Dramatische Rettungen an Badesee – Urlauber nur knapp Tod entkommen
Zarrenthin / Lesedauer: 4 min

Stefan Hoeft
Helle Aufregung herrschte plötzlich am Sonntagnachmittag in der Badeanstalt Zarrenthin, weil im dortigen Kiessee nahe Jarmen ein Besucher untergegangen und nicht wieder aufgetaucht war. Der ältere Herr ist wohl vom Strand der beliebten Freizeiteinrichtung hinüber zum unweit auf dem Wasser befindlichen Ponton geschwommen und soll dort nach Zeugenaussagen beim Hinaufsteigen der Leiter völlig überraschend zurück geglitten und wie reglos in die Tiefe gesackt sein – vermutlich wegen gesundheitlicher Probleme.
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Auch seine Frau habe vom Ufer aus den Vorfall bemerkt und wie andere Gäste umgehend Alarm geschlagen, so die Schilderungen der Badeaufsicht. Woraufhin ein Tauchlehrer, der gerade in Montur mit zwei Schülern im Randbereich agierte, sofort zu Hilfe kam. Er konnte den Mann allerdings nicht auf dem zwischen etwa sechs und neun Meter tiefen Grund entdecken.
Das gelang demnach erst einer Kollegin und einem Kollegen, die an der Tauchbasis zugegen waren und eiligst ebenfalls ihre Ausrüstung anlegten, um sich auf die Suche zu machen. Doch bis die beiden die leblose Person fanden und an Land schafften, gingen etliche Minuten vorüber. Die Taucher machten sich dann zusammen mit einem zufällig vor Ort befindlichen Altenpfleger und Rettungsschwimmer Rainer Warnick an die Reanimation des Mannes. So lange bis eine Notärztin nach Zarrenthin eilte sowie die Besatzung des Peenestädter Rettungstransportwagens und die Crew des Greifswalder Rettungshubschraubers „Christoph 47” übernahmen.
Jugendlicher gleitet von Rutsche bewusstlos ins Wasser
Der Patient konnte offenbar soweit stabilisiert werden, dass ein Transport mit dem Helikopter zur Universitätsklinik in Greifswald gewagt wurde. Wie genau es ihm geht, bleibt der Öffentlichkeit natürlich vorenthalten. Aber zumindest befand er sich Montagnachmittag noch in Behandlung, wie eine Anfrage beim Landkreis Vorpommern-Greifswald ergab, der für den Rettungsdienst verantwortlich zeichnet. Die Polizei indes scheint vorerst nicht zu ermitteln, hieß es aus der für die Region zuständigen Inspektion Anklam.
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Für die Zarrenthiner Badeanstalt geht es bei diesem Einsatz um den schlimmsten seit Mitte der 1990er-Jahre, als in zwei Sommern hintereinander jeweils ein Mensch bei einem Badeunfall im Kiessee zu Tode kam. Allerdings handelte es sich gerade in der aktuellen Saison längst nicht um die erste tückische oder gar lebensgefährliche Situation, mit der Rainer Warnick und sein Team konfrontiert waren. „Dieses Jahr ist das richtig wie verhext”, erklärt er. Wobei der Rettungsschwimmer insbesondere die beiden vergangenen Wochen im Blick hat, als sich ernste Notfälle häuften.
Er erinnert beispielsweise an einen Jugendlichen, der auf der eigentlich gesperrten und daher nicht bewässerten Rutsche mit dem Kopf aufschlug und daraufhin bewusstlos ins Wasser eintauchte. Wer weiß, wie das geendet wäre, wenn nicht nebenbei stehende Leute ihn sofort an die Oberfläche geholt hätten. Am Ende kam der sichtlich benommene Mann so mit einem Brummschädel und einer Platzwunde davon.
Rettungsschwimmer nennt drei Gründe für Unfall-Häufung
Nicht vergessen haben die Strandwächter auch die Suche nach einem beim Ponton vermissten Mädchen, dass sich wohlbehalten kurz darauf bei seinen Angehörigen einfand, weil es gar nicht mehr im See war. Parallel dazu geriet nämlich im Bereich der Rutsche ein anderes Kind abseits der Blicke seiner Eltern ins zu tiefe Wasser, wurde nur durch das beherzte Zugreifen von Erwachsenen gerettet. Ähnlich gefährlich und gleichzeitig glimpflich erging es laut Warnick mit wenigen Tagen Abstand einem Senioren, der offenbar ebenfalls den steil abfallenden Grund unterschätzte und plötzlich unter der Oberfläche verschwand. „Da hat dann anscheinend der Schwimmreflex ausgesetzt”, mutmaßt Warnick.
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Der Rettungsschwimmer macht für diese Häufung insbesondere drei Gründe aus. Zum einen die so lang und heiß wie selten anhaltende Saison, zum anderen die zunehmende Ignoranz gegenüber einfachsten Baderegeln und Sicherheitsanordnungen. Viele würden sich etwa das Nassmachen vorm Eintauchen oder anderweitig gebotene Vorsicht sparen, obwohl gerade die Kieskuhle mit ihren Temperaturunterschieden und großen Tiefen tückisch sei. Selbstüberschätzung inklusive. Auffällig sei wie beim Unglück am Sonntag zudem, dass alle genannten brisanten Fälle auf das Konto von Urlaubern oder zumindest Ortsfremden gingen. Die Einheimischen wüssten offenbar besser um die Risiken dieses Gewässers.