„Stellenflut“
Interaktive Jobmesse in Demmin entpuppt sich als Flop-Messe
Demmin / Lesedauer: 3 min

Tobias Holtz
An einem mangelnden Angebot kann es definitiv nicht gelegen haben, dass sich der erhoffte Besucherzulauf bei der „Stellenflut“ in Demmin nicht einstellte. Immerhin waren am Samstag fast 20 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen zum Demminer Hafen gekommen, um nicht nur potenzielle Azubis, sondern vor allem auch gelernte Fachkräfte für sich zu gewinnen.
Zwar klagte keiner der anwesenden Aussteller gegenüber dem Nordkurier über akuten Personalmangel, dennoch sei es in den letzten Jahren immer schwieriger geworden, offene Stellen zu besetzen. Ein Grund mehr also, den Menschen bewusst zu machen, welche vielseitigen beruflichen Perspektiven die ländliche Region entgegen anderslautender Klischees zu bieten hat. Die Demminer Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft hatte für mögliche Heimkehrer und Neu-Demminer sogar jede Menge freie Wohnungen im Gepäck.
Statt potenzieller Lehrlinge technikbegeisterte Senioren
Doch bis auf einige wenige Paare und Familien, die zwischendurch wohl eher zufällig mal eben kurz durch das große Zelt huschten, schien sich niemand so richtig für die Premiere der „Stellenflut“ zu interessieren. „Wir hatten bislang nur eine junge Frau am Stand, die mit dem Gedanken spielt, bei uns eine Ausbildung als Milchtechnologin zu beginnen“, zog Sandra Stege von der Molkerei in Altentreptow, die zur DMK Group gehört, gut zwei Stunden nach der Eröffnung eine ernüchternde Bilanz. Ähnlich mau sah die Nachfrage an den Infoständen der anderen Firmenvertreter aus.
Selbst die interaktiven Aktionen auf dem Gelände, wie die Probebohrung der Firma Beermann Bohrtechnik, lockten statt des gewünschten Berufsnachwuchses in erster Linie technikbegeisterte Senioren an. „Es ist wirklich sehr schade, dass bisher so wenig Jugendliche das Angebot annehmen. Vielleicht wäre ein anderer Termin, der nicht so kurz vor den Sommerferien liegt, besser gewesen. Wahrscheinlich haben die meisten für das bevorstehende Ausbildungsjahr schon eine Stelle gefunden“, vermutete die angehende Industriekauffrau, Constanze Mann.
Im kommenden Jahr zu einem früheren Zeitpunkt
Dabei wäre die Chance, direkt vor der eigenen Haustür im Berufsleben Fuß fassen zu können, größer, als so mancher vielleicht im ersten Moment denken mag. Sie selbst sei das beste Beispiel dafür. „Ich komme gebürtig aus der Treptower Region und habe bei der Firma Komesker, die dort ebenfalls ansässig ist, eine Ausbildung begonnen, in der ich total aufgehe“, schwärmte die junge Frau.
Die Unternehmen nutzten den Nachmittag aufgrund der ausbleibenden Laufkundschaft überwiegend dazu, um sich gegenseitig auszutauschen – Netzwerkarbeit kann ja nie schaden. Im gegenüberliegenden Hanseviertel sah es nicht anders aus. Auch hier waren die Vereine, die eigentlich auf ihre ehrenamtliche Arbeit aufmerksam machen wollten, mehr mit sich selbst beschäftigt, da sich kaum jemand auf die Fischerinsel verirrte. „Das hatten wir uns ganz anders vorgestellt“, war von den enttäuschten Teilnehmern immer wieder zu hören.
Lohnt sich trotzdem eine Fortsetzung im kommenden Jahr? „Auf jeden Fall. Dann aber an einem anderen Termin“, betonte die Inhaberin der Stabsstelle für Marketing, Tourismus und Wirtschaftsförderung Nancy Klevenow am Abend nach der Veranstaltung. Ursprünglich war die „Stellenflut“ auch schon um Ostern herum geplant gewesen. Sicherlich hätten es mehr Besucher sein können, mit einem großen Ansturm sei im Rathaus aber ohnehin nicht gerechnet worden. „Es war schließlich der erste Versuch und die beteiligten Unternehmen haben mir gegenüber deutlich gemacht, beim nächsten Mal wieder mit dabei sein zu wollen. Gelangweilt hat sich keiner, es gab durchaus gute Gespräche“, stellte Klevenow klar. 2023 sollen sich die Aussteller und Vereine allerdings auf einer gemeinsamen Fläche präsentieren, damit sich keiner abgehängt fühlen muss.