Schweinezucht Alt Tellin

Kreis stellt Labor-Bericht zu Brandfolgen in Aussicht

Alt Tellin / Lesedauer: 4 min

Haben die Ämter ausreichend auf mögliche Folgen des Großfeuers bei der Schweinezucht Alt Tellin für Mensch und Umwelt reagiert? Der viel kritisierte Landkreis hofft nun auf erste Untersuchungsergebnisse.
Veröffentlicht:05.06.2021, 07:34
Aktualisiert:06.01.2022, 21:52

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Der Ruf als Europas größte Ferkelfabrik, ein den ganzen Tag über schwelender Großbrand, mehr als 50.000 verendete Tiere sowie eine weithin ins Land zu sehende dicke Rauch- und Rußwolke, die fast schon apokalyptisch anmutete: Die am 30. März und in den Tagen danach entstandenen Berichte, Bilder und Videos von der Schweinezucht Alt Tellin haben die Region am Tollensetal für Wochen auf ziemlich negative Weise ins Licht der Öffentlichkeit gerückt – deutschlandweit und teils darüber hinaus. Doch was diese Katastrophe für Mensch und Natur in der unmittelbaren Umgebung der Anlage bedeutete, trat dabei eher in den Hintergrund, die Debatte um mögliche gesundheitliche und Umweltschäden wurde auch von den Behörden auffällig kleingehalten.

Selbst in der Gemeindevertretung Alt Tellin, in deren Gemarkungsbereich der auf dem Acker zwischen Neu Plötz und Siedenbüssow befindliche Stallkomplex liegt, gab es viel mehr neue Fragen als Antworten zu diesem Thema, Konkretes war eigentlich überhaupt nicht zu hören. Und das trotz jeder Menge Anfragen bei Behörden und Politik. Von fehlenden Informationen für die Bewohner der in unmittelbarer Nachbarschaft und Windrichtung liegenden Dörfer, die zur Stadt Jarmen und zu Völschow gehören, ganz zu schweigen. Und daran hat sich auch mehr als zwei Monate nach dem verheerenden Brand nichts geändert.

Besonders ins Fadenkreuz geraten ist der Landkreis Vorpommern-Greifswald als unterste Katastrophenschutz-, Abfall-, Gesundheits-, Natur- und Umweltschutzbehörde. Selbst Landes-Agrarminister Till Backhaus bekundete bei einem Lokaltermin Ende des Monats öffentlich sein Befremden über das Verhalten der Verantwortlichen im Landratsamt.

Landkreis widerspricht Vorwürfen

Dort verwies man damals auf die noch laufende nötige Ausschreibung für gezielte Analysen. Verstärkte damit aber eher noch die Vorwürfe, auf Zeit zu spielen und das ganze Ausmaß der Folgen unter den Teppich kehren zu wollen. Dass der Landkreis nicht reagiere beziehungsweise untätig sei, bezeichnet sein Pressesprecher Achim Froitzheim allerdings als „schlicht falsch“.

Denn dass der Betreiber der Anlage unmittelbar nach dem Brand auf den benachbarten Ackerflächen das Gros der niedergegangenen Brandrückstände einsammeln ließ, was der betroffene Landwirt dem Nordkurier bestätigte, sei auf Weisung der unteren Abfallbehörde geschehen. „Die von Mitarbeitern der Anlage aufgenommenen Stoffe wurden in dafür geeigneten Behältern gesammelt und zwischengelagert.“

Zudem weist Froitzheim darauf hin, dass in diesen Angelegenheiten das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Neubrandenburg mit im Boot sitzt, das einst auch die Betriebsgenehmigung für Alt Tellin erteilte. Alle Maßnahmen würden mit der Behörde in der Viertorestadt abgestimmt und dann von Fachleuten umgesetzt. „Dazu gehören natürlich umfassende Untersuchungen von Bodenproben. Zudem erfolgen Untersuchungen von Flüssigkeiten aus den Güllekanälen der Anlage.“

Nur wenige regionale Fachleute

Das Grundproblem liege momentan bei der Analytik von Dioxin und Furanen, die als toxische Produkte des Verbrennungsprozesses zumindest vermutet werden können, erläutert der Pressesprecher auf Nordkurier-Anfrage. Denn für die Aufgabe, mehrere Flächen des nördlich gelegenen Ackers dahingehend zu untersuchen, bedürfe es eines entsprechend spezialisierten Ingenieurbüros. Aber es gebe eben kaum regionale Firmen, welche die entsprechende Fachexpertise besitzen und freie Kapazitäten haben, sagt Froitzheim. „Nur dank engagierten Vorsprechens aus unserem Hause wurde der Untersuchungsauftrag kurzfristig übernommen.“

Kritikern der zeitlichen Abläufe sei versichert, „dass die Realisierung der breit angelegten Untersuchungsabläufe sich unter keinen Umständen schneller bewerkstelligen lässt“, so der Mann aus dem Landratsamt. Von daher zeigt er sich auch noch vorsichtig, was das Ende der Auswertung betrifft. „Ein entsprechender Abschlussbericht wird frühestens Ende nächster Woche erwartet.“ Möglicherweise sei aber bis Mitte der kommendenWoche zumindest mit einem Zwischenbericht zu rechnen.