Licht aus
Energiekrise zwingt Kommunen zum Lichtsparen
Loitz / Lesedauer: 4 min

Gehen bald die Lichter aus in Loitz und Umgebung? Natürlich nicht! Jedenfalls nicht komplett. Denn wie die Diskussion bei der jüngsten Stadtvertretersitzung deutlich machte, werden trotz aller Sparzwänge Möglichkeiten gesucht, diese moderat umzusetzen. Das gilt auch in Bezug auf die Straßenbeleuchtung. So wurde jeweils eine einstündige Reduzierung beschlossen.
Die sieht so aus, dass in den Hauptstraßen der Peenestadt von 0 Uhr bis 5 Uhr das Licht ausgeschaltet wird. In den Nebenstraßen wird es von 23 bis 5 Uhr morgens dunkel bleiben. In den zur Kommune zählenden Ortsteilen wird das Licht bereits um 22 Uhr ab- und um 5 Uhr wieder angeschaltet. „Auch wir müssen uns auf stark ansteigende Stromkosten einstellen, auf die aktuelle Situation reagieren, Einsparmöglichkeiten finden“, sensibilisierte der Loitzer Kämmerer Enrico Vogel die Stadtvertreter für dieses Thema.
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Weniger Straßenlicht
Er präsentierte ein Rechenbeispiel, das deutlich machte, dass allein bei der Reduzierung des Straßenlichtes um eine Stunde rund 6000 Euro an Kosten eingespart werden können. Eine einfache Rechnung, die deutlich machte, wie schnell die Stromkosten in die Höhe schnellen. Den Stadtvertretern war offensichtlich völlig klar, wie angespannt die Lage ist. Nach einer kurzen Diskussion stimmten sie bis auf eine Gegenstimme einer entsprechenden Beschlussvorlage zu. Die sich daraus ergebenden technischen Arbeiten sollen schnellstmöglich umgesetzt werden. Denn Fakt ist, Loitz muss als Kommune, wie alle anderen im Land auch, liefern: Sicher wird dies nicht die einzige Einsparungsmaßnahme in der nächsten Zeit sein.
In den leichten Unmut über ungemütliche, dunkle Tage mischt sich zum Glück auch immer wieder die Vorfreude auf die gemütliche Vorweihnachtszeit. Doch wie heimelig darf es in diesem Jahr werden? Schließlich ist es gerade die spezielle Festbeleuchtung an den Straßen und Plätzen, die dazu beiträgt, dass sich die Bewohner in ihren Orten wohlfühlen. Wird es in diesem Jahr überhaupt Weihnachtsbeleuchtung geben? Diese Frage stellte der Nordkurier der Loitzer Bürgermeisterin Christin Witt.
„Wir werden auf jeden Fall etwas möglich machen. Also wir wollen natürlich nicht alles wegfallen lassen. Unsere Loitzer sollen sich aufs Fest freuen, es die Zeit davor auch optisch schön haben. Wir werden beraten, was in welchem Umfang möglich ist“, ist die Rathauschefin fest entschlossen, die Einstimmung auf das Fest, an dem Licht eine ganz besondere Rolle spielt, natürlich auch in diesem Jahr nicht ausfallen zu lassen. Schon in der kommenden Woche tagt zum ersten Mal die Gruppe, die den Weihnachtsmarkt in Loitz vorbereitet und organisiert. Denn momentan sieht es so aus, als könnten Feste und Märkte trotz Corona zum Jahresausklang wieder stattfinden.
Haftungsfragen zu ausgeschalteten Laternen
Ähnliche Überlegungen und Sorgen beschäftigen auch die Gemeinden auf der anderen Seite des mittleren Peenetals – im Amtsbereich Jarmen-Tutow. Die Debatten über eine kürzere „Brenndauer“, das Dimmen von Lampen oder gar das teilweise Abschalten der Straßenbeleuchtung wird allerdings von Haftungsfragen überschattet. Denn was passiert, wenn jemand verunfallt, weil öffentliche Wege im Dunkeln liegen. Kein Wunder also, dass die Bürgermeister und Abgeordneten dort dringend Hilfe von der großen Politik erwarten. Zumal es nicht nur um Laternen geht, sondern auch den Betrieb vieler kommunaler Einrichtungen, einschließlich deren Beheizung mit Gas und Öl.
Was allein die Kostenexplosion auf dem Markt für Elektroenergie für Jarmen und sein Umland bedeuten könnte, rechnete jetzt Kämmerin Arite Hacker schon mal allen vor: Kamen in der gesamten Region bisher rund 150 000 Euro pro Jahr zusammen, droht für 2023 mehr als das Zehnfache. Schließlich läuft der alte günstige Vertrag mit dem Regionalversorger im Dezember aus, der 5 Cent je Kilowattstunde beinhaltete. Gegenwärtig aber nähern sich die Preise an der Strombörse einem Wert von 70 Cent an.
Weil eine Entspannung und vertretbare Vertragsangebote derzeit nicht in Sicht scheinen, trägt sich die Verwaltung mit dem Gedanken, die Amtskommunen vorerst in die sogenannte Grundversorgung fallen zu lassen. Ein Tarif, der aufgrund des von den Anbietern langfristig abzusichernden Strom-Kontingentes in Normalzeiten deutlich über dem normalen Preis liegt, mittlerweile aber als das viel günstigere Übel gilt.