Tierschutz
Fund-Hund bekommt Chance auf neues Leben
Demmin Land / Lesedauer: 3 min

Kai Horstmann
Die Geschichte um den Fundhund aus Nossendorf, der sich momentan in der Tiersammelstelle von Henry Ciesilski befindet, scheint eine positive Wendung zu nehmen. Dem Hund – laut Amtstierärztin Dr. Andrea Degenhard ein Landseer-Mix oder Großer Münsterländer-Pyrenäenberghund-Mix – drohte die Einschläferung. Als Grund nannte das Amt Demmin-Land, dass man den Hund für aggressiv hält. Dem widerspricht aber Gisela Speck, Tiertrainerin aus Toitz, die das Fundtier als eher ängstlich, aber nicht aggressiv einschätzt. Auch Kerstin Lenz, Vorsitzende des Demminer Tierschutzvereins, spricht sich gegen eine Einschläferung aus.
Nun scheinen Amt Demmin Land und Tierschützer sich aufeinander zuzubewegen. „Für eine Einschläferung sehen wir momentan überhaupt keinen Handlungsbedarf. Vielmehr würde ich mich freuen, wenn Kerstin Lenz oder Gisela Speck jetzt beim Amt ihr Interesse an dem Hund bekunden“, erklärt der Leitende Verwaltungsbeamte Jörg Puchert.
Sozialmaßnahmen und Vermittlungsbemühungen
Eine Rolle dürfte auch die Amtstierärztin gespielt haben. Laut Haidrun Pergande, Pressesprecherin des Landkreises, wurde der Hund vom Veterinäramt begutachtet, und Dr. Degenhard kommt anscheinend zu einem ähnlichen Ergebnis wie die Tiertrainerin. „Die Amtstierärztin hat im Ergebnis ihrer Momentaufnahme Zweifel an der Gefährlichkeit des Hundes vermerkt. Gemäß dem Tierschutzgesetz hat sie keinen vernünftigen Grund zur Euthanasie des Tieres gesehen und vorgeschlagen, zunächst sozialisierende Maßnahmen zu prüfen“, schreibt Haidrun Pergande in ihrer Antwort an den Nordkurier.
Aber wie sahen bislang die Sozialmaßnahmen und die Vermittlungsbemühungen für den Hund aus? Da Medien das Gelände von Henry Ciesilski nicht betreten dürfen und der Unternehmer auch nicht bereit ist, den Hund außerhalb des Geländes zu zeigen, gab es bisher kaum Medienberichte über das Fundtier. Einige Tierschützer weisen darauf hin, dass die Tiersammelstelle von Henry Ciesilski in erster Linie ein Dienstleistungsunternehmen ist, das nicht mit anderen Tierheimen vernetzt ist. „Das Amt ist kein Tierschutzverein, sondern die Tiersammelstelle ist mehr mit einem Fundbüro für entlaufende Hunde zu vergleichen. Wir haben eine Fundmeldung auf der Homepage des Amtes Demmin veröffentlicht, dazu hatte der Nordkurier im Februar eine Meldung abgedruckt. Doch der Besitzer hat sich nicht gemeldet“, erläutert Puchert.
Doch rein rechtlich ist damit eine Einschläferung noch lange nicht vom Tisch. Der Hund lebt seit über einem halben Jahr weitgehend isoliert und ohne tiefe Sozialkontakte im Zwinger der Tierauffangstation. Dort soll es Probleme beim Füttern gegeben haben, wie Puchert zu Ohren gekommen ist. Sollte von dem Hund tatsächlich eine Gefährdung für Menschen in Betracht kommen, kann das Pendel wieder in die andere Richtung ausschlagen. „Über eine Einschläferung könnten wir erst wieder neu nachdenken, wenn niemand diesen Hund zu sich nehmen möchte, um ihm ein lebenslanges Leiden in sozialarmer Einzelhaltung in einer Tierauffangstation zu ersparen“, schildert Jörg Puchert.
Hundetrainerin steht im Grunde bereit
Laut Haidrun Pergande begrüßt es Dr. Andrea Degenhard, wenn es für den Hund eine Perspektive gibt, indem eine erfahrene Hundetrainerin bereit ist, den Hund zu sich zu nehmen und zu trainieren. Hundetrainerin Gisela Speck würde für den noch jungen Hund bereit stehen. Die Hundetrainerin möchte ihre Arbeit aber nicht unentgeltlich machen. Zum Glück haben für die Rettung des Hundes schon die ersten Tierfreunde eine finanzielle Unterstützung zugesagt. „Ich würde gerne den Hund trainieren und lass mir dabei auch gerne über die Schulter gucken“, sagt Gisela Speck.