sie Gerhard Thoms nicht nur, sie versetzten ihn gleichzeitig etwas in Aufregung. „Aber die war das Beste daran. Die Aufregung war gut, denn ich habe mich wirklich sehr gefreut über die Ausstellung. Das war schon was“, sagte der 62–Jährige.

Diesen besonderen Termin, zu dem Mitbewohner und Mitarbeiter des Nachsorgezentrums gern gekommen waren, werde er nie vergessen. Schließlich erfuhren auf diese Weise alle, auch diejenigen mit denen Gerhard Thoms nicht regelmäßig bei der Beschäftigungstherapie zusammen in einem Raum sitzt, von seiner Lieblingsbeschäftigung.

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Bei seiner kreativen Arbeit wird Gerhard Thoms von den Mitarbeitern der Einrichtung gern unterstützt. (Foto: Ulrike Rosenstädt)

„Ein Ausstellungsgast brachte ihm ein Foto von einem Schiff, auf dem er einst gearbeitet hat. Das hat Herr Thoms dann abgemalt. Jetzt hängt das Bild im Zimmer des ehemaligen Seefahrers“, wussten die beiden Mitarbeiterinnen zu berichten.

„Das ist eine Bereicherung für uns alle.‟

Sie freuen sich darüber, dass der Mann, der auf Grund einer Suchterkrankung derzeit in Düvier sein Zuhause hat, sein Talent auslebt. „Das ist eine Bereicherung für uns alle“, sagte Anette Riesinger.

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Gern malt der 62-Jährige Bilder, um die ihn seine Mitbewohner bitten. (Foto: Ulrike Rosenstädt)

Ganz offensichtlich überraschte Gerhard Thoms das viele Lob. Doch es gefiel ihm auch. Das war ihm während eines Gespräches mit dem Nordkurier anzumerken. Dennoch wollte er gar nicht so viel über seine Person erzählen. Dass er Bilder malt, sei Information genug.

„Dass ich hier sein kann, hat mein Leben auf jeden Fall verlängert.‟

Obwohl, eines berichtete er dann doch gern: „Meine Schwester und meine Mutter wissen auch, dass ich hier male. Sie haben sich schon bestimmte Motive gewünscht. Wie dieses Pferdeporträt. Die Bilder schenke ich ihnen gern, wenn ich auf Heimatbesuch bin“, verwies Gerhard Thoms auf eines der Bilder, das vor ihm auf dem Tisch lag.

Seit zwei Jahren lebt der Mann im Düvierer Nachsorgezentrum. Auch wenn sein Wunsch, wieder in seine vorpommersche Heimat zurückzukehren, besteht, weiß er ganz genau: „Hier ist es gut. Dass ich hier sein kann, hat mein Leben auf jeden Fall verlängert.“

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Der 62-Jährige hat beim Malen ein ruhiges Händchen. (Foto: Ulrike Rosenstädt)

Zu dieser Erkenntnis kommen Freude und Zufriedenheit, die er beim Malen empfindet, „Das ist gut so“, sagte Gerhard Thoms bevor er fragte, ob er nicht zurückkehren könnte an seinen Arbeitsplatz in der Werkstatt für Beschäftigungstherapie. Schließlich möchte er sein Bild weiter malen. Und wer weiß, wenn das fertig ist, dann klappt’s vielleicht ja auch mit dem Frühling.