Feuerwehr

▶ Großeinsatz am Demminer Baumarkt – Hilfeschreie im falschen Rauch

Demmin / Lesedauer: 4 min

Ein Baumarkt in Flammen, mehrere Personen in Lebensgefahr: Das verhieß nichts Gutes für die Feuerwehren. Es gab aber eine überraschende Entwicklung.
Veröffentlicht:28.05.2023, 10:57

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Es ist 8.44 Uhr, als in Demmin am Samstag plötzlich die Sirenen ertönen. Für die Kameraden der freiwilligen Feuerwehr kann das trotz Wochenendes nur eines bedeuten: ausrücken, und das so schnell wie möglich. Ihr Einsatzort ist der ehemalige Baumarkt in der Jarmener Chaussee. In dem leerstehenden Gebäude, das derzeit renoviert wird, ist bei den Arbeiten im Heizungsraum ein Feuer ausgebrochen, die Flammen breiten sich in Windeseile aus. 

Am ehemaligen Baumarkt in der Jarmener Chaussee wurde ein Brand simuliert. (Foto: Felix Gadewolz)

Angeblicher Ernstfall ist groß angelegte Übung

Auch andernorts heulen zeitgleich die Sirenen auf, und kurz darauf die Motoren roter Tanklöschfahrzeuge. Für die Wehren Kletzin, Pensin, Pentz–Gnevezow, Utzedel, Ostufer Kummerower See und die Löschgruppe Teusin geht's am Morgen ebenfalls los in Richtung Demmin. Jede Unterstützung wird benötigt, immerhin geht es darum, das Leben von fünf hilflosen Menschen zu retten, die sich in dem brennenden Komplex befinden. Schon wenige Minuten nach Eingang des Alarmsignals steuern sie mit Martinshorn und Blaulicht den Parkplatz an.


Sehen Sie die Übung im Video:

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Hier hat neben Polizei, Rettungsdienst und Katastrophenschutz auch der Einsatzleitwagen vom Amt Demmin–Land Stellung bezogen und seine Besatzung das Szenario auf Monitoren fest im Blick. Denn was die Kameraden bis zum Eintreffen nicht wissen: Der angebliche Ernstfall ist eine groß angelegte Übung, die sich Amtswehrführer Thomas Gebel gemeinsam mit dem Demminer Wehrleiter Felix Schliwa ausgedacht hat.

Drehleiter ebenfalls eingesetzt

Nur die Führungsriege und Ordnungsamtsleiter Jörg Küthe wurden im Vorfeld eingeweiht. Und auch nur sie wissen, was gleich auf die 85 herbei geeilten Feuerwehrleute zukommt. Nachdem sich alle einen Überblick von der Gefahrensituation verschafft haben, geht es für den ersten Trupp mit Atemschutzgeräten ausgestattet in voller Montur in den ehemaligen Baumarkt. Der dichte Rauch erschwert die Sicht, doch die lauten Hilfeschreie sind nicht zu überhören. Nach und nach gelingt es ihnen mit vereinten Kräften, die vermissten Personen ausfindig zu machen. Um sie zu befreien, geht es mit der Drehleiter sogar hoch bis aufs Dach.

Lagebesprechung an der Flipchart. (Foto: Felix Gadewolz)

Doch einem geretteten Mann scheint der Qualm offensichtlich zu Kopf gestiegen zu sein. Er macht einen verwirrten Eindruck und verlässt plötzlich wieder den sicheren Rettungswagen, wo die anderen verletzten Personen bereits medizinisch versorgt werden. Schurrstracks läuft er zurück in das simulierte Flammeninferno, denn sein Handy liegt angeblich noch auf der Toilette. Den Männern und Frauen der Feuerwehr bleibt gar nichts anderes übrig als hinterher zu spurten. Letztendlich können sie aber auch ihn beruhigen. Der Mann wird von mehreren Einsatzkräften aus dem Gebäude getragen. Ein anderer Trupp hat inzwischen das Feuer unter Kontrolle gebracht.

Die Schutzausrüstung sitzt, jetzt zählt jede Sekunde. (Foto: Felix Gadewolz)

Sichere Versorgung mit Löschwasser

Nach rund drei Stunden endet schließlich der Praxistest mit der Funk–Durchsage „Übung Stop“ aus dem Einsatzleitfahrzeug. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Feuerwehren und Einsatzkräfte habe reibungslos funktioniert, jeder Einzelne konnte sein Können unter Beweis stellen und wertvolle Erfahrungen sammeln, betonte der sichtlich zufriedene Felix Schliwa gegenüber dem Nordkurier. 

Damit es auch ordentlich qualmt: Mithilfe von Pyrotechnik wurde der Brand simuliert. (Foto: Felix Gadewolz)

Solche unangekündigten Übungseinsätze seien für die Wehren von großer Bedeutung, um im Ernstfall bestmöglich vorbereitet zu sein. Die Feuerwehrleute müssten in Gefahrensituationen schnell und präzise handeln können, um Menschenleben zu retten und Schäden zu minimieren. Und was mit am wichtigsten ist: Auch die Wasserversorgung wäre im Ernstfall gesichert. „Mit allen eingesetzten Fahrzeugen waren rund 18.000 Liter Löschwasser am Einsatzort“, erklärt der Wehrleiter.

Durch die dichten Rauchschwaden war die Sicht erheblich eingeschränkt. (Foto: Felix Gadewolz)

Gemeinsam mit Thomas Gebel möchte er sich nicht nur für die mit Bravour gemeisterte Aufgabe bei allen eingesetzten Kameraden bedanken, sondern auch dafür, dass sie sich rund um die Uhr ehrenamtlich engagieren und somit einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit der Bevölkerung in der Region leisten. 

Mehrere Feuerwehren aus dem Demminer Land waren mit insgesamt 85 Kameraden im Einsatz. (Foto: Felix Gadewolz)