"Nie wieder Alt Tellin!" – Tierschützer fordern Systemwechsel
Alt Tellin / Lesedauer: 2 min

Ulrike Rosenstädt
Mit einer Schweigeminute mahnten am Donnerstagnachmittag rund 100 Teilnehmer des Gedenktreffens an den Tod von rund 50.000 Schweinen, die bei dem Großbrand der Schweinezucht Alt Tellin 2021 auf grausame Weise ums Leben gekommen waren. Zahlreiche Redner von verschiedenen Organisationen waren sich einig: „Nie wieder darf Tieren so etwas angetan werden, nie wieder Alt Tellin!“

Bürger aus der Region und anderen Landkreisen waren mit Transparenten dabei, um ihre Ablehnung gegen Massentierhaltung auszudrücken. Kurz vor Veranstaltung gewitterte es heftig, dunkle Wolken lagen über dem ehemaligen Betriebsgelände und den angrenzenden Feldern. Die Stimmung war ruhig, die Polizei sicherte die Aktion ab, die etwa zwei Stunden dauern sollte.
Robert Gabel von der Tierschutzpartei argumentierte mit Zahlen. Nur in Deutschland gab es nach seinen Aussagen im Jahr 2022 rund 3000 Brände in Ställen. Dabei seien 90.000 Tiere gestorben. Im ersten Quartal 2023 seien es 300 Brände mit 600 toten Tieren gewesen.
Viel Protest von Umweltverbänden
Im Vorfeld der Protestaktion hatte die Tierschutzstiftung Vier Pfoten schärfere Vorgaben verlangt. Effektiver Brandschutz müsse als Voraussetzung für den Bau von Tierhaltungsanlagen rechtlich festgeschrieben und auch umgesetzt werden, forderte die Stiftung am Mittwoch in Schwerin. Mit solchen Voraussetzungen hätten der „Megastall“ in Alt Tellin und ähnliche Anlagen nie gebaut und genehmigt werden dürfen.

Die umstrittene Ferkelzuchtanlage mit 10.000 Muttertieren war 2010 vom zuständigen Staatlichen Umweltamt genehmigt worden. Dagegen gab es von Anfang an umfangreiche Proteste und Einwände von Umweltverbänden. Bei dem Großfeuer am 30. März 2021 waren knapp 50.000 Schweine, das Gros davon Ferkel, verendet. Menschen wurden nicht verletzt. Nur etwa 1300 Tiere konnten gerettet werden.
Brand-Ermittlungen wurden eingestellt
Das Gros der Anlage wurde vernichtet und bis heute nicht wieder errichtet. Die Brandursache konnte laut Staatsanwaltschaft nicht zweifelsfrei geklärt werden, die Ermittlungen wurden eingestellt. Den Schaden hatten Ermittler auf 40 Millionen Euro geschätzt.

In Deutschland habe sich über Jahrzehnte „ein System des institutionalisierten Rechtsbruchs etabliert“, kritisierte die Stiftung. Es seien weiter Stallneubauten genehmigt worden, die weder Brandschutzauflagen noch eine Tierrettung im Brandfall ermöglichten. Umwelt- und Tierschutzverbände haben für diesen Donnerstag zu einer Protestveranstaltung in Alt Tellin aufgerufen.
Innenminister Christian Pegel und Agrarminister Till Backhaus (beide SPD) hatten im Landtag strengere Vorschriften für den Brandschutz in Großställen angekündigt. Ein mit Experten und Feuerwehren erarbeiteter Erlass gehe in Kürze in die Verbände–Anhörung, hieß es.