Neustart des Stadtempfangs
Jarmen wartet mit Rekorden und Emotionen auf
Jarmen / Lesedauer: 4 min

Stefan Hoeft
Der Jahresempfang 2023 der Stadt Jarmen im Kulturzentrum stellte in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes dar, umfasste einige Premieren. Und das keineswegs nur, weil er der erste nach der Corona–Zwangspause und für den 2021 gewählten Bürgermeister André Werner war. Letzterer drückte dem offiziellen Teil dieses 2009 eingeführten Veranstaltungsformats einen neuen Stempel auf, spickte dazu seinen Rück– und Ausblick auf das Geschehen in der Kommune mit vielen Fotos und Videosequenzen. Immer begleitet von den neuen Jarmener Leitbild–Logos. Die Zahl und Vielfalt der Gäste erreichte mit um die 150 einen Rekord.
Eingeladen die, die alls am Laufen halten
Dazu trug bei, dass neben Vertretern aus Wirtschaft, Vereinen und Institutionen erstmals die Angestellten von Verwaltung und Bauhof eingeladen wurden — also jene, die das ganze Jahr über die den Betrieb am Laufen halten. Hinzu kam so einige politische „Prominenz“: Angefangen bei den Bürgermeister–Kollegen der zum Amtsbereich gehörenden Dörfer sowie der Nachbarstädte Loitz und Anklam über Landrat Michael Sack (CDU), der als ehemaliger Jarmener diesen Abend besonders genoss, bis hin zum Vorpommern–Staatssekretär Heiko Miraß (SPD). „Man kann allen nur gratulieren, die hier leben, hier wohnen und vielleicht auch arbeiten dürfen“, äußerte der Mann, der bereits einige Male in der Kleinstadt weilte. „Jarmen ist etwas sehr, sehr besonderes.“

Einige, die zu diesem Ansehen und Charakter des Ortes beitragen, wurden anlässlich des Empfangs auf herausragende Weise vorgestellt und ausgezeichnet. Wie etwa Judo–Cheftrainer Marco Lüdemann vom Sportverein Blau–Weiß, der für seine erfolgreiche Nachwuchsarbeit vom Kreissportbund dessen Ehrennadel in Silber bekam. Verküpft mit einem Extra–Präsent für seinen deutschlandweit erfolgreichen vierköpfigen Wettkampf–Kader.
Spannung um Einträge ins Ehrenbuch
Einige Spannung umgab die Zeremonie ums Jarmener Ehrenbuch, das seit 2001 existiert. Auch da kamen diesmal so viele neue Namen hinzu wie nie — bedingt durch die lange Pause und das an diesem Tag bedachte Engagement. Denn stellvertretend für alle Ehrenamtlichen, die sich seit März 2022 für die lokale Ukraine–Hilfe einsetzen, durften sich nun Uwe Engel (aus Tutow), Harry Erdmann, Małgorzata Raschke, Angelika Thät, Gerhard Vockelmann und Ulrike Wiehler (alle Jarmen) auf einer Seite verewigen. Sie gehören zu den aktivsten jener Gruppe, die den im Amtsbereich angekommenen Kriegsflüchtlingen unter die Arme griffen — von der Herrichtung des Wohnraums über die Überwindung der Sprachbarrieren bis hin zum Kampf durch den deutschen Bürokratie–Dschungel.
Ebenso geehrt wurde der pensionierte Förster Olaf Pfau, dem seine Familie ob seines Herzens für die Natur statt rotem grünes Blut bescheinigt. Und der sich in seiner Freizeit um das Wohl der Jarmener Waldbestände kümmert. Ganz andere, aber trotz ihres jugendlichen Alters herausragende Qualitäten hat Jessie Lüdemann vorzuweisen: Die 17–Jährige gilt nicht nur landesweit als eines der besten Judo–Talente, sondern holte sich gerade in der U 18 den deutschen Meistertitel ihrer Gewichtsklasse. Für diesen Erfolg und den anstrengenden Weg dorthin bedachte sie ihr Heimatort mit einem Eintrag ins Ehrenbuch.
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Den erhielt außerdem posthum Jürgen Lüdemann, langjähriges Mitglied und zeitweise Vorsitzender der Stadtvertretung, überdies als Sänger und Chorleiter sowie als Lehrer und Schuldirektor ein hoch angesehener Bürger Jarmens. Er war mitten in der Pandemie im Herbst 2021 überraschend gestorben. Nun übernahm unter stehenden Ovationen des Publikums stellvertretend für ihn seine Witwe Inge das Unterschreiben — der wohl emotionalste Moment dieses Jahresempfangs.

Sehr herzlich gestaltete sich zudem die Begrüßung der Delegation aus dem polnischen Susz, die neben der Verwaltungsspitze um Bürgermeister Krzysztof Pietrzykowski fast den gesamten Stadtrat umfasste. Beide Seiten lobten und beschworen ihre seit 26 Jahren auf vielfältige Weise gelebte Partnerschaft. „Möge die Freundschaft zwischen Jarmen und Susz bis ans Ende der Welt dauern — und noch einen Tag länger“, sagte der polnische Ratsvorsitzende Stanisław Blonkowski auf Deutsch, großen Applaus erntend.