Diskussion um Demminer Museum nimmt neue Fahrt auf
Demmin / Lesedauer: 3 min

Karsten Riemer
Die Hansestadt hat ein Museum. Denn zumindest auf dem Papier geht der Bestand des ehemaligen Kreisheimatmuseums in den Besitz Demmins über. Wirklich angucken kann sich die Exponate jedoch in absehbarer Zeit niemand – rund 16 000 historische Objekte, 10 000 Fotografien, 10 000 Bücher und mindestens 1000 Archivmaterialien bleiben eingelagert. Es fehlt schlicht ein entsprechender Standort, ganz zu schweigen von ernsthaften Plänen zur allgemeinen Bewirtschaftung eines städtischen Museums.
Doch die Stadtpolitik zeigt Willen, daran etwas zu ändern. „Wenn wir nicht anfangen, uns Gedanken zu machen, wird auch nichts entstehen“, sagt die Vorsitzende des Sozialausschusses Kathrin Giebener-Trost. Daher hatten die Ausschussmitglieder bereits in der Sitzung im März Hausaufgaben aufbekommen – Ideen sammeln für ein Museum – und diese tatsächlich auch erfüllt. Die unterschiedlichen Sichtweisen deuten jedoch bereits auf eine langwierigere Diskussion hin.
„Das Projekt sollte heißen, wir bauen Haus 2. Und zwar mit allen notwendigen und dem Wohl der Bürger dienenden Möglichkeiten“, so IVD-ler Bernd Koltz. Hieße konkret: In die Debatte um ein Museum würde die Marktsüdbebauung mit einfließen. So könnte neben dem Fundus ebenso die Verwaltung einziehen und zentralisiert werden. Zusätzlich stünden Räume für Veranstaltungen bereit. „Es gehört Mut zu so einem Projekt, aber alles andere wäre Stückwerk und würde auch nicht annähernd die Vereinbarung zwischen dem Landkreis und der Stadt erfüllen“, sagt Koltz. Die Zeitplanung sei allerdings mit der Möglichkeit eines Auszugs aus dem Hanseufer verknüpft. Daher wäre es zu überlegen, den Museumsbestand vorübergehend auf dem Dachboden der Zilleschule einzulagern.
Betriebskosten bleiben Knackpunkt
Da das jedoch ebenfalls Stückwerk wäre und mehrfache Umzüge das Demminer Stadtsäckel belasten, wartet die UWG mit einem Gegenentwurf auf. „Wir haben dafür zwei geschichtsträchtige Gebäude“, so Giebener-Trost. Gemeint sind damit die Backsteinbauten am August-Bebel-Platz. Diese seien bereits Eigentum der Stadt, stünden leer und könnten ohnehin nicht dem Verfall preisgegeben werden. Nach Ansicht der Fraktion ein guter Ort für das Stadtmuseum.
Die CDU/FDP-Fraktion überlegt indes, zunächst eine Bedarfsermittlung auf die Tagesordnung zu setzen. So solle fachlich geprüft werden, was von den eingelagerten Exponaten tatsächlich musealen Wert habe. „Daraus lässt sich dann ein Plan ableiten, wie groß die Räumlichkeiten sein müssen“, sagt Herbert Frank. Und auch der finanzielle Faktor müsse bedacht werden.
Jährlich 180 000 Euro nötig
In der Tat gab es diesbezüglich in der Vergangenheit bereits Modellrechnungen. Im Ergebnis würden die Betriebskosten jährlich rund 180 000 Euro beanspruchen. Ob diese Mittel in Zukunft aufgebracht werden können, ist fraglich. „Wir dürfen nicht vergessen, dass das nur möglich ist, wenn wir einen ausgeglichenen Haushalt haben“, sagt Kämmerer Ronny Szabó. Sichere Prognosen gibt es dazu nicht. Und im schlimmsten Fall könnte die Stadt dann vor einer schweren Entscheidung stehen. Denn: Das Museum zählt zu den freiwilligen Aufgaben ebenso wie etwa die Biberburg. Bei einem Haushaltsloch wird hier der Rotstift zuerst angesetzt. „Dann reden wir eventuell darüber, halten wir das Schwimmbad oder das Museum“, sagt er.
Klar ist, die übrigen Stadtvertreter werden da ein Wörtchen mitreden wollen. Daher steht das Thema sowohl im Stadtentwicklungs- als auch im Finanzausschuss auf dem Plan.