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Masterarbeit

Diese Ideen hat ein junger Architekt für die Demminer Herrenhaus-Ruine

Demmin / Lesedauer: 5 min

Das Haus Demmin ist eine Ruine. Ein Student aus Karlsruhe interessiert sich trotzdem dafür: Er sucht für seine Master–Arbeit Informationen über den Gebäudekomplex. 
Veröffentlicht:21.04.2023, 05:45

Von:
  • Anke Krey
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Eine Kombination aus Kindertagesstätte und Seniorenheim möchte Konstantin Neumann im sanierten und erweiterten Haus Demmin  im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte unterbringen. Die Entwürfe für die Belebung der Herrenhaus-Ruine mit viel Geschichte wird der junge Mann, der Architektur am renommierten KIT (Institut für Technologie) in Karlsruhe studiert, im Rahmen seiner Master–Arbeit anfertigen.

Fotografien von Haus Demmin willkommen

Den Nordkurier bat der Student um Unterstützung für dieses Vorhaben: „Die Dokumentenlage zum Haus Demmin ist sehr dürftig“, bedauert Neumann. „Deshalb suche ich händeringend nach Fotografien des Hauses, sowohl von innen als auch von außen.“ Einiges konnte er im Internet finden, bestätigt der angehende Architekt, wie Ansichten im AnStatt–Museum oder die aktuelle Machbarkeitsstudie. Auch der Kontakt zum Demminer Heimatverein konnte bereits hergestellt werden.

Konstantin Neumann schreibt seine Master-Arbeit im Fach Architektur über Haus Demmin. (Foto: Privat)

„Aus der Machbarkeitsstudie geht auch hervor, dass eine solche Nutzung von rechtlicher Seite her wohl kaum infrage kommt“, meint der Studierende. „Mir ist also klar, dass mein Entwurf in der Realität nicht verwirklicht werden kann. Es ist aber das Schöne an Projekten für die Universität, dass man so etwas ignorieren darf.“

„Einst ein wunderschönes Bauwerk“

Architektur beginne oft beim Wunschtraum, so Neumann: „Man schreibt sich alles zusammen, was man gern hätte — und dann streicht man raus, was aus den verschiedensten Gründen nicht geht.“ Das sieht er auch als guten Ansatz, um ein Konzept für die Wiederauferstehung des Hauses Demmin zu entwickeln: „Das war einst ein wunderschönes Bauwerk, und es wäre sehr schade, wenn es weiter verfällt.“

Auch wenn der Architektur–Student aus der Nähe von Stuttgart stammt, hat er doch eine gewisse Beziehung zur Region. Dies verdankt er seinen Großeltern, wie Neumann berichtet: „Ich war früher jedes Jahr im Sommer mit ihnen in den Ferien auf der Insel Rügen.“ Dort habe er gemeinsam mit seinem Opa das verfallende Gutshaus Lancken erkundet und die historische Anlage mit Park und Allee habe ihn sehr beeindruckt.

Bewusst gegen einen Neubau entschieden

Diese Faszination ist auch mit ein Grund dafür, dass er sich in seiner Master–Arbeit der Reaktivierung des Hauses Demmin verschrieben hat. Bei der Suche nach einem interessanten Projekt habe er sich bewusst dagegen entschieden, einen Neubau zu entwerfen — auch aus Gründen der Nachhaltigkeit, so Neumann: „Wir sollten uns mehr darum bemühen, Vorhandenes zu nutzen.“

Bei Haus Demmin erweist sich das aber als eine Herausforderung, denn Neumann fand bislang kaum Bildmaterial, und auch keine Baupläne. Deshalb sucht er dringend Ansichten, Fotos und Grundrisse — und bittet nun um die Mithilfe der Nordkurier–Leser. Weil das Haus viele Jahre lang als Internat genutzt worden ist, hofft er darauf, dass Demminer noch Fotos besitzen oder sich zumindest an die Raumaufteilung erinnern können: Wo verliefen die Treppen? Wo waren Wände, wo befanden sich Türen?

Geschichte von Gutshäusern führt zu einer Idee

Wer ihm weiterhelfen kann, der wird gebeten, sich an die Redaktion zu wenden. Vielleicht kommt der angehende Architekt auf diesem Wege zumindest an eine Skizze, die es ihm ermöglicht, das Gebäude besser zu verstehen.

„In Gutshäusern lebten früher viele Menschen unter einem Dach“, sagt Neumann. „Tagsüber war jeder, der arbeiten konnte, auf dem Feld, im Garten oder im Haushalt beschäftigt. Zu Hause blieben nur die Alten und die kleinen Kinder.“ Das brachte ihn auf die Idee, im Haus Demmin wieder die Generationen zusammenzubringen. Denn Alt und Jung können voneinander profitieren: Die Senioren haben das gute Gefühl, gebraucht zu werden — und Kinder lieben Geschichten, die man ihnen auch immer wieder erzählen kann.

Wünsche der Demminer sind ihm wichtig

Wie begegnen sich die Generationen und welche Bedürfnisse haben sie jeweils? Das ist die zentrale Frage, die Neumann beantworten und in Architektur übertragen möchte. Dabei denkt er eher an betreutes Wohnen als an ein Pflegeheim. „Die direkte Umgebung des Hauses bietet viele Möglichkeiten zur spontanen Interaktion“, unterstreicht der angehende Architekt. Dort gab es früher zwei Ställe und ein Nebengebäude. Diese will er in das Projekt mit einbeziehen — beispielsweise als Atelier, indem man gemeinsam malen kann, oder als Werkstatt, wo auch Platz ist, gemeinsam eine Modelleisenbahn fahren zu lassen. Die alten Obstbäume sollen gepflegt werden, und vielleicht könnte man auch ein paar Beete anlegen und gemeinsam bewirtschaften. „Geerntet und gekocht wird dann zusammen.“

Für sein Projekt ist es Konstantin Neumann zudem wichtig, zu erfahren, was sich die Demminer wünschen. So könnte das Nebengebäude Raum für eine Ausstellung bieten. Es könnte aber ebenso gut als Raum für Bewegung genutzt werden, in dem die Kinder toben und turnen, Senioren sich zur Gymnastik treffen, und die Eltern am Nachmittag zu Yoga und Pilates. Auch wenn die räumliche Situation ein bisschen wie eine Insel erscheint, ist es Neumann wichtig, das Areal für die Stadt zu öffnen. Deshalb interessiert es ihn, zu erfahren, wofür es in der Hansestadt bisher noch keine Räume gibt.

Auch wenn die Gebäude, die der Architektur–Student im Rahmen seiner Master–Arbeit entwirft, nicht gebaut werden, kann er mit seinen Ideen vielleicht doch einen Beitrag leisten zur Wiederbelebung des Hauses Demmin. „Möglicherweise nur als Denkanstoß“, sagt Konstantin Neumann. „Ich würde mich freuen, wenn ich mit meiner Arbeit am Ende doch etwas bewirken kann, was der Stadt weiterhilft.“