Ärztemangel

Hilft ein Immobilienverkauf gegen Ärztemangel?

Demmin / Lesedauer: 3 min

Die Praxis von Dr. Jörg Albertus steht in Demmin zum Verkauf – als Teil des gesamten Gebäudes. Die Hoffnung besteht, so neue Ärzte in die Stadt zu locken.
Veröffentlicht:09.02.2023, 17:48
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  • Author ImageKarsten Riemer
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30 Jahre lang war Dr. Jörg Albertus eine Institution in Demmin. Die Praxis An der Mühle 5 ein sicherer Hafen für seine Patienten. Ein Nachfolger fand sich bis zum Eintritt in den Ruhestand des Mediziners 2021 allerdings nicht. Sinnbildlich für den anhaltenden Ärztemangel in der Hansestadt. Doch die Suche geht weiter – inklusive eines radikalen Schritts des früheren Hausarzts.

„Ich würde verkaufen“, so Albertus. Tatsächlich geht es bei dieser Entscheidung nicht nur um die Praxisräume. Das gesamte mehrstöckige Haus soll veräußert werden. Inklusive der Wohnräume, die der Mediziner selbst bewohnt. 990 000 Euro sind dafür aufgerufen. Die Hoffnung: Mit dem Angebot genug Anreize für Ärzte zu schaffen, sich in der Hansestadt anzusiedeln. „Hier können zwei Ärzte ohne weiteres arbeiten“, sagt er. Allein bezogen auf die bezugsfertige Praxis. Hinzu kommen weitläufige Gewerberäume im Erdgeschoss. Derzeit komplett entkernt. „Da hat man Spielraum und kann umbauen“, so Albertus.

Maklerin will viele Stellen anfragen

Ob die gesamte Immobilie mehr Interessenten anzieht, als die reine ärztliche Nachfolge, ist indes fraglich. Unterstützung für das Vorhaben kommt von Maklerin Birgit Kaesler, die vornehmlich entlang der Ostseeküste tätig ist. „Ich werde mich jetzt unter anderem an die Kassenärztliche Vereinigung wenden“, sagt sie. Zudem stünden Kliniken und andere Arztpraxen als Ansprechpartner auf der Liste, um überregional für die Immobilie und den Standort Demmin Werbung zu machen.

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Der Haken an der Verkaufsabsicht: Es ist keine Bedingung, die Praxis zu übernehmen oder für eine medizinische Ansiedlung zu sorgen. Auch andere Nutzungsoptionen, wie betreutes Wohnen oder schlichte Büroräume, wären, laut Aussage der Maklerin, möglich. Ein klarer Konflikt mit der zugrunde liegenden Idee.

Handlungsspielraum der Stadt ist überschaubar

Nichtsdestotrotz hofft auch die Stadt Demmin, dass das Verkaufsangebot für entsprechende Aufmerksamkeit sorgt und somit einen Baustein für die medizinische Infrastruktur Demmins liefert. „Es ist in der Tat eine große Schwierigkeit Ärzte zu finden“, so Bürgermeister Thomas Witkowski. Daher sei es entscheidend, bei diesem wichtigen Thema im Gespräch zu bleiben. Obwohl der städtische Handlungsspielraum bei derlei Privatverkäufen überschaubar ist. Werbung für Demmin könne gegenüber potenziellen Käufern aber in jedem Fall gemacht werden.

Unterstützung, die sich in das jüngste Bemühen von Verwaltung und Politik im Kampf gegen den Ärztemangel einreiht. So wurde beispielsweise bereits im vergangenen Jahr die Beratungsfirma Dostal & Partner damit beauftragt, Konzepte für die künftige Versorgung zu entwickeln. 6000 Euro hat die Stadt Demmin dafür in die Hand genommen. Die bisherigen Ergebnisse sind indes überschaubar und bieten wenig Neues im Vergleich zu dem, was ohnehin als Baustelle bekannt ist.

Klar wurden diese während der Präsentation des Unternehmens im Januar aber einmal mehr. So wird Demmin kaum als attraktiver Standort wahrgenommen und die Gespräche mit Medizinern und Universitäten Greifswald sowie Rostock müssen intensiviert werden. Allgemein gelte es zudem, Praxisübergaben langfristig vorzubereiten.

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