Sanierung
Ein Jahrhundertprojekt im Stil eines englischen Landschaftsparks
Leistenow / Lesedauer: 4 min

Anke Krey
Wo im Herbst noch Schilf stand, glitzert nun wieder eine Wasserfläche. Die Teiche im Schlosspark von Leistenow sind bereits wieder gut gefüllt. An den Bäumen sind frische Schnittflächen zu sehen, und Buschwerk wartet auf einem großen Haufen darauf, Osterfeuer zu werden.
Es ist ein Jahrhundertprojekt, an das sich Amélie und Peter von Loeper seinerzeit nach der Wiedervereinigung gewagt haben: Das Schloss, in dem einst ihre Vorfahren lebten, und den herrlichen Schlosspark wieder instand zu setzen. Der Park ist ein ganz besonderes Juwel — denn er wurde einst von einem namhaften Gartenkünstler entworfen: Peter Joseph Lenné, General–Gartendirektor der königlich–preußischen Gärten, gestaltete nicht nur weiträumige Parkanlagen, sondern auch etliche kleine Gutsparks.
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Der Plan für den Park rings um Schloss Leistenow, im Stile eines englischen Landschaftsparks, zeigt neben den charakteristischen Sichtachsen, Rasenflächen und baumgesäumten Alleen auch natürlich wirkende Wege und ausgedehnte Wasserflächen. So, wie er einst angelegt worden ist, soll er sich in Zukunft auch wieder präsentieren, sagen die von Loepers.
Mit Unterstützung aus dem Nachbardorf
An einen wichtigen Schritt haben sie sich in diesem Winter mit fachkundiger Unterstützung aus dem Nachbardorf gewagt. Torsten Beyer, Landwirt aus Utzedel, und sein Angestellter Ingo Ritzrau haben den alten Wasserlauf mit viel Geschick wieder hergestellt. „Die haben gesagt: Wir können das“, berichtet Peter von Loeper. „Wir können das probieren“, korrigiert Ingo Ritzrau. Was ganz eindeutig untertrieben ist. Denn Ritzrau, seit zehn Jahren in der Landwirtschaft beschäftigt, war vorher viele Jahre im Straßen– und Tiefbau tätig.
Die Schlossfamilie hatte Glück, denn kurzfristig wurde auch eine finanzielle Förderung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz möglich. Für die schnelle und tatkräftige Hilfe zu danken ist auch Kerstin Ehlert von der Unteren Denkmalschutzbehörde in Waren — sie unterstützte vor allem bei der denkmalrechtlichen Genehmigung sowie bei der Zusammenarbeit mit der Stiftung, erläutert von Loeper. „Also haben wir beschlossen: Dann trauen wir uns das jetzt zu."
Im Dezember starteten die Arbeiten. Beyer und Ritzrau haben sich bei der Firma Riesebeck in Demmin einen 18–Tonnen–Bagger besorgt, mit einem Moorfahrwerk. Dann wurde die Verbindung zwischen den beiden Weihern mit einem Damm aus Ton unterbrochen. Und anschließend fuhr Ritzrau mit dem Bagger in den vom Haus aus gesehen rechten Teich hinein. Dort befand sich wenig Wasser, und umso mehr Schilf.
Auf Tiefe und Form gebracht
Der Maschinenführer entfernte Bewuchs und Modder aus dem Teich, und legte die Tonsohle allmählich und vorsichtig wieder frei. „Der Schlamm war dünnflüssig wie Gülle“, lacht Ritzrau, „der kam mir immer wieder entgegengeflossen!“ Doch keine Chance — letztendlich gelang es, den Schlamm zu entfernen. „Wir haben ihn über drei Stufen noch oben gesetzt“, erklärt der Baggerfahrer.
Nach der Fertigstellung des ersten Teiches wurde dann der zweite, in dem sich mehr Wasser befand, in diesen hinein leergepumpt. Und während sich in dem fertiggestellten Weiher bereits wieder das Wasser sammelte, das dorthin über die Drainagen auch von den Feldern fließt, brachte Ritzrau mit seiner Baggerschaufel den zweiten Teich wieder auf Tiefe und in Form.
„Was andere mit Technik machen, das macht er mit Kunst“, begeistert sich Peter von Loeper. Beyer nickt dazu. Und Ritzrau meint, auf das Ergebnis sei er nun schon ein wenig stolz. Zumal der Wasser– und Bodenverband gemeinsam mit der Firma Christoffers am zweiten Teich auch gleich einen neuen Stau gebaut hat, mit dem der Wasserstand reguliert werden kann.
Beide Gewässer wieder verbunden
Nach der Fertigstellung des zweiten Weihers wurde dann der Damm entfernt; die beiden Gewässer sind nun wieder verbunden. Und der Anblick ist phänomenal: "Das Wasser wird nun wieder gehalten“, freut sich von Loeper. „Es steigt jeden Tag um ein bis zwei Zentimeter an und füllt die Teiche. Irgendwann hat es die richtige Höhe, und dann fließt es wieder ab in Richtung Augraben."
Solche Arbeiten sind nur im Winter möglich, wenn in der Landwirtschaft wenig zu tun ist, bestätigt Torsten Beyer. „Und sie sind auch nur im Winter erlaubt.“ Denn selbstverständlich werden Naturschutzbelange bei der Sanierung ebenfalls berücksichtigt. Fertig ist der Park damit natürlich noch nicht. Denn die Jahre und der Sturm haben in die Baumbestände Lücken geschlagen. Im Sommer wird deshalb nun ein Pflanzplan erstellt.
Beim Baggern habe man übrigens einige Schätze gefunden, schmunzelt Ingo Ritzrau. Neben einem alten, halb zerfallenen Eggenfeld und alten Kochtöpfen aus Emaille wurde aus dem Schlamm auch eine Milchkanne geborgen — und ein einzelner Holländerkahn, ein Holzschuh aus alter Zeit.