Verkehr
Was hinter den neuen Bus-Preisen an der Seenplatte steckt
Seenplatte / Lesedauer: 4 min

Robin Peters
Im Busverkehr der Mecklenburgischen Seenplatte gilt seit April ein neues Preismodell — Basis dafür ist eine Einteilung der Region in eine sogenannte Wabenstruktur. Betroffen sind dabei auch Linien der Mecklenburg-Vorpommerschen Verkehrsgesellschaft mbH (MVVG), die die Seenplatte mit Nachbarregionen (zum Beispiel Teterow und Gnoien) verbinden.
Davon dürften vor allem Fahrgäste profitieren, die in größeren Städten der Region unterwegs sind. Denn für Fahrten in den Stadtverkehren in Neustrelitz, Waren oder Demmin muss man fortan nur eine durchfahrene Waben bezahlen — selbst wenn sie auf der Karte theoretisch mehrere umfassen.
Auf dem Land kann es teurer werden
Ganz so einfach ist es auf Touren übers Land jedoch nicht: Wer sich die ganze Modellgrafik der MVVG anschaut, staunt über die Kleinteiligkeit. Der ganze Landkreis ist in mehr als 250 Waben aufgeteilt. Ein großflächiges Amt kann allein mehr als 20 Waben umfassen. Die höheren Tarifstufen sind bei Fahrten übers Land also schnell erreicht. Immerhin gibt es eine maximale Begrenzung auf zehn Tarifstufen pro Einzelfahrt. Sparen lässt sich also auf der ganz langen Strecke.
Dennoch kann es unter Umständen auf einzelnen Strecken zu höheren Preisen kommen als zuvor, räumt Torsten Grahn, Geschäftsführer der Mecklenburg Vorpommerschen Verkehrsgesellschaft mbH (MVVG), ein. Das sei der Systematik eines Wabenmodells geschuldet, das insgesamt aber mehr Transparenz schaffe. Schließlich gebe es jetzt nur noch zehn Tarifstufen. Zuvor seien es 68 gewesen. Grahn rechnet durchaus mit Beschwerden, weil es für einzelne Fahrgäste teurer wird. Dafür werde es für andere günstiger. „Wir mussten einen Mittelweg finden. Das geht nicht anders.“ Großflächiger hätten die Waben laut MVVG–Geschäftsführer Grahn nicht sein können. Auch die Zusammenfassung von Waben zu größeren Kreisen oder Zonen sei außerhalb von Großstädten nicht üblich. Man habe sich an dem Modell des Verkehrsverbundes Berlin–Brandenburg (VBB) orientiert, an den man sich für einen angestrebten Zusammenschluss annähern wolle.
Für den Fahrgast noch nicht so leicht nachzuvollziehen
„Die Waben selbst bieten den Fahrgästen jetzt vor allem mehr Transparenz, da sie vor der Fahrt in den meisten Fällen einfach die Waben zählen können und ihren Fahrpreis kennen“, so Stephan Bunge aus dem MVVG–Aufsichtsrat. Darüber hinaus könnten Fahrgäste in den Bussen der MVVG einen Anschlussfahrschein für die Stadt Neubrandenburg erwerben und müssten sich nicht ein Extraticket besorgen. Man habe bei der Wahl der Größe der Waben zudem nicht Fahrgäste auf kurzen Strecken benachteiligen wollen.

„Die Vielzahl der Waben ist auch in vielen anderen Verkehrsverbünden Deutschlands üblich und tägliche Praxis. Für die Zeit der Einführung ist das sicherlich im Einzelfall mit etwas Eingewöhnung verbunden“, sagt Marcel Drews, der Landesvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn. Dort begrüßt man den Schritt: „Grundsätzlich ist die Einführung an sich schon positiv zu sehen“, sagt Drews. Die Preisbildung lasse sich im Wabentarif leichter nachvollziehen. "Denn wer bisher im Vorfeld den Preis für eine Fahrt ermitteln wollte, brauchte genaue Kenntnis über einen Linienverlauf. Wem diese Kenntnisse fehlten, musste dem Ticket–Preis 'blind' vertrauen.“ Mit dem neuen Modell gebe es nun auch eine Basis, um endlich Angebote für die Nutzung von Bus und Bahn mit einem Fahrschein zu schaffen. Tarifbarrieren seien abgebaut worden, um an den benachbarten Verkehrsverbund in Berlin und Brandenburg „andocken“ zu können. Wegen der vielen Touristen aus Berlin und den Pendlern in die Hauptstadt sei dies bekanntlich lang erklärtes Ziel des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte.
Aus Drews Sicht ist dennoch eine „Nachjustierung“ durch die MVVG sinnvoll. „Zur Anlage der Wabenkarte sollte noch ein Haltestellenverzeichnis beigefügt werden, um eine Haltestelle beziehungsweise einen Ort eindeutig einer Wabe zuordnen zu können.“ Darüber sollte in der Wabenkarte ein Liniennetzplan hinterlegt werden, um nachvollziehen zu können, welche Waben auf einer Strecke durchfahren werden.