Literatur

Junge Autorin stellt ihr Demmin-Buch vor

Demmin / Lesedauer: 3 min

Die Lesung in Demmin hat die junge Autorin Verena Keßler viel Mut gekostet. Im Voelschow Berg stellte sie sich Fragen zu ihrem Erstlingswerk „Die Gespenster von Demmin”.
Veröffentlicht:03.11.2020, 07:18
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Von:
  • Author ImageChristine Gerhard
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So aufgeregt wie vor ihrem Auftritt in Demmin am Donnerstagabend war die Leipziger Autorin Verena Keßler noch vor keiner anderen Lesung, gesteht sie. Schon während des Schreibens habe sie sich immer wieder gefragt, wie das Buch in der Stadt ankomme, in der es spielt.

Und so drehten sich die meisten Fragen bei der Lesung ihres Debütromans „Die Gespenster von Demmin“ im Veranstaltungshaus Voelschow Berg denn auch um die Hansestadt als Schauplatz der Handlung. Diesen will die 15-jährige Hauptfigur Larry so schnell wie möglich verlassen, um Kriegsreporterin zu werden. Ihrer älteren Nachbarin steht unterdessen der Umzug ins Seniorenheim bevor. Beim Aussortieren ihres Hausstands erinnert sie sich an das Kriegsende in Demmin.

Ob sie darüber nachgedacht habe, Demmin in dem Buch nicht explizit zu nennen, fragte eine der rund 25 Zuhörerinnen und Zuhörer. Darüber habe sie sich lange Gedanken gemacht, antwortet die Schriftstellerin. „Ich habe befürchtet, Gefahr zu laufen, dass Demminer sich auf den Fuß getreten fühlen. Aber ich glaube, dass es klar gewesen wäre, dass es sich um Demmin handelt. Außerdem würde ich gefragt werden, was die Vorlage war.“ Letztlich beschloss sie, den Schauplatz offen zu legen, versteht aber auch diesbezügliche Kritik.

Während viele Demminer bedauern, dass in der Öffentlichkeit hauptsächlich das Thema der Massenselbstmorde und des Kriegsendes mit der Hansestadt assoziiert wird, war die Geschichte vor der Entstehung des Buches weder der Verlegerin noch den Kommilitonen der Schriftstellerin bekannt gewesen. „Bei der Vorstellung sagten manche Kollegen, dass sie nie davon gehört hätten“, erzählte Verena Keßler. „Sie fanden es aber interessant.“

Respekt vor dem schwierigen Thema

Auch die Autorin selbst war erst durch einen Verwandtenbesuch bei Demmin auf den Stoff gestoßen. Zunächst habe sie sich nicht so recht an das schwere Thema herangetraut. Dann lief ihr bei einem „Todesseminar“ am Deutschen Literaturinstitut die Figur der jungen Larry zu, in deren naiven, lockeren, manchmal makaberen Ausdrucksweise sie sich dem Thema leichter nähern konnte. „Ich hatte das Gefühl, mit Larry muss ich nicht so sehr ein Blatt vor den Mund nehmen“, erklärt die Autorin.

Ihre Zuhörer amüsierten sich über Larrys trockene Kommentare zum Tod und zum Altern, freuten sich aber auch über die kleinen Details aus ihrer Hansestadt, den Schleichweg zum Schwanensee, die Erwähnung von „Bangladesch“ – auch wenn Larry, wie viele Jugendliche, ihre Heimatstadt langweilig findet. „Ich habe mich gefragt, ob mir die Leute übel nehmen, was Larry über Demmin sagt oder ob sie sehen, dass das Buch mit Liebe für die Stadt geschrieben ist“, sagte Verena Keßler, nach der Lesung sichtlich erleichtert: Allgemein seien die Rückmeldungen zu ihrem Buch überwiegend positiv, so die junge Autorin – „zumindest die, die mich erreichen.“

Sie möchte wiederkommen. Bei ihren Recherchereisen in die Hansestadt hat sie viele Demminer kennengelernt. „Außerdem habe ich gehört, dass man hier gut Urlaub machen kann“, sagt sie.