Abzocke oder Irrtum?
Inkassofirma droht Rentner nach Abo-Kündigung mit Pfändung
Loitz / Lesedauer: 3 min

Kai Horstmann
Soll da jemand abgezockt werden oder ist das alles nur ein Missverständnis? Hermann Meudt (74) aus Loitz hatte das Abo seiner bisherigen Regionalzeitung als zukünftiger Nordkurier-Leser telefonisch gekündigt. Diese schickte ihm am 9. August eine Bestätigung der Kündigung, im Briefkopf steht aber „Meut”. Anfang September erhielt Meudt – mit „d” – eine Zahlungsaufforderung vom Kündigungsdienstleister volders GmbH über sechs Euro. In Rechnung gestellt wurde der kostenpflichtige Auftrag über ein Kündigungsschreiben an die Regionalzeitung.
„Normalerweise beachte ich solche Schreiben ja nicht und habe das einfach beiseite gelegt, bis sich ein Inkassodienstleister mit einer Forderung über 48 Euro bei mir meldete. Zuvor habe ich von keiner der beiden Firmen je etwas gehört“, sagt Hermann Meudt. Es stellt sich die Frage, ob der Rentner nicht doch bei volders übers Internet um Unterstützung bei der Kündigung gebeten hat. Das Unternehmen wirbt für sich als Vertragsmanager, der vom TÜV geprüft ist und unter anderem Kündigungsvorlagen bietet oder an Kündigungstermine erinnert.
Angeblich mehrfach per E-Mail angeschrieben
Aber das verneint der Loitzer. „Meine Kinder und Enkel wohnen im Raum Wiesbaden, und wenn ich wirklich mal per Internet etwas erledigen muss, dann helfen sie mir. Meist ist es ein Enkel, der in Hessen als Polizist arbeitet“, betont Hermann Meudt.
Für die Regionalzeitung ist der Fall abgeschlossen. Bereitwillig gibt die Dame am Servicetelefon Auskunft. Dass die Kündigung über volders gelaufen sein soll, ist in dem Kündigungsvermerk nicht enthalten. So läge die Vermutung nahe, dass die Kündigung per Telefon erfolgte. Tatsächlich kann man bei der betreffenden Regionalzeitung problemlos telefonisch kündigen und wird sofort mit dem zuständigen Mitarbeiter verbunden. Ebenfalls sonderbar ist in dem Schreiben von volders, dass die Firma Meudt mehrfach über die hinterlegte E-Mail-Anschrift angeschrieben haben will. Diese hat aber einen gravierenden Fehler: Es fehlt das „d” bei Meudt.
Nach Drohung mit Polizei sofort aufgelegt
Demnach kann die E-Mail gar nicht angekommen sein und volders hätte eine Fehlermeldung erhalten müssen. Auf dem Mahnschreiben der Firma steht zwar die Berliner Anschrift, aber keine Telefonnummer. Die musste Hermann Meudt erst ermitteln. „Als ich dort anrief, fragte man mich nach meinem Geburtsdatum. Ich antwortete, das hat Sie gar nicht zu interessieren und ich werde jetzt die Polizei wegen Betrug einschalten. Daraufhin wurde sofort aufgelegt“, schildert Hermann Meudt.
Ein Anruf bei volders ergibt keine Klärung. Eine jugendliche Bandstimme erklärt, „du hast bestimmt keine Lust, so lange in der Warteschleife zu sein. Wir sind gleich für dich da.“ Doch eine halbe Stunde vergebliches Warten bei nervtötender Musik in der Warteschleife verringern nun nicht die Zweifel an dem Unternehmen. Dafür ist der Mitarbeiter des Inkassodienstleisters sofort am Telefon. Wie er erklärt, gibt volders an, dass Meudt ihnen den Auftrag im Internet erteilt habe, die Kündigung des Abos vorzunehmen.
Loitzer erstattet Anzeige wegen Betrugs
Als keine Zahlung eingegangen ist, wurde der Fall an seinen Inkassodienstleister übergeben. „Das Inkassounternehmen kündigte nun eine Kontopfändung an. Ich habe jetzt genug von diesem Fall und stellte auf Anraten meines Enkels Strafantrag wegen Betrugs bei der hiesigen Polizei“, sagt Hermann Meudt.