Ist ein Regenschirm etwa mehr wert als ein Hund?
Demmin / Lesedauer: 3 min

„Es kann doch nicht sein, dass ein Regenschirm ein höheres Recht hat als ein Fundtier“, meint Manfred Poniatowski. Deshalb war es für ihn gar keine Frage, ob er die 105 Kilometer auf sich nimmt, um vor dem Demminer Rathaus zu demonstrieren. Und so stand Manfred Poniatowski am Dienstag inmitten all der anderen Demonstranten, die sich für einen anderen Umgang mit Fundtieren in der Hansestadt Demmin stark machten.
Am Rande erzählte er, dass es in seiner Heimatstadt ganz anders laufe. „Die Stadt hat einen Vertrag mit dem Tierheim, seitdem läuft es super“, schildert Manfred Poniatowski. Fundhunde kommen dort also ins Tierheim. Um diese Pflichtaufgabe der Kommune wahrnehmen zu können, zahle die Stadt an den Verein einen Pauschalbetrag von einem Euro pro Einwohner und Jahr. „Eine sehr gute Lösung, weil die Kosten berechenbar sind“, meint Poniatowski. Und er muss sich nun keine Sorgen mehr machen, dass die Fundtiere möglicherweise nicht artgerecht untergebracht sind. Denn dafür ist der Verein jetzt zuständig.
Die meisten Fundtiere und Besitzer finden schnell wieder zueinander
Seine Erfahrung zeigt, dass die meisten Fundtiere und deren Besitzer bereits nach sehr kurzer Zeit wieder zueinander finden, auch weil die Tiere ganz schnell im Internet veröffentlicht werden. „Wenn das nicht klappt, dann haben die Hunde bei uns aber eine Zukunft vor sich, sie werden vermittelt und es ist nicht so wie hier, wo man gar nicht weiß, was nach vier Wochen mit ihnen passiert.“
Dass sich das ändert und Fundtiere nicht nach vier Wochen in den Besitz des Betreibers der Hundeauffangstation bei Meesiger übergehen und dass die Vierbeiner mit Foto veröffentlicht werden, dafür gingen die Demonstranten auf die Straße.
„Ich finde es traurig, wie die Verwaltung hier mit ihren Bürgern umgeht“
Auch Margrit Kuhlmann, stellvertretende Landesvorsitzende des Tierschutzbundes, stört sich an dem Umgang mit Fundhunden in Demmin und nicht nur das. „Ich finde es traurig, wie die Verwaltung hier mit ihren Bürgern umgeht“, meinte Margrit Kuhlmann und bezog sich damit auf das immer noch unklare Verbleiben von Chicco.
Dessen einstiger Besitzer hatte das Tier in einem von Tierschützern gedrehten Video aus der Auffangstation wiedererkannt und dann alle Hebel in Bewegung gesetzt, um seinen Hund wieder zu bekommen. Vergeblich. „Die Verwaltung zieht sich hier zurück und lässt damit Spekulationen zu“, sagte Margrit Kuhlmann weiter. In Waren, dort wo sie Vorsitzende des Tierschutzvereins ist, sei das ganz anders.