Im Blackout-Plan spielt die Schule eine große Rolle
Tutow / Lesedauer: 4 min

Stefan Hoeft
Die zwei Gemeindevertretungen in Tutow und Bentzin haben beschlossen, eine enge Kooperation bei den Vorbereitungen auf eventuelle großflächige Stromunterbrechungen, Treibstoffmangel oder Heizungsausfälle einzugehen. Hintergrund ist die Maßgabe von Bund, Land und Kreis, sich bis auf die kommunale Ebene hinab auf solche Notfälle vorzubereiten. In den Städten und Dörfern geht es dabei neben der Aufrechterhaltung der öffentlichen Versorgung zuvorderst um Anlaufstellen für Problemfälle und die lokale Kommunikation sowie sogenannte Wärmestuben für die Bürger.
Mehr zum Thema: Wärmestuben und Notstromaggregate für möglichen Blackout
Egal, warum und wie: Ein Blackout könnte sich angesichts der großen Abhängigkeiten vom Funktionieren der Stromversorgung zur Katastrophe auswachsen, warnte Landrat Michael Sack bereits im Sommer in einem Pressegespräch. Und zwar in einem Ausmaß, dass die bisherigen Handlungskonzepte für eher lokal begrenzte Ereignisse wie Überflutungen, Massenunfälle und Großbrände schnell an Grenzen geraten, weil sich Ausfälle dann nicht einfach mit Kräften und Material aus benachbarten Regionen meistern ließen. Sprich, der Kreis und die Kommunen als letzte Glieder im Katastrophenschutz wären erst mal auf sich allein gestellt.
Zusätzliche lokale Kräfte für Notfälle gefragt
Für den Amtsbereich Jarmen-Tutow wurde deshalb eine Art Mini-Krisenstab innerhalb der Verwaltung gebildet, ergänzt um Abgeordnete und Vertreter der Feuerwehr. Zudem machten sich einige Gemeinden auch selbst intensiv Gedanken über eigene Maßnahmen, wie eben Tutow und Bentzin. „Es macht Sinn, unsere Kräfte zu bündeln – räumlich, personell und finanziell“, erklärte Bentzins Bürgermeisterin Grit Gawrich nach den ersten gemeinsamen Konsultationen mit den Nachbarn.
So zähle zu den allerwichtigsten Dingen, in Notfällen genügend lokale Helfer und Ansprechpartner aufbieten zu können. Und damit meinte sie keineswegs nur die üblichen Kräfte wie die Freiwillige Feuerwehr. Schließlich muss jene stets auch ihre normalen Aufgaben bewältigen, also jederzeit zu Bränden und Unfällen ausrücken können. Es gehe darum, Personen zu finden, die bereit wären, sich in das Versorgungskonzept einbinden zu lassen und bei Bedarf dann ihren Teil dazu besteuern. Wie etwa vor Ort wohnende Ärzte, egal ob noch im Beruf oder schon im Ruhestand.
Ebenso zu den Vorkehrungen zählt der Gesetzgeber Geräte zur Notversorgung mit kritischen Dienstleistungen wie zum Beispiel Netzersatzanlagen, Heizgeräte, mobile Tankstellen, Wasserbehälter für Trinkwasser, Trockentoiletten, Kochgeräte und autarke Radioempfangsgeräte. Dabei geht es schnell um Investitionen im Umfang von Tausenden Euro, wie das Beispiel der Feuerwache und der Grundschule in Tutow zeigt, wo jetzt sogenannte Notstromumschalter installiert wurden. Sie sind für einen gleichmäßigen Energiefluss notwendig, ohne den die Haustechnik nicht funktionieren oder gar beschädigt werden könnte, sollte der Strom nicht mehr wie gewohnt aus dem üblichen Verteilernetz kommen.
Kostenerstattung für Notstromumschalter?
Beide Gemeindevertretungen stimmten bei ihren letzten Beratungen 2022 dafür, solche Ausgaben beziehungsweise die Vorauszahlungen dafür hälftig zu teilen. Wobei dann auch eventuelle Zuschüsse zu solchen Zwecken geteilt werden sollen. Im Fall der Notstromumschalter steht nämlich in Aussicht, dass dies über den Landkreis erstattet wird.
Zwar verfügt Bentzin über einige eigene Immobilien wie zum Beispiel die Gemeindehäuser in Alt Plestlin und Zemmin, den Jugendclub im Hauptdorf oder die Kita in Zarrenthin. Doch angesichts von deren Platzkapazitäten beziehungsweise anderer ungünstiger Rahmenbedingungen wird für die Einwohner der Kommune die Grundschule im benachbarten Tutow als zentrale Notunterkunft und Krisenzentrum eingeplant. Die nämlich bietet dafür beste räumliche Voraussetzungen samt Küchenabteilung und Sanitäranlagen, wird mit Nahwärme versorgt und ist nun eben sogar durch eine Notstromversorgung gesichert.
Notstromaggregat für Grundschule
Die Gemeinde Tutow hat sich derweil unter anderem mit dem örtlichen CAP-Markt in Verbindung gesetzt und von dort die Zusicherung erhalten, im Bedarfsfall Lebensmittel für die Versorgung jener Menschen abholen zu können, die die Wärmestube aufsuchen müssen. Das berichtete der amtierende Bürgermeister Holger Schultz den Abgeordneten. Wasser, Tee und Kaffee stehen ganz oben auf seiner Besorgungsliste, doch für längere Notfälle geht es auch um richtiges Essen. Ein eigenes Vorratslager anzulegen, wie vom Kreis angeraten, dazu sehen sich die beiden Gemeinden nämlich nicht in der Lage.
Das Notstromaggregat für die Grundschule komme vom Landwirtschaftsbetrieb Kühling aus Zemmin, der auch für die Betankung sorge. Zudem könne die Feuerwehr bei dem Landwirtschaftsunternehmen ihre Fahrzeugtanks wieder auffüllen, sollte ihr der Sprit ausgehen. Darüber hinaus hat die Firma zugesagt, die Nahwärmeversorgung Tutows unter allen Umständen aufrechtzuerhalten. Weshalb wohl zumindest die zahlreichen Bewohner jener Häuser, die an das von Zemmin kommende Netz angeschlossen sind, keinen Bedarf an einer Wärmestube haben dürften.