Gesundheitsgefahr nach Großbrand?

Kreis wiegelt ab – Alt Tellin war kein Katastrophenfall

Alt Tellin / Lesedauer: 3 min

Großbrand ja – Katastrophe nein. So lautet die Einschätzung des Kreises zum Unglück in Alt Tellin, bei dem 55 000 Tiere verendet sind und Anwohner sich vor einer Rauchwolke schützen mussten.
Veröffentlicht:20.04.2021, 19:32
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  • Author ImageUlrike Rosenstädt
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Weder die Bilder noch die Emotionen verblassen. Auch unangenehmste Gerüche nicht. Waren sie am Tag des Brandes stechend, im wahrsten Sinne des Wortes atemraubend, liegt bis heute schwer Definierbares in der Luft. Der verheerende Großbrand in Alt Tellin, bei dem rund 55 000 Tiere qualvoll starben, ist allgegenwärtig.

Die gesamte Stallanlage ging in Flammen auf. Es bestand die Gefahr, dass auch die nur 50 Meter vom Brandherd entfernte Biogasanlage explodiert. Auch gut drei Wochen nach diesem traumatischen Geschehen bleiben viele Fragen offen.

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Keine Messungen am Brandherd möglich

Einige, nämlich die nach dem Schutz der Bevölkerung, die unweit der Anlage lebt, hat der Landkreis nun, nach mehrmaligem Nachfragen, beantwortet: „Der Einsatz galt einem Großbrand, keiner Großschadenslage und keiner Katastrophe. Es handelt sich also um einen großen Einsatz. Weder waren Leib und Leben der Bevölkerung unmittelbar gefährdet, noch musste Katastrophenalarm gegeben werden“, heißt es in einer schriftlichen Antwort von Kreissprecher Achim Froitzheim, die dem Nordkurier seit Dienstag vorliegt.

Nach seinem Kenntnisstand „war es nicht möglich, Gase am Brandherd oder in der Rauchsäule zu messen“. Dennoch müsse bei einer solchen Brand- und Rauchentwicklung immer davon ausgegangen werden, dass gesundheitsschädliche Stoffe entstehen. Das werden all jene, die am Bandtag vor Ort im Einsatz waren, bestätigen und natürlich auch all jene, die in unmittelbarer Nähe wohnen.

Verkohlte Plastikteile auf der Dorfstraße

Wohl am meisten belastet durch die Bilder, doch vor allem auch durch eine riesige schwarze Giftwolke waren die Einwohner von Neu Plötz. Denen fielen verkohlte Plastikteile auf der Dorfstraße direkt vor die Füße. In dem Moment wollte sich niemand ausmalen, ob es sich mit Plastik verschmolzene Tierreste handelte. Kohlkopfgroß waren Teile, die der Wind vom Brandherd übers Feld auf die Straße schleuderte. Für die Menschen vor Ort kam und kommt bis heute all das Erlebte sehr wohl einer Katastrophe gleich.

Wie wurden sie in diesem Moment gewarnt? „Die Anwohner wurden über die Leitstelle über NINA beziehungsweise MoWAS (Modulares Warnsystem) informiert. Zusätzlich gab es Lautsprecherdurchsagen der Polizei“, erklärt der Kreissprecher.

Auf die Frage, welche konkreten Aufgaben dem Landkreis im Fall so einer speziellen Situation wie in Alt Tellin zukommen, heißt es: „Der Landkreis übernimmt über die integrierte Rettungsleitstelle die Alarmierung und Nachalarmierung der Einsatzkräfte, also Feuerwehr und Rettungsdienst und informiert die Leitstelle der Polizei.“ Zudem habe die Einsatzleitung zusätzlich die Bevölkerungsinformation über Lautsprecher angeordnet.

Nach Aussagen des Kreissprechers konnten die Anwohner nach Beendigung des Einsatzes auch Fenster und Türen wieder öffnen. Ganz sicher geschieht dies nicht mehr so selbstverständlich, wie vor der Katastrophe von Alt Tellin.