Überraschender Tod
Jugendliche sorgen mit öffentlicher Trauer für Aufsehen
Jarmen / Lesedauer: 3 min

Stefan Hoeft
Zwar gilt der Schützenplatz in Jarmen schon lange als beliebter Treffpunkt des Nachwuchses aus der Region, insbesondere die Südostecke mit ihrer überdachten Sitzgelegenheit. Doch was sich dort seit einer Woche jeden Abend tut, scheint bisher beispiellos und sorgt neben Aufsehen auch für zahlreiche Gerüchte in der Peenestadt und ihrer Umgebung.
Junge Menschen trauern gemeinsam
Denn mitunter fanden und finden sich dort deutlich mehr als 50 Teenager und junge Leute im Alter um die Zwanzig gleichzeitig ein, einen Tag sollen es sogar rund 90 gewesen sein. Und da nicht wenige mit dem eigenen Auto anrücken, stehen entsprechend viele Wagen umher — bis weit in die Nacht hinein.
Viel mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit rückt allerdings ein großer Baum unmittelbar neben ihrem Treffpunkt: Der Stamm ringsherum mit Blumen geschmückt und davor unzählige Kerzen, insbesondere Grablichter, die auch in der Dunkelheit ein darüber befestigtes großes Foto eines jungen Mannes beleuchten. Schließlich sind er und die Trauer um ihn der Grund für diesen täglichen Auflauf. Die von vielen Jarmenern registrierten Knaller beziehungsweise Böller zu Wochenbeginn gehen nach Nordkurier–Informationen wohl ebenfalls darauf zurück.
Trauer–Konvoi mit mehr als 40 Autos
Der aus dem Loitzer Amtsbereich stammende 21–Jährige war weithin bekannt unter seinen Altersgenossen am mittleren Peene– und Tollensetal, galt als sehr aufgeschlossen und Frohnatur. Um so mehr erschütterte Freunde und Bekannte die Nachricht von seinem plötzlichen und alle überraschenden Tod, viele der jungen Leute wirken nach wie vor fassungslos. Und suchen nun Trost in ihren gemeinsamen Runden an jenem Punkt, an dem auch der Verstorbene häufig mit ihnen verweilte.
Zusätzliches Aufsehen in der Stadt und bei anderen Verkehrsteilnehmern erregte zudem eine Konvoi–Fahrt der jungen Leute mit mehr als 40 Autos zum Heimatort ihres Freundes, die teilweise über die L 35 führte.
Ordnungsamt und Bürgermeister melden sich wegen Holzkreuz
Auch das Jarmener Ordnungsamt stattete der Trauergemeinde zwischenzeitlich einen Besuch ab, bemängelte dabei das oben am Stamm befestigte Holzkreuz. Eine Intervention, die nicht bei jedem der Jugendlichen auf Verständnis stieß, doch genau darum bittet Bürgermeister André Werner. Es drehte sich nämlich keineswegs um das Symbol an sich, sondern lediglich um seine Befestigung mittels Schraube, wie er auf Nordkurier–Nachfrage betonte. „So was geht auch bei keinem anderen Baum.“
Das Kreuz als solches hätte also wie alles andere durchaus bleiben dürfen, nur eben mit einer Aufhängung, die keinen Schaden anrichtet. Genauso wenig habe die Kommune etwas gegen diese Versammlungen – im Gegenteil: „Die jungen Leute sollen dort ruhig trauern“, so der Rathauschef. Denn es sei wichtig, gemeinsam über so ein Erlebnis und die damit verbundenen Empfindungen zu sprechen.
Das besagte Kreuz indes soll ohnehin nicht in Jarmen verbleiben, sondern bald auf dem Friedhof stehen: Die Jugendlichen wollen es auf dem Grab ihres Freundes platzieren.