Wirtschaft

Gnevkower Bäckermeister ist neuer „Unternehmer des Jahres“

Gnevkow / Lesedauer: 3 min

Es war wieder soweit: Wirtschaftsministerium und Wirtschaftsverbände suchten die Unternehmen des Jahres. Eines davon kommt aus Gnevkow.
Veröffentlicht:03.08.2021, 15:40

Von:
  • Kai Horstmann
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Eigentlich hatte sich Bäckermeister Andreas Lange aus Gnevkow keine großen Chancen ausgerechnet, als er am Montag mit seiner Frau Monjana und seiner Tochter Sophie-Charlott das Störtebecker Brauquartier in Stralsund betrat. Dort wurde unter 164 Nominierten der Preis „Unternehmer des Jahres MV“ in neun Kategorien vergeben. Dieser Wettbewerb wird vom Wirtschaftsministerium, den drei Industrie- und Handelskammern, den beiden Handwerkskammern, dem Sparkassenverband sowie dem Unternehmerverband in Mecklenburg-Vorpommern ausgeschrieben.

Und in diesem Jahr erhielt Andreas Lange mit seinem Bäckereibetrieb den Sonderpreis „Handwerkstradition hat Zukunft“. „Dass ich einen Preis erhalte, damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Allein als ich hörte, wer da alles nominiert ist, rechnete ich mir keine Chancen aus“, schildert Andreas Lange.

Anstoß von der Bürgermeisterin

Besonders Gnevkows Bürgermeisterin Regina Delies freut sich darüber, dass ein Unternehmen ihrer Gemeinde diesen Preis bekommen hat. Zumal sie den Anstoß für diesen Erfolg gab, weil sie den Bäcker fragte, ob sie ihn für die Auszeichnung „Unternehmer des Jahres“ vorschlagen könne. Warum nicht, dachte sich Lange. Etwas verwundert war der Bäckermeister, als Mitte Juli jemand vom Wirtschaftsministerium vorbeikam, um einen Film über seinen Betrieb zu drehen. Dieser wurde während der Preisverleihung auf großer Leinwand eingespielt. „Bis dahin dachte ich, dass über jede nominierte Firma so ein Film gedreht wurde. Aber wahrscheinlich war damals schon klar, dass ich zu den Preisträgern gehöre“, sagt Andreas Lange.

Seinen Bäckereibetrieb gibt es bereits seit 1895, fünf Jahre nach der Gründung zog das Familienunternehmen zum heutigen Standort um. Andreas Lange übernahm den Betrieb in vierter Generation von seinen Eltern Dieter und Elisabeth. Zu ihren Spezialitäten gehören die Dessertstreifen und gefüllten Teekuchen, die seit über 50 Jahren hier gebacken werden. Eine Besonderheit sind die Karottenbrötchen. Dazu kommt das umfassende Angebot, was man bei Familie Lange erwarten kann.

Kaum Lehrlinge zu finden

Neben dem Hauptgeschäft gibt es noch eine Filiale in Altentreptow und drei Verkaufswagen, die zwischen Altentreptow und Demmin die Backwarten auf den Dörfern anbieten. Mittlerweile ist der Betrieb auf 20 Mitarbeiter angewachsen. „Selbst mein Vater hilft mit seinen 79 Jahren noch ordentlich aus, ist fast täglich in der Backstube“, berichtet Andreas Lange. Doch gerade dort mangelt es inzwischen an Mitarbeitern. Während man leichter gute Lehrkräfte für den Verkaufsbereich bekommt, gibt es große Schwierigkeiten bei der Bäckerausbildung.

Das liegt hauptsächlich an den Arbeitszeiten, denn gebacken wird bei Bäcker Lange nach alter Tradition. Kuchen und Backwaren sind ganz frisch und nicht aufgebacken. Das heißt aber auch, nachts um 1 Uhr ist Dienstbeginn und gearbeitet wird manchmal bis 10 Uhr. Momentan sind sie zu acht in der Backstube, suchen aber weitere Unterstützung. „Ich freue mich sehr darüber, dass mein Sohn den Preis bekommen hat, aber es fehlen einfach Arbeitskräfte, die bereit sind, solch eine Arbeit zu leisten“, betont Dieter Lange.